Selma Mahlknecht / Herbert Rosendorfer, Lunarda

Buch-Cover

Wie Popstars erscheinen uns Lesern die Autoren, wir haben klare Vorstellungen und aufgekratzte Bilder von ihnen und lesen oft deshalb einen Text, weil wir sie Fan-mäßig lieben.

Nun haben sich Selma Mahlknecht und Herbert Rosendorfer für einen Roman zusammengetan, wohl auch um die Leser zur Frage zu provozieren, was stammt von wem? Dabei ist diese Verbindung eines erfahrenen Autors mit einer bereits als Individuum etablierten Autorin das Thema des Romans.

Die Studentin Paula springt eines Tages aus purem Übermut für die verschwundene Thea als Model ein, sie meldet sich nackt beim gereiften Maler Damaskus und sitzt ihm verlässlich vor der Leinwand. Natürlich gibt es einen Diskurs über Schamgefühle, Nacktheit und Kunst, aber selbst das dritte Date, an dem es bekanntlich immer zum Sex kommt, verläuft künstlerisch wertvoll.

Wie in Künstlerromanen üblich, entwickelt sich zwischen Model und Meister ein seltsames Verhältnis, das in dem Wunsch des Meisters gipfelt, Paula als gekrönte Lunarda zu malen.

Warum? Lunarda? - Weil sie schön ist wie der Mond. (106)

Paula verliebt sich pflichtgemäß in den Maler, holt Erkundigungen auf der Uni ein, was wohl hinter der Maske des Mal-Professors Damaskus steckt, und verdirbt es sich fast mit der Großmutter, als es zu einer gemalten Nacht im Zimmer des Dorfgasthauses kommt.

Allmählich erzählt Paula ihre ganze Lebensgeschichte, Mutter hat ein eher freizügiges Verhältnis zu Männern gehabt, sie selbst erlebt als Lunarda einen noch nie gekannten Lebenszug an Selbständigkeit. Und dann taucht noch der Verdacht auf, dass der Maler ihr leiblicher Vater sein könnte.

Auf den letzten Seiten stirbt der Maler in Wort und Bild. In langen Aufzeichnungen stellt er seine Sicht des Verhältnisses dar, die Arbeit als Kunst, die Kategorien der Modelle, die Magie von Lunarda.

Als Paula ihre Mutter zum Begräbnis einladen will, ist diese sturzbetrunken und rückt nicht mit der Wahrheit heraus, ob Damaskus wirklich ihr Vater gewesen ist. Und wer sonst könnte das wissen?

Lunarda ist ein routiniert geschriebener Künstlerroman, der kein Klischee auslässt. Venedig als Sterbestadt kommt genauso zur Sprache wie das Altern alter Meister. Und neben der Melancholie des Themas vom Altern und Sterben alter Männer, kommt immer auch ein bisschen lässliche Alterslüsternheit heraus, die wahrlich ein Luder ist.

Selma Mahlknecht / Herbert Rosendorfer: Lunarda. Roman
Innsbruck: Edition Laurin bei innsbruck university press iup 2011, 318 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-902719-91-1

 

Weiterführender Link:
Edition Laurin: Selma Mahlknecht / Herbert Rosendorfer, Lunarda

 

Helmuth Schönauer, 20-05-2011

Bibliographie

AutorIn

Selma Mahlknecht / Herbert Rosendorfer

Buchtitel

Lunarda

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Edition Laurin bei innsbruck university press iup

Seitenzahl

318

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-902719-91-1

Kurzbiographie AutorIn

Selma Mahlknecht, geb. 1979 in Meran, lebt in Rabland.

Herbert Rosendorfer, geb, 1934 in Bozen, lebt in Eppan.