„Ziel der vorliegenden Publikation ist es, die vernachlässigte »Lokalgeschichte« des Nationalsozialismus und Holocaust in den Blickwinkel historischer und soziologischer, vor allem aber auch bildungswissenschaftlicher und (fach-)didaktischer Forschung zu nehmen.“ (S. 8)
In neun Beiträgen werden sowohl verschiedene Aspekte des Nationalsozialismus und seiner verbrecherischen Konzentrationslager in Österreich beleuchtet, als auch verschieden kleine Nebenlager vorgestellt.
Kassandra Gruber setzt sich in ihrem Beitrag mit den Organisations- und Verwaltungsstrukturen in den nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern auseinander. Dabei steht vor allem die „Inspektion der Konzentrationslager“, als zentrale Führungsinstanz der NS-Lager wie auch die unterschiedlichen Häftlingskategorien im Mittelpunkt der Darstellung. Helga Embacher zeigt auf, wie die Hierarchie der Opfer auch nach ihrer Befreiung weitergeführt wurde, was sich selbst im österreichischen Opferfürsorgegesetzt wiederfinden lässt.
Alexandra Preitschopf behandelt einige Außenlager in Salzburg und Oberösterreich wie z.B. das Dachauer Außenkommando Hallein. Robert Obermair analysiert die Geschichte des ehemaligen Lagers Vöcklabruck, seine Entstehungsgeschichte und die Rolle der lokalen Verwaltung und Bevölkerung aber auch die Erinnerungs- und Gedenkkultur in Vöcklabruck nach dem Zweiten Weltkrieg. Verena Wiesinger befasst sich mit Ereignissen in der NS-Zeit im oberösterreichischen Ort Zipf, wobei das Geheimprojekt „Schlier“ im Mittelpunkt steht.
Um die pädagogische Vermittlung des KZ-Außenlager Steyr-Münichholz als Ort des Lernens und der Auseinandersetzung geht es im Beitrag von Martin Hagmayr und Robert Hummer. Über die Geschichte des Lagers wird ein Blick auf den „Stollen der Erinnerung“ geworfen, in dem die Häftlinge zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Adelheid Schreilechner bietet exemplarisch methodisch-didaktische Überlegungen zur Auseinandersetzung mit den Außenlagern im Geschichtsunterricht.
Aspekte der aktuellen Herausforderungen bei der Auseinandersetzung mit dem Holocaust im Unterricht speziell bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund zeigt Bernadette Edtmaier in ihrem Beitrag auf. Dominik Gruber und Manfred Oberlechner setzen sich in ihrem Text mit den problematischen Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus und den Holocaust im öffentlichen Diskurses auseinander und versuchen kritische Diskussionen zu Vergleichen mit dem Nationalsozialismus anzuregen.
Das vielschichtige Sachbuch zum Thema Nationalsozialismus und KZ-Lager zeigt unterschiedliche Aspekte der Auseinandersetzung mit Thema ebenso und bietet pädagogische und didaktische Anregungen der Vermittlung im Unterricht. Ein historisch wie pädagogisch interessantes Sachbuch, das besonders für den Geschichtsunterricht wichtige Impulse zu vermitteln versteht.
Kassandra Gruber / Helga Embacher / Alexandra Preitschopf / Robert Obermair, u.a., Eine Spurensuche. KZ-Außenlager in Salzburg und Oberösterreich als Lernorte, hrsg. v. Helga Embacher / Manfred Oberlechner, u.a.
Frankfurt a. Main: Wochenschau Verlag 2019, 208 Seiten, 23,50 €, ISBN 978-3-7344-0759-8
Weiterführende Links:
Wochenschau Verlag: Helga Embacher / Manfred Oberlechner u.a., Eine Spurensuche
Wikipedia: Helga Embacher
Andreas Markt-Huter, 20-12-2019