Beat-Lyrik kümmert sich nicht nur um die Geschlagenen und Verdroschenen, sie schaut auch im Schriftbild oft zerknittert, mehrphasig und unvollkommen aus.

Im anspruchsvollen Würdigungsband für Ruth Weiss werden daher die Texte im Faksimile dargeboten, ehe es eine Übersetzung von Jürgen Schneider gibt.

Eine ordentliche Lebenskrise hat die Kraft, ganze Jahrgänge stumm zu machen. In Raoul Schrotts Erzählung „Das schweigende Kind“ macht ein beichtender Maler eine formidable Krise durch. Äußerlich ist soeben jene Katastrophe eingetreten, die sich vielleicht innerlich schon über Jahre angestaut hat.

Der Erzähler identifiziert in einem Krankenhaus eine Frau, die die Mutter seines Kindes ist. Offensichtlich ist sie erstickt, vielleicht sogar erwürgt worden.

Manchmal sucht sich die regionale Zeitgeschichte eine Lichtgestalt, um an ihr ein Stück Gegenwart abzuhandeln.

Otto Licha greift in seiner Doku-fiktionalen Schilderung der späten sechziger und frühen siebzieger Jahre in Innsbruck auf die legendäre Figur Kripp zurück, „Kripp und klar“, wie die Parole aus der damaligen Zeit lautete.

Wenn Menschen der Gegenwart aktuelle Nachrichten empfangen, wischen sie gerne mit den Zwicke-Gliedmaßen Daumen und Finger über die glatte Fläche des Smartphones, um dann eine Portion Glück unter der Glätte des Displays zu empfangen.

Ähnliches Glück verspricht die sogenannte Handpresse. Darin werden in exquisiter Technik sorgsam ausgewählte Texte für ein erlauchtes Publikum aufbereitet.

Eine Novelle muss uns eine unerhörte Begebenheit nahebringen, die uns vielleicht sogar nahe geht.

Hans Platzgumer stellt mit seiner Novelle vom Bauträger Anton Corwald vielleicht eine neue Gattung vor, nämlich die literarische Nachbearbeitung einer internationalen Nachricht. Zu diesem Zweck installiert er eine so genannte Rahmenhandlung, die darin besteht, dass der Ich-Erzähler, ein 38-jähriger Bauingenieur, sich zu Hause in Wien mit jeder Menge Ottakringer ansäuft und auf seine Mama wartet, dass sie ihm die Wohnung putzt.

Was gibt es Wuchtigeres als einen Stammbaum, dessen Verwurzelungen sich über Jahrhunderte in das Gestein der Geschichte hineinzwängen und diese manchmal sprengen!

In Herbert Rosendorfers Roman aus den Tiefen der Provinz kommen gleich zwei fulminante Stammbäume zum Tragen. Auf der Vorderseite des Buches ist die Sippschaft des niedergehenden Fürstentums Feldenwerth-Tragans aufgepinselt, im Hinterteil die Hotel-Sippschaft der aufstrebenden Guggemots. Beide Zweige kreuzen sich im Laufe der Zeit mehrmals und lassen dabei nie ihren Sinn aus dem Auge, die fürstliche Dynastie zelebriert den Niedergang, die handwerkliche den scheinbaren Aufstieg.

Erst wenn man sich auf die Suche nach seiner verdeckten Herkunft gemacht hat, kann man mit dem Leben beginnen.

In Carolina Schuttis Roman geht die junge Frau Maja ihren eigenen Herkunftsspuren nach. Sie ist offensichtlich einst durch widrige historische Umstände in einem kleinen Dorf „gelandet“, die erste Bezugsperson ist eine sogenannte Tante, die sie in die wichtigsten Handgriffe des einfachen Lebens einführt.

„Wenn von Südtirol die Rede ist, sprechen wir von der Welt als Ganzer. Die Südtiroler verstehen das auf Anhieb. Sie sind von der weltgeschichtlichen Bedeutung ihrer Heimat ohnehin überzeugt.“ (7)

Ulrich Ladurner, ZEIT-Journalist in Hamburg, geht in seinen Erzählungen liebevoll mit seiner Heimat Südtirol um, er legt vorsichtig Zeit- und Raumkoordinaten über das Land und erreicht dadurch eine Genauigkeit und Schärfe, die das Land aufblättern ohne es nackt zu machen.

Manchmal schwirrt ein seltsamer Begriff wie eine Zauberformel aus einem versteckten Reich durch die Literatur und lässt dem Leser keine Ruh, bis nicht die Lösung gefunden ist.

Roberta Dapunt überschreibt ihren Gedicht-Band mit Bildern mit der Zauberformel „Nauz“. Und was wie ein Märchenwort aus einer verspielten Kindheit klingt, ist nichts anderes als das ladinische Wort für Futtertrog.

In der Literatur gibt es zwei unversehrte Gebiete, in denen selbst das elementar Gefährliche erträglich und schön sein kann: nämlich die Kindheit und die Berge.

Peter Teyml erzählt von den beiden Glücks-Revieren Kindheit und Berg, worin die Figuren in Echtzeit unauffällig glücklich und in der Retrospektive gelassen und zufrieden agieren.