Monika Czernin / Jean-Pierre Lavandier, Maria Theresia - Liebet mich immer

monika czernin, maria_theresia„Gewiss, alles deutete längst darauf hin, dass es sich um einen kostbaren Fund handelt, allein die schiere Masse der Briefe, dieser dicke Stapel an Handschriften. Fast alles aus einer Feder! Aber dass es sich um längst vergessene Briefe von Maria Theresia, der einzigen Frau auf Habsburgs Thron, an die Mutter jenes Patenkindes handelt, ist eine Sensation, ein Geschenk des Zufalls …“ (S. 8)

Mehr als 150 Jahre lagern Stapel von Briefen in einem großen Schrank auf Schloss Tratzberg in Tirol. Dorthin gebracht wurden von Graf Franz Enzenberg, der das Schloss 1847 gekauft hatte. Dessen Vater war ein Patenkind Maria Theresias und die Briefe waren an seine Großmutter Sophie Enzenberg geschrieben, Briefe Kaiserin Maria Theresias an ihre beste Freundin.

Für das Buch wurde eine Auswahl an Briefen gewählt, welche den Charakter der Freundschaft zwischen der österreichischen Regentin und Sophie Enzenberg am besten wiedergeben. Vor allem der frühe Tod des Kaisers und die Sorge um ihre Kinder hat die Beziehung zu ihrer Freundin Sophie Enzenberg, die von 1745 bis zum Tod der Kaiser andauerte, zusätzlich verstärkt.

Die Briefe Maria Theresias geben Einblick in ihren Alltag als Regentin, ihre zunehmenden Depressionen, aber auch ihre eiserne Disziplin, mit der sie ihre Aufgaben erfüllt hat. Von Sophie Enzenberg selbst ist nur ein einziger Brief erhalten geblieben, doch lässt sich in den Briefen der Kaiser das tiefe Vertrauen in die Loyalität und das Verständnis der Briefpartnerin erahnen.

Im Kapitel „1745 Hofdamen hören und sehen alles“ zeigt die Anfänge der Freundschaft zwischen Maria Theresia und Sophie Schack, der ehemaligen Hofdame ihres Ehemanns Franz Stephan von Lothringen und seit 1745 Hofdame der Regentin. Als Sophie im Jahr 1746 Kassian von Enzenberg heiratete, wurde die Hochzeit auf Einladung Maria Theresias auf Schloss Schönbrunn gefeiert, bevor sie ihrem Ehemann nach Bozen folgt.

Die ersten erhaltenen Briefe Maria Theresias an Gräfin Sophie von Enzenberg stammen aus dem Jahr 1753, in denen zum Ausdruck kommt, dass die Regentin ein Projekt des Ehemannes ihrer Freundin sowie seine Karriere insgesamt gefördert hat, wobei die Freundschaft zu Sophie im Mittelpunkt steht:

Aber dieses Mal werde ich Euch sagen, dass ich Euren Mann nicht ohne Euch sehen will. (32)

Nach dem Tod ihres Gemahls Franz Stephan I. ändert sich der Ton der Briefe dramatisch und ist von Trauer um den großen Verlust durchzogen, wobei im Laufe der Zeit die zunehmenden Depression Maria Theresias immer stärker zum Ausdruck kommen.

Mit viel Einfühlungsvermögen und detailliertem Hintergrundwissen werden die Briefe der großen österreichischen Herrscherin in einen erläuternden Rahmen eingebunden. Die Leserinnen und Leser nehmen mit den Briefen an der Beziehung zweier Menschen teil, in denen sich immer wieder auch die große Weltpolitik widerspiegelt.

Ein überaus interessantes und empfehlenswertes Sachbuch, das Maria Theresia anhand von zahlreichen Briefausschnitten und historischen Erläuterungen von einer ganz neuen, sehr persönlichen und verletzlichen Seite zeigt.

Monika Czernin / Jean-Pierre Lavandier, Maria Theresia - Liebet mich immer. Briefe an ihre engste Freundin, Fotos und Briefe: Thomas Schrott
Wien: Ueberreuter Sachbuch-Verlag 2018, 200 Seiten, 21,95 €, ISBN 978-3-8000-7664-2


Weiterführende Links:
Ueberreuter Sachbuch-Verlag: Monika Czernin / Jean-Pierre Lavandier, Maria Theresia - Liebet mich immer
Wikipedia: Monika Czernin

 

Andreas Markt-Huter, 15-01-2019

Bibliographie

AutorIn

Monika Czernin / Jean-Pierre Lavandier

Buchtitel

Maria Theresia - Liebet mich immer. Briefe an ihre engste Freundin

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

Ueberreuter Sachbuchverlag

Illustration

Thomas Schrott

Seitenzahl

200

Preis in EUR

21,95

ISBN

978-3-8000-7664-2

Kurzbiographie AutorIn

Monika Czernin wurde in Klagenfurt geboren und studierte Pädagogik, Politikwissenschaft, Philosophie und Publizistik in Wien. Sie arbeitete für den ORF und in der Kulturredaktion der Tageszeitung “Die Presse”. Seit 1996 lebt sie als freie Autorin und Filmemacherin in München.

Jean-Pierre Lavandier wurde in Flaujagues an der Dordogne geboren, studierte Germanistik in Bordeaux und war Assistent Univ. Prof. Adam Wandruszka. Seine Forschungsschwerpunkte sind die österreichische Rechts- und Kulturgeschichte, insbesondere die Bücherzensur, sowie die Geschichte der Habsburger im 18. Jahrhundert.