Gute Science-Fiction fügt sich nahtlos in die Beschreibung der Gegenwart ein, so dass sich die Grenze zwischen aktueller Lese-Gegenwart und Dystopie kaum feststellen lässt.

In Sarah Crossans Roman „Gefangen unter Glas“ ist die Welt bereits aus dem Ruder gelaufen, es hat einen sogenannten Switch gegeben, wodurch das Klima kollabiert ist.

Jede Gesellschaft spuckt für jede Epoche einen zeitgenössischen Huckleberry Finn aus. Dabei müssen auch moderne Finn-Helden jeweils vor einer Witwe fliehen und auf dem persönlichen Mississippi dem eigenen Glück und der Freiheit entgegenfahren.

Olivia Vieweg verlegt ihre aktualisierte Story um den Außenseiter Finn in das Mitteldeutsche Halle an der Saale. Dort spielt die nachrückende Generation auf den Dächern und überlegt, auf wen sie Flaschen hinunterwerfen könnte. Finn muss immer wieder das doofe Spiel abbrechen, weil er zu seiner Witwe heim muss, die mit ihm restlos überfordert ist.

„Ich musste an Opa denken. „Ein guter Tag fängt morgens an“, hatte er immer gesagt, wenn er mit mir zum Angeln ging. Früher, als er noch nicht im Pflegeheim wohnte, als er noch wusste, wer er war und für jede Gelegenheit ein passendes Sprichwort parat hatte.“ (6)

Neun Kurzkrimis mit zum Teil überraschendem Ausgang von neun österreichischen Autorinnen und Autoren mit jugendlichen Themen und Geschichten, sei es nun Mobbing durch andere Schülerinnen und Schüler oder das tragische Ende in einem Schönheitswettbewerb.

Unter einem Künstlerroman hat man sich meist das sozial-stressige Leben eines Außenseiters vorzustellen, der mit dem Habitus eines Malers oder Komponisten der Welt zu ungeheurer Bereicherung verhilft, während er selbst darbt.

In Cath Crowleys Roman „Graffiti Moon“ steht der Untergrund-Künstler Shadow im Mittelpunkt. Er ist berühmter Sprayer, seine Bilder und Lack-Gravuren verzieren die ganze Stadt. Die Graffiti-Kunst ist mindestens so aufregend wie die Malerei in einem Museum, freilich wird in diesem Fall nicht das Kunstwerk hinter Schloss und Riegel gehalten sondern der Künstler, wenn man seiner habhaft werden kann.

Es gibt nichts, wofür es nicht einen Verein gibt. Der moderne Verein heißt heutzutage Community und wird über Internet organisiert.

In Albert Borris Roman „Zehn Gründe die todsicher fürs Leben sprechen“ treffen sich vier Jugendliche auf einer Selbstmörder-Plattform im Internet und planen eine finale Tour zu den wichtigsten Stationen dieser Erde, das heißt Amerikas.

Kann eine Sechzehnjährige einen Roman über das weltbewegende Thema eines Amoklaufs schreiben? – Ja, denn auch die Amokläufer und Opfer sind meist sechzehn!

Anna Seidl startet den Roman „Es wird keine Helden geben“ amokartig mit schuss-kurzen Sätzen. Die Erzählerin Miriam hat sich in der Schule verspätet und ist noch am Klo, um sich für den Unterricht zu restaurieren, als der Amok losgeht. Hektik, Lärm und Chaos breiten sich dort aus, wo üblicherweise langsames Schlurfen und perfekte Ordnung angesagt sind.

„Niko saß wie versteinert in seinem Bett. Was war da eben an der Decke seines Zimmers erschienen? „Wenn du möchtest, dass sich etwas ändert, dann hör auf, immer das gleiche zu tun.“

Um nicht zu spät zu seinem Physikunterricht zu kommen und inspiriert von der Erscheinung über dem Bett beschließt Niko an diesem Tag die Straße hinauf, statt wie sonst hinunter zu gehen. Auf seinem Weg kommt er an einem alten, verfallenen Haus vorbei, das mit drei Riegeln verschlossen ist. Im Haus, wo er bereits erwartet wird, eröffnet sich für ihn eine neue Welt, die ihn durch Raum und Zeit führen wird.

„Ein berühmter König, der fragt, ob er einen Krieg beginnen soll, erhält die Antwort, er würde ein großes Reich zerstören – es ist dann sein eigenes.“ (332)

Beginnend mit den Göttersagen in denen die wichtigsten griechischen Götter von großen Göttervater Zeus bis zur Mondgöttin Selene vorgestellt werden, führt die Sammlung griechischer Sagen über die großen Helden wie Perseus, Herakles und Theseus schließlich zu den epischen Erzählungen der Ilias und Odyssee.

„Das WARP ist schon seit über dreißig Jahren ein zentraler Teil des FBI.“ „Wofür steht WARP überhaupt?“, hatte Chevie gefragt. Witmeyer ging gerade die Mails auf seinem Bildschirm durch. „Äh … Wittness Anonymous Relocation Programme – anonymes Zeugenschutzprogramm.“ (20)

Chevron Savano ist eine 17-jährige FBI-Agentin indianischer Abstammung, die zu Unrecht nach London strafversetzt wird, um im Auftrag von WARP eine Metallkapsel zu bewachen, die sich als Zeitreisemaschine entpuppt. Als die Maschine ganz unerwartet aktiv wird und einen toten Wissenschaftler sowie den 14-jährigen Riley aus dem 19. Jahrhundert freigibt, beginnt ein geradezu unglaubliches Abenteuer und eine nervenzerreisende Flucht vor dem grausamen Auftragskiller und Zauberer Albert Garrick.

„Auf der Reise durch die Zeiten werden wir viele Ecken und Abzweigungen näher beleuchten, die in den ‚normalen Geschichtsbüchern‘ nur angedeutet oder gar ausgelassen werden. Das sollte den Reiz dieser Reise ausmachen.“ (5)

Auch im 2. Band von „Der Wind trägt die Worte“ eröffnet Waltraud Lewin ein Stück jüdischer Geschichte, abseits des historischen Mainstreams, wie er an Schulen und Universitäten gelehrt wird. Die Darstellung umfasst einen Zeitraum von knapp 350 Jahren, von der beginnenden Aufklärung bis hinein in die Gegenwart des israelisch-palästinensischen Konflikts.