„Das gute Jahrhundert zwischen 264 und 146 v. Chr. ist nicht nur die Epoche, in der Rom den Grundstein für sein Imperium legte, sondern eine Zeit enormer Umbrüche für die gesamte antike Mittelmeerwelt. Während Rom immer mächtiger wurde, versanken große Reiche in Trümmern, vor allem, aber längst nicht nur, Karthago. Die Frage, die schon der Zeitgenosse Polybios stellte und deren Beantwortung er zu unserem Glück ein kolossales Geschichtswerk gewidmet hat, beschäftigt uns bis heute: Warum Rom? Was war der Grund dafür, dass die Tiberrepublik ihre Konkurrenten um die Hegemonie einen nach dem anderen vom Spielfeld nahm?“ (S. 9)
Die punischen Kriege zählen zu den markantesten Ereignissen in der Geschichte der römischen Republik und Hannibals Alpenüberquerung mit seinen zigtausenden Fußsoldaten, Reitern und Kriegselefanten gehören heute noch zum Allgemeinwissen über die antike Welt. Michael Sommer geht der spannenden Frage nach, wie es zum Krieg zwischen Rom und Karthago gekommen ist, der den Niedergang Karthagos besiegelt und den unaufhaltsamen Aufstieg Roms zur Weltmacht eingeleitet hat.
Zunächst werden die zentralen Quellen für die Epoche der Punischen Kriege vorgestellt, deren wichtigste die „Historien“ der griechischen Geschichtsschreibers Polybios bildet, dessen Werk um 167 v. Chr. entstanden ist. Durch sein detailliertes Studium von Quellen und älteren Darstellungen sowie sein enger Kontakt zur Familie der Scipionen, denen bei den Punischen Kriegen eine wichtige Rolle zukam, macht Polybios Werk zu einem zentralen Grundlagenwerk. Dabei wird auch die Auseinandersetzung von Historikern wie Diodor, Livius, Appian, Cassius Dio, Cornelius Nepos, Plutarch oder Pompeius Trogus mit den Punischen Kriege kritisch beleuchtet.
Nach einem kurzen Exkurs über die Bedeutung von Krieg in dieser Zeit der römischen Republik für die Mitglieder der Führungsschicht und den politischen Aufstieg in der Gesellschaft, werden Karthago, Sizilien und Rom - die zentralen Protagonisten und Machtgebiete im großen Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeer - näher vorgestellt.
Dem Beginn der Auseinandersetzung zwischen Rom und Karthago geht ein jahrzehntelangen Versuch Karthagos voraus, den Einfluss auf die fruchtbare und reiche Insel Sizilien gegenüber Syrakus auszubauen. Während die Karthager in Sizilien im Laufe der Zeit sich mit den verschiedensten Kontrahenten auseinandersetzen mussten, beginnen sich auch die Römer zunehmend für die Insel zu interessieren. Zudem bot der Reichtum Sizilien der römischen Führungsschicht die Möglichkeit, Macht, Ehre und Reichtum zu erwerben.
In weiterer Folge wird detailliert die Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich zwischen über mehr als ein Jahrhundert - unterbrochen von zwei Zwischenspielen – erstrecken, dargestellt und analysiert. Dabei kommen die unterschiedlichen Ressourcen und Voraussetzungen der beiden Kontrahenten ebenso zur Sprache, wie die Ziele und gesellschaftlichen Systeme, die sich im Laufe des Konflikts vor allem in Rom zunehmend ändern.
Neben einer fundierten historischen Darstellung und Analyse der Kriege Roms gegen Karthago überzeugt Michael Sommer auch mit seiner kritischen Analyse der antiken Quellen, von denen nur römische Schriften und Werke überliefert sind und damit eine recht einseitige Sicht der Ereignisse bieten.
Ein überaus lesenswertes Sachbuch, das anschaulich den Aufstieg Roms zur Weltmacht vermittelt und die treibenden Kräfte der militärischen Gesellschaft Roms offenlegt. Die klare und verständliche Sprache und die spannende Erzählweise machen die Monographie zu einem ebenso informativen wie fesselnden Lesevergnügen.
Michael Sommer, Schwarze Tage - Roms Kriege gegen Karthago
München: C. H. Beck Verlag 2025, 368 Seiten, 19,20 €, ISBN 978-3-406-83141-6
Weiterführende Links:
C. H. Beck Verlag: Michael Sommer, Schwarze Tage. Roms Kriege gegen Karthago
Wikipedia: Michael Sommer
Andreas Markt-Huter, 02-06-2025