Martin Suter, Huber spannt aus

Buch-Cover

Irgendwie ticken sie nicht richtig, diese Business-Menschen. Unter einander haben sie ein undurchschaubares Regelwerk der Kommunikation installiert, nach außen hin fungieren sie abgeschottet und quasi nicht von dieser Welt.

Martin Suter veröffentlicht seit Jahren satirische Miniknigges aus dem Dschungel der Business-Welt, dabei blicken dynamische Akteure plötzlich gelähmt auf ihr eigenes "Wurstelwerk" von Nonsens, während die von der Wirtschaft bereits still gelegten Menschen schadenfroh nicken: "Na macht nur mal!"

Die Titelgeschichte Huber spannt aus ist überhaupt in drei Teile gespalten, so kompliziert und aufregend sind die Episoden. Der Huber mit seinem trivialen Namen gönnt sich ein paar Tage am Strand und verzweifelt, weil er mit der Sonnenliege nicht klar kommt. Aber ausspannen ist angesagt und das Relaxprogramm wird durchgezogen, bis der Stress vollkommen ist.

In einer anderen Geschichte ertappen tratschende Angestellte den Chef, wie er gerade eine billige Flasche Wein einkauft. Die kleinen Angebotsjäger sind erstaunt, dass es der Chef so billig gibt, bis sie dahinter kommen, dass dieses billige Gesöff für sie selbst gedacht ist, um demnächst sparsame Gehaltsverhandlungen abzufeiern.

Am Pfingstmontag vergisst ein übereifriger Manager tatsächlich, dass alle frei haben, er sitzt allein im Bürohaus und macht einen Kreuzweg an Business durch. Niemand ist da für die kleinen Bürorituale, letztlich ist alles für die Wäsch, wenn man bei der Arbeit nicht gesehen wird. Die Geschichten in der Business-Class vertragen oft keine Gespräche mehr, alles was zu sagen ist, steht auf dem Schreibtisch. So artet die Beschreibung eines Manager-Schreibtisches in eine romantisch verzwickte Story im Stile Spitzwegs aus: jeder noch so kleine Furz braucht sein eigenes Design.

An anderer Stelle sprudelt die Wortlosigkeit als Kündigungstratsch durch die Gänge. Wer hat was falsch gemacht, wer steht auf der Abschussliste, niemand ist sicher vor dem Tratsch und der Entfernung aus dem Betrieb, die Kündigungen schweben wie tausend Damoklesschwerte über den Bediensteten.

Als Leser der Unbuissiness-Class ist man erfreut über diese bösen Geschichten. Diese Figuren müssen ganz schön Angst haben untereinander, wenn sie sich so fies benehmen, denkt man sich. Letztlich benehmen sich diese Helden der hohen Arbeitswelt sinnlos daneben wie die Mitglieder aussterbender Königshäuser. Vielleicht besteht die Aufgabe von Managern wirklich nur darin, perversen Stoff für wunderschöne Geschichten Marke Suter zu liefern.

Martin Suter: Huber spannt aus und andere Geschichten aus der Business Class.
Zürich: Diogenes 2005. 181 Seiten. EUR 18,90. ISBN 3-257-06468-3.

 

Helmuth Schönauer, 28-03-2005

Bibliographie

AutorIn

Martin Suter

Buchtitel

Huber spannt aus und andere Geschichten aus der Business Class

Erscheinungsort

Zürich

Erscheinungsjahr

2005

Verlag

Diogenes

Seitenzahl

181

Preis in EUR

EUR 18,90

ISBN

3-257-06468-3

Kurzbiographie AutorIn

Martin Suter, geb. 1948 in Zürich, lebt in Spanien und Guatemala.