Markus Köhle, Hanno brennt
So wie es keine eindeutigen Sachverhalte gibt, gibt es natürlich auch keine eindeutigen Wörter. Am ehesten können Wortketten im Hirn eine Art Richtung des Denkens auslösen, mehr ist im Hirn nicht drin.
Markus Köhle, der mehrfach gekrönte König der Slam Poetry schafft es mit seinem Roman, Sprachkritik, Handlung und politische Logik auf die Reihe zu kriegen.
Ein Krimi kann offensichtlich in jedem Milieu spielen, weil es in jedem Milieu Abweichungen von der Moral gibt. Die provinzielle Universität Innsbruck, eingekreist von akademischen Ritualen, ist natürlich ein ideales Terrain zum Abwickeln eines Krimis mit Kleingeistern als Helden.
„Ein Friedhof ist ein Friedhof. Man sollte von einem Friedhof nicht mehr erwarten, als er für die Toten bedeutet. Die Lebenden sind Gäste auf Friedhöfen.“ (50)
Die Seele ist ein weites Land, heißt es bei Schnitzler, und David Vann scheint die Parole ausgegeben zu haben: Die Seele ist ein wildes Land.
Immer wieder werden in der Literatur zeitgeschichtliche Epochen aus der Sicht eines Außenseiters erzählt, man denke nur an die berüchtigte Blechtrommel, wo im wahrsten Sinne des Wortes laut von unten erzählt wird.
Ein verstörter Held, der seine Verstörung durch einen wahnwitzigen Amerika-Trip bekämpfen will, wird in den Klassikern Kafkas, Handkes und Gerhard Roths jeweils noch verstörter, um entweder hinter Oklahoma für immer zu verschwinden oder in der eigenen Mythologie zu Grunde zu gehen.
Das Leben gleicht in seiner physikalischen Unermesslichkeit tatsächlich einem Kometen, der einer geheimen Flugbahn folgend jäh am Firmament aufleuchtet und als helles Gas-Gebilde verschwindet.
Eine gute Geschichte ist letztlich wie die Geschichte überhaupt nichts anderes als der Wechsel von Zeit.
Im Idealfall verläuft das Leben wie ein Roman und seine Bilanzierung nimmt es mit einer korrekten Buchhaltung auf.
Neben dem Tod gilt dem gelernten Österreicher der Antritt der Pension als der Höhepunkt des Lebens.