Geschichte | Politik

Dorothea Macheiner, Bei gleichzeitigem Verschwinden

h.schoenauer - 07.03.2018

Essays sind fürs erste einmal große Gedankenflächen, auf denen die Gedanken frei und schwerkraftlos hin und her geschoben werden können, bis sich daraus eine neue Aussage entwickelt hat.

Dorothea Macheiner verschiebt nicht nur die Gattungen Reisebericht und Tagebuch ineinander, sie verknüpft auch die Welt früher Kultstätten auf Malta mit jener der Salzburger Altstadt, worin die Schwester Georg Trakls, Grete, teilweise wie ein Artefakt in Versuchs-Erscheinung tritt.

Bernd Roeck, Der Morgen der Welt

andreas.markt-huter - 02.03.2018

„Ohne das Gespräch mit der Antike, das die Kultur der Renaissance – Thema unserer Darstellung – zum Zentrum hat, wären diese Umbrüche undenkbar gewesen. Ohne die Möglichkeit, miteinander und gegeneinander zu reden, kritisch zu diskutieren, öffentlich zu räsonieren, wäre weder die Demokratie entstanden, noch jene Fülle technischer Neuerung und wissenschaftlicher Erkenntnisse hervorgebracht worden, die unsere Zeit prägen, im guten wie im schlechten.“ (17)

Im Mittelpunkt der Möglichkeiten und der Bedeutung der Renaissance wird die Kunst der Konversation und damit das „Prinzip Streit“ gestellt, womit die Offenheit der Diskussion für Irrtümer, gegensätzliche Meinungen und Infragestellung der eigenen Standpunkte gemeint ist. Ihre Wurzeln hat diese Kultur der Denkform in der Antike, die über zahlreiche Umwege und Vermittlungen ihren Weg wieder zurück nach Europa gefunden hat, von wo aus sie ihren rasanten Siegeszug über die Welt aufnehmen wird.

Gerald Auer, 100 x Textverständnis

andreas.markt-huter - 23.02.2018

„Liebe Lehrer*, viele Schüler tun sich schwer, selbst kurze und vermeintlich leicht verständliche Sach- und Fachtexte richtig zu lesen. Das stellt die Fachlehrer immer wieder vor Probleme, da Inhalte zumeist über Sachtexte vermittelt werden. […] Dieses Buch möchte Sie bei Ihrem Anliegen unterstützen, das Textverständnis und damit die sprachlichen Kompetenzen ihrer Schüler weiterzuentwickeln.“ (6)

100 interessante und schülergerechte Sachtexte aus verschiedenen Themenbereichen wie Biologie, Chemie, Physik, Geschichte, Erdkunde, Psychologie, Philosophie u.a. werden für vier Schwierigkeitsstufen für die Jahrgangsstufen 5 – 10 aufbereitet. Zu den Lesetexten können Inhalt und Verständnis mit Hilfe von Multiple-Choice Aufgaben abgefragt werden.

Bernd Schuchter, Jacques Callot und die Erfindung des Individuums

h.schoenauer - 19.02.2018

Keine literarische Form ist letztlich so offen und unbegrenzbar wie die Biographie, weil offensichtlich ein Lebenslauf größer ist als jede literarische Form.

Bernd Schuchter ist bei Recherchen über den Dreißigjährigen Krieg, der ja auch nach vierhundert Jahren dreißig Jahre lang täglich ein Jubiläum liefert, auf den Kupferstecher Jacques Callot gestoßen, der vor allem mit seiner Darstellung der „Belagerung von Breda“ in Kennerkreisen ein Begriff ist.

Johannes Saltzwedel (Hg.), Die Aufklärung

andreas.markt-huter - 02.02.2018

„Anstatt die Vielfalt mit starren Definitionen in ein Raster zu pressen oder krampfhaft eine große kulturgeschichtliche Linie zu ziehen, wie manche frühere Historiker der Aufklärung es versucht haben, entscheidet sich dieses Buch für ein Mosaik der Ideen, Ereignisse und Gestalten.“ (12)

Mit der Aufklärung erfolgte eine tiefgreifende Umgestaltung der europäischen Gesellschaften, die sich sukzessive von der Bevormundung durch die Religion befreien konnte und nicht mehr das Dogma, sondern allein die Vernunft als Richtschnur und Grenze des wissenschaftlichen und philosophischen Denkens zu akzeptieren bereit war.

Bora Cosic, Konsul in Belgrad

h.schoenauer - 29.01.2018

Um von etwas Wichtigem authentisch berichten zu können, braucht es eine entsprechende Akkreditierung als Journalist, Wissenschaftler oder Diplomat.

Bora Cosic steht vor dem schier unlösbaren Problem, sein erzählendes Ich schon als Kind glaubwürdig akkreditieren zu müssen. Er wählt den Weg der Auto-Vereidigung und lässt sein Alter Ego vor sich selbst antanzen und den Posten einnehmen, das erzählende Ich ruft sich als Konsul in Belgrad aus.

Varujan Vosganian, Spiel der hundert Blätter

h.schoenauer - 26.01.2018

So ein Blatt begleitet die Menschen durch alle Lebenslagen, es dient dem Kind zum Spielen, ist nützlich beim Aufschreiben von Geschichten, lässt den Spieler auftrumpfen und fällt schließlich im Herbst sachte am liebsten auf ein Grab.

Varujan Vosganian beschreibt anhand des Spiels der hundert Blätter vier verschiedene Schicksale, die auch als Epochen eines Staatsgebildes gelesen werden können. Vier Buben werden im Herbst immer euphorisch, da sind die Alleen voller Blätter und man kann dieses Einmal-Berühren-Spiel machen, wobei man nur einmal auf ein Blatt hüpfen darf, ehe man auf das nächste springt. Am Ende der Allee sind dann alle Sieger.

Armin Thurnher, Ach, Österreich!

h.schoenauer - 15.01.2018

Eher gehen einem bei Österreich die Seufzer aus, als dass einem der Stoff ausginge. Eines muss man Österreich nämlich lassen, es liefert literarischen Stoff wie kaum ein anderes Land auf der Welt.

Armin Thurnher zwinkert bei jedem Österreich Buch mit den Augen und hofft, dass es das letzte Buch gewesen ist, doch dann bricht etwas aus, wie die Unmöglichkeit einen Bundespräsidenten zu wählen, und der Stoff weht schon wieder beim Schreib-Fenster herein. Vielleicht ist dieses Buch das letzte, weil er verspricht, noch ein paar zu schreiben.

Holger Krauße, Religion im Faktencheck

andreas.markt-huter - 03.01.2018

„»Religion im Faktencheck« möchte sich der Herausforderung stellen, die Plausibilität der Gotteshypothese und weiterer zentraler Grundlagen von Religionen umfassend, effizient und fair zu beleuchten.“ (18)

Schien die Bedeutung von Religion im ausgehenden 20. Jahrhundert stetig rückläufig zu sein, zeichnet sich im neuen Jahrtausend wieder ein Aufschwung des Religiösen abzuzeichnen. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es sich bei dieser Wahrnehmung vor allem um ein „europäisches“ Phänomen gehandelt hat, während weltweit, die Bedeutung der Religionen und besonders ihre fundamentalistischen Ausprägungen zugenommen haben. Ein Grund mehr die Grundlagen von Religionen, die Vorstellung von Gott oder Göttern und ihre Lehren, genauer unter die Lupe zu nehmen.

Henry David Thoreau, Leben ohne Grundsätze

h.schoenauer - 26.12.2017

Bei einem echten Amerikaner denken wir meist an einen herumballernden Viehbetreuer, der das Land auf Generationen hinaus vernichtet und sein Glück über T-Bone-Steak definiert. Dass es natürlich immer auch andere Zeitgenossen gegeben hat, die den Schutz der Natur und das Glück mit der Natur im Auge gehabt haben, wird deutlich, wenn man die wichtigsten Essays des Landes liest. Es gibt ja die schöne die Theorie, dass man ein Land nur kennenlernt, wenn man seine Essayisten liest.

Henry David Thoreau gilt als einer der wichtigsten Philosophen Amerikas. Als Anhänger des Transzendentalismus „findet er Gott unter jedem Stein“ (62) und ist ständig in der Natur unterwegs. „Die Länge der Wanderungen entsprach der Länge der Schriften“, heißt es in einem berührenden Nachruf. Thoreau ist zwischendurch auch so etwas wie ein Volksbildner, der seine Thesen in gut gebuchten Referaten zur Diskussion stellt. Dabei verwendet er in der frühen Phase Ausrisse aus dem Tagebuch, erst später verfasst er gesondert Essays und verschriftlichte Vorträge.