Die Tiroler sind die idealen Abenteurer, die überall auf der Welt Staunen auslösen. Seit Jahrhunderten arbeiten sie an diesem Mythos.

David Casagranda erzählt in einer Schlussnotiz, was an Patriotismus es mit dem Roman „Tirolés“ auf sich hat. Als der Südtiroler Schriftsteller Kurt Lanthaler einmal schnell einen Stoff braucht, um an der Berliner Filmakademie einen Prüfungsdreh zu bestehen, wird er von David Casagranda verlässlich mit Stoff versorgt. Ein bisschen von diesem augenzwinkernden Schnell-Stoff ist noch im Cover-Text enthalten, wenn von einem „historischen Lederhosenwestern“ berichtet wird.

Ein Essay ist eine literarische Kunstgattung und als solche für Postings ungeeignet. Einem Essay begegnet man als Leser nicht mit der Bemerkung „gefällt mir“, sondern man überlegt seine eigene Einstellung zum Thema anhand der aufgeführten Sachlage. Das macht den Essay letztlich zu einem offenen Werk, das in gewisser Weise immer Recht hat.

Alois Schöpf gerät für seine Bemerkungen auf den Titel „Tirol für Fortgeschrittene“, weil er die Verfasser von „Tirol für Anfänger“, Paul Flora und Hans Weigel, persönlich gekannt hat. Er macht Fortgeschrittene daraus, weil sich alles weiterentwickelt hat und viele auch aus dem Land fortgeschritten sind. Das unterscheidet die Fortgegangenen vom Autor, der nach ein paar Jahren in Wien wieder zurück musste ins Herz der Alpen und seither leidet oder flucht, sofern ihm nicht durch die Blasmusik gewisse Auszeiten gegönnt sind.

Der Führer muss braver sein als das Land, durch das er führt! - Nach dieser Tourismus-Vorgabe erscheinen in Tourismus-Ländern regelmäßig Führer, die eine brave Geschichte fortschreiben und mit dem Hauben-Koch des aktuellen Jahres beenden.

Bernd Schuchter hat unter dieser Vorgabe die „Gebrauchsanweisung für Tirol“ verfasst. Zusätzlichen Druck macht ihm dabei Reinhold Messner, der vor Jahren im gleichen Verlag die Gebrauchsanweisung für Südtirol geschrieben hat.

Auch wenn er vielleicht ein wenig streng riecht und seine Früchte oft als Abführmittel verwendet werden, so ist der Faulbaum der ideale Schattenspender, um darunter auch ohne Sonne ordentlich zu faulenzen.

Udo Kawasser setzt seinen Ich-Erzähler ein paar Monate lang unter einen Faulbaum in der Lobau und lässt ihn sinnieren. In Eintragungen in sein geschmeidiges Notizbüchl arbeitet dieser alles ab, was so im Mühlwasser zu seinen Füßen dahindriftet. Die Botanik umgibt den in seinen eigenen Gedanken Dahinfließenden diskret und streckt ab und zu eine Besonderheit in Gestalt eines Geästes oder Blattwerks vor. Die Natur weist darauf hin, dass sie den gleichen Wortstamm hat wie das lateinischen Wort für Geburt, und erlaubt ist beim Denken alles, was einem so zufließt.

Einer Dichterin verzeiht man in unserer ewig jungen Konsumkultur vielleicht noch am ehesten, dass sie alt wird. Die Leserschaft erwartet sich von ihr eine gewisse Gelassenheit gegenüber dem Literaturbetrieb und Geschichten, die von Lebenserfahrung gespeist sind.

Ruth Aspöck geht ironisch ernst der Tatsache auf den Grund, dass Dichterinnen lange jung bleiben, wenn sie im literarischen Diskurs stehen, und gleichzeitig alt werden zusammen mit dem literarischen System, in dem sie verankert sind. Für ihre poetische Analyse eines Schriftstellerinnenlebens wählt sie eine gewisse Elizabeth Schwarz als ausgelagertes Ich.

Städte sind mehr oder weniger fixe Haken der Geschichte, an denen man die eigene Arbeit, die Träume und Abenteuer einhängen kann.

Juri Andruchowytsch führt seit jeher ein literarisches Leben, das sich zwischendurch in Lesereisen, Romanen und Projekten ausformt.
Daraus entsteht wie von selbst ein Netz aus Erlebnisknoten, die von aufgesuchten Städten zusammengehalten werden. Eine freie Erzählform ergibt sich dabei, wenn man die Städte zu einem Lexikon zusammenfügt.

Im postmodernen Literaturbetrieb steckt ähnlich einer russischen Puppe immer eine Inszenierung in der anderen. Mal ist es ein Buch, dann ein Festival, dann eine biographische Begebenheit, dann ein Traum, dann eine Love-Story aus der Erinnerung. Alle sind nach einem positiven Strickmuster geformt, damit sie auf den Klappentext passen.

Gerhard Falkner macht sich mit seinem Roman Romeo oder Julia über den Literaturbetrieb lustig und würdigt diesen als Arbeitgeber, der ständig die letzte absurde Kraftanstrengung von einem Autor fordert.

Geschichte besteht wie auch Literatur hauptsächlich aus Vermittlung. Erst wenn wir Quellen, Erzählungen und Dokumente in die Hand nehmen, wird daraus Geschichte. Das erklärt auch, warum jede Generation immer wieder die Geschichte neu erzählen muss.

Während spektakuläre Aufbereitungen der Geschichte in Form von Apps, Schautafeln oder Comics oft den Stoff mit Methode zudecken, hat das gute alte Frage-Antwortspiel immer noch den Vorteil, dass es Quiz-gemäß den Spieltrieb stillt und Pflicht-gemäß für allerhand Varianten des überprüfbaren Bildungssystems geeignet ist.

Leichtfüßig ist eine Lebenshaltung, die letztlich in alle Gegenden passt, es gibt sogar die Vorstellung, wonach etwas selbst leicht wird, wenn es leichtfüßig durchschritten wird.

Vera Vieider weitet den Begriff der Leichtfüßigkeit auf alle Sinnesorgane aus, ein Glas kann leicht werden, wenn man es in die Hand nimmt, die Bilder offen, wenn man das Augenlicht daraufsetzt, und selbst die Haut kann die Verhältnisse leicht machen, wenn die Berührung gelingt.

Bei jedem Lyrikband von Format bleibt einem als Leser beim ersten Anblättern etwas in Erinnerung, was diesen Band einmalig macht.

Im Falle von Martin Kolozs „Mein unruhiges Herz“ ist es die Unruhe im Cover, dessen Inschrift völlig auszuckt, um sich dann letztlich in einem Buchstaben-Klumpen zu beruhigen. Dieses Cover lässt schon erahnen, wie wild es rund um das lyrische Ich im Buchinnern zugeht.