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Verrückte Staatsgebilde produzieren meist verrückt gute Berufe. So wurde in der Sowjetunion quasi die Verwaltung neu erfunden mit lauter seltsamen Beamten, die durchgehend für die Überwachung gebraucht wurden.

Andrej Kurkow greift augenzwinkernd aus dem Heer der wahnsinnigen Beamten den "Volkskontrolleur" heraus und gibt ihm ein erbärmliches bis erbarmungswürdiges Schicksal.

Buch-CoverJe nach Interessenslage verstehen die einen unter Faustini einen Opernlibrettisten, die anderen einen italienischen Marathonläufer.

Der echte Faustini jedoch stammt von Wolfgang Hermann und ist ein aufmerksamer Zeitgenosse mit geradezu übersinnlichen Empfindungen für den Alltag. Die neuen Abenteuer des Herrn Faustini nennen sich schlicht Augenblicke. Damit ist einmal eine kurze Zeitangabe gemeint, zum anderen eine kurze Kontaktaufnahme zur Außenwelt.

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Vielleicht zeigt sich der Lebenssinn als dünne Speckschwarte ganz nahe am Tod angesiedelt.

In Kjersti A. Skomsvolds Roman vom Ausgeistern knapp vor dem Tod versucht Mathea Martinsen noch ein paar Kurven zu kratzen, ehe sie die große Kurve angehen wird. Sie ist steinalt und kürzlich ist ihr Mann gestorben, der mehr oder weniger alles im Leben ausrechnen konnte. Denn er war ein mathematischer Typ, weshalb er im Sinne der Wahrscheinlichkeitsrechnung Epsilon genannt wurde.

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Manche Wörter lösen vor ihrer Bedeutung noch ein Geräusch aus. Halsknacker ist so ein Beispiel, da hört man etwas Nussiges zerbrechen, ehe man dann an eine Szene denkt, wo jemand Hals und Leben verliert.

Stefan Slupetzky schart um eine verrückt genaue Vorstadt-Sprache jeweils kriminelle Szenen herum. In seinen Stories ist zuerst die Sprache auf den Beinen, ehe ihr Figuren beigestellt werden. So sprechen diese Figuren eine authentische Sprache von Raritätensammlern und Einzelgängern. Natürlich entgleist die Sprache zwischendurch, und das bedeutet in der Versuchsanordnung Stefan Slupetzks immer Mord, Totschlag oder Unglück.

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Im Volksmund werden Geschichten vom täglichen Zug-Fahren längst Pendler-Roman genannt. So ein Roman wird nicht gelesen, sondern täglich inszeniert.

Andrea Wolfmayr nennt ihren Pendler-Roman Im Zug. Die Erzählerin schreibt dabei gut drei Jahre lang zwischen 2008 und 2010 alles auf, was täglich zwischen Gleisdorf und Graz im Zug passiert, und als Leser liest man diese Aufzeichnungen in einem Zug.

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Ist es manchmal schon schwer, ein guter Mensch zu sein, so ist es nahezu unmöglich, ein besserer Mensch zu werden.

Niemand weiß das besser als der Wiener Polizeimajor Schäfer, den eine harte Psycho-Krise durch den Alltag jagt. Die Gegenmittel strotzen nur so von gutem Willen: selbst-dosierte Tabletten einwerfen, bis nach Mitternacht am Balkon sitzen, in der alten Donau schwimmen, mit der Freundin telefonieren, und immer wieder zur Therapie beim Psychiater hin schleichen.

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"Heutzutage muss alles echt wirken, auch wenn es ein Fake ist." (330) - Sabine Gruber erzählt genau auf jenem oszillierenden Kamm, an dem sich scheinbar Fiktion und Fakten scheiden, dabei sind beide Welten gleich wahrscheinlich und aufregend.

Allein schon der "oder-Titel" in Gestalt eines Broch-Romans deutet darauf hin, dass man alles auch anders lesen kann.

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Unter einem Grünschnabel versteht man im Volksmund einen Anfänger, der schon ein gewisses Fachvokabular einsetzt, dieses aber noch nicht ganz richtig verwendet.

In Monica Cantienis Roman "Grünschnabel" wird ein Kind vorerst zum geschlechtsneutralen Erzähler / Erzählerin, es taucht in den großen allgemeinen Wortschatz der Gesellschaft ein und benützt Begriffe wörtlich, leicht daneben oder aufklärend falsch und dadurch richtig.

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In der Krimi-Flut muss sich der Leser zunehmend öfter entscheiden, unter welche Rettungsdecke er kriecht, um nicht an der Krimitis zu ersticken.

Lena Abanzinis Krimi Tod in Innsbruck bietet allen jenen Schutz, die einen guten Titel, ein griffiges Klischee und eine groteske Überhöhung des Krimitums schätzen.

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In der Romantik gilt die schöne Seele als Umschreibung für einen Menschen mit besonderer Wahrnehmung. Wenn sich jemand von der Welt abschottet, wird er in ironischen Gesprächen oft als schöne Seele bezeichnet.

In Elfriede Kopfs Roman entwickelt sich ein Mädchen zu einer schönen Seele. Diese Klara kann das Unglück bei anderen Menschen vorhersehen und manchmal auch nachhelfen. So kann sie beispielweise unliebsame Geschwister in den Tod stürzen, und wer sie mobbt, dem ergeht es bald schlecht.