Kurt Vonnegut, Schlachthof 5
„Ist der Roman gegen Krieg? - Warum nicht gegen Gletscher?“ Gute Romane stellen die entscheidenden Fragen zeitlos wie eben philosophische Grundhandgriffe wirken.
Kurt Vonnegut versteckt seinen Romantitel „Schlachthof 5“ in barocker Manier unter einem Absatz von Inhaltsangaben, Deutungsmöglichkeiten und anekdotischen Verankerungen in der Literaturgeschichte. Der Kern, nämlich Schlachthof 5, ist eine Adresse im Dresden des zweiten Weltkriegs, worin amerikanische Kriegsgefangene interniert sind und das Bombardement durch die eigenen Truppen erleben.
Hotel und Literatur sind seit Jahrhunderten Gefährten und fast schon so innig verbunden wie Mensch und Hund. Das Hotel ist wie der Mensch auf fast allen Kontinenten verbreitet und befriedigt dabei gleichermaßen globale und regionale Tendenzen, die jederzeit zu einer Geschichte führen können.
Alles Helle auf der Vorderseite hat meist etwas Dunkles auf der Hinterseite. Wer mit dem Finger durch die Speisekarte der Wildwochen fährt, muss wissen, dass zumindest in Österreich allerhand Blut und Dreck auf der Rückseite der Speisekarte steht.
Die Geschichte ist nicht nur ein Ablauf von Ereignissen, die hintereinander gelesen eine Story ergeben, Geschichte ist vor allem ein zerrissenes Gebilde, das sich nur schwer zu einer Collage zusammenkleben lässt.
Einen Roman, der ständig explodiert, sich selbst erklärt, den Leser zum Mitarbeiten einlädt und überall auf der Welt synchron spielen kann, nennt man Metafiktion. Das ist immer als ein Kompliment aufzufassen, dass es sich um keinen Krimi handelt.
Der Sinn von Denkmälern muss immer wieder neu definiert werden, unbestritten sind diese Stelen, Figuren und Obelisken freilich als Orientierungshilfe bei der Müllentsorgung, als Treffpunkte für erotische oder psychodelische Rendezvous und schließlich als ideale Schauplätze für literarische Morde.
Wie Mais, Erz oder Altreifen werden Krimis mittlerweile als Massengut transportiert und in Tonnen abgerechnet. Dabei ist der Container noch die kleinste Abrechnungseinheit, es gibt Buchhandlungen, die ordern ganze Schiffsladungen von abgerundeten Krimis. Um in diesem Schüttgut den Überblick zu behalten, nummerieren die Autorinnen ihre Fälle durch, das hilft bei der Abrechnung, und auch die Leser sind froh, wenn sie sich eine Zahl merken können statt eines nichtssagenden Titels.
In der Konsumgesellschaft gibt es ein großes Tabu, nämlich das Ende der Dinge und Dienstleistungen zu denken.
Die Gegenwartsliteratur besteht ja immer auch aus einem Segment voller Werbung. Zyniker sagen, in der Konsumgesellschaft wird gar nichts anderes erwartet, als dass ein Produkt ohne Inhalt für sich wirbt. Die abgedroschenste Form, Literatur zu lancieren, besteht daher momentan darin, dass man überall Krimi draufschreibt.
In der archaischen Überlebensliteratur ist nie ein Satz zu viel vorhanden, deshalb kann man auch jeden Satz als Lebensprogramm anerkennen.