Stanislav Struhar, Die Gabe der Hoffnung

stanislav struhar, die gabe der hoffnungEs gibt Wörter, die sind frühlingshaft hell und zuversichtlich, Gabe und Hoffnung gehören dazu, und wenn der Name Stanislav Struhar fällt, löst sich jede Düsternis aus der Literaturgeschichte und es wird plötzlich Licht.

Stanislav Struhar stellt seine Romanfiguren gerne in ein unauffälliges Ambiente, worin die Mehrsprachigkeit gang und gäbe ist. Seine Helden haben keine Zeit, sich mit Sprachproblemen lange aufzuhalten, weil sie miteinander reden wollen und deshalb auf Anhieb in eine herzliche Universalsprache finden.

Alena und Matthias sind mit ihren Hunden Max und Achim in den Auen vor Wien unterwegs und werden noch während der ersten Jogging-Runde ein Paar. Beide haben studiert und arbeiten in prekären Verhältnissen, aber jetzt geht es darum, zusammenzuziehen und eine gemeinsame Sprache zu finden. Alena ist Tschechin mit Vorfahren aus Zlin, ihre Eltern sind noch während der Vorhang-Zeit über Kroatien nach Wien geflüchtet.

Jetzt nimmt Alena Matthias mit zu ihrer Großmutter nach Zlin, und die Schönheit der Stadt tut sich auf Deutsch auf, obwohl Matthias noch am ersten Tag begonnen hat, Tschechisch zu lernen. Die Fahrt ins ehemalige Gottwaldov ist eigentlich ein Katzensprung, von den Vororten Wiens aus sieht man nämlich bei gutem Willen direkt nach Tschechien.

Allmählich verschmelzen die Verwandtschaftsverhältnisse zu einer gemeinsamen Geschichte, jeder ist einmal unterwegs gewesen und hat von vorne beginnen müssen. In Bad Bleiberg gibt es ein altes Haus, worin noch alte Geschichten und Erinnerungen gespeichert sind, aber auch diese können die Zukunfts-Lust des Paares nicht stören.

Matthias probiert es mit einem eigenen Café, Alena ist bitterlich enttäuscht, als sie nicht schwanger wird. Die Familienmitglieder besuchen einander und genießen das Zusammensein wie auf Standbildern des Glücks. Die Herzlichkeit ist so heftig, dass Matthias an manchen Tagen zweimal Schweinsbraten essen muss, den man jeweils für ihn nach Art des Hauses gekocht hat.

Eine Frau aus Nigeria wird wie selbstverständlich im Lokal angestellt, wer einmal selbst auf der Flucht gewesen ist, sieht sofort, wann er einem anderen auf der Flucht helfen muss. Und die Heimat? Sie ist für jeden Tschechen immer in Tschechien, aber sie ist jeden Tag auch dort, wo der Beheimatete sich gerade aufhält.

Stanislav Struhar erzählt leicht und ungebrochen vom Tagwerk des Glücks. Auf Handwerker muss man immer aufpassen, dass sie auch arbeiten, sagt jemand, der gerade vom Arbeitsamt kommt. Auf dem Weg zum Glück darf man die Vorschriften nicht alle ernst nehmen. - Eine wunderbare Rückkehr des Autors in seine Geburtsstadt!

Stanislav Struhar, Die Gabe der Hoffnung. Roman
Klagenfurt: Wieser Verlag 2018, 131 Seiten, 21,00 €, ISBN 978-3-99029-289-1

 

Weiterführende Links:
Wieser Verlag: Stanislav Struhar, Die Gabe der Hoffnung
Wikipedia: Stanislav Struhar

 

Helmuth Schönauer, 30-03-2018

Bibliographie

AutorIn

Stanislav Struhar

Buchtitel

Die Gabe der Hoffnung

Erscheinungsort

Klagenfurt

Erscheinungsjahr

2018

Verlag

Wieser Verlag

Seitenzahl

131

Preis in EUR

21,00

ISBN

978-3-99029-289-1

Kurzbiographie AutorIn

Stanislav Struhar, geb. 1964 in Gottwaldov (Zlin), lebt in Wien.