Roman

Beate Teresa Hanika, Rotkäppchen muss weinen

andreas.markt-huter - 05.05.2010

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Ein Rotkäppchen der Gegenwart verläuft sich naturgemäß nicht mehr mit der Zipfelmütze am Kopf im finstern Wald sondern muss mit dem Fahrrad an einer roten Ampel anhalten. Freilich, der Korb mit den Fress-Sachen ist der gleiche geblieben, eine Flasche Wein ist obligatorisch für den bösen Wolf.

In Beate Hanikas Roman bremst sich tatsächlich Malvina auf dem Weg zum Großvater an einer roten Ampel ein, sie schließt beim Radfahren am liebsten die Augen und lässt sich so an den Rand des Lebens treiben. Das hat sie auch nötig, denn Großvater ist hinter ihr her. Immer wieder schickt er alle fort um allein mit seiner geliebten Enkelin sein zu können, dabei sabbert er ständig von Liebe, streichelt wie wild an allen unmöglichen Körpergegenden herum und hat nichts anderes im Sinn als mit der Enkelin zu baden.

Morton Rhue, Boot Camp

h.schoenauer - 04.05.2010

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Kann ein Lebensmodell so toll sein, dass man es seinen Benützern notfalls mit Gewalt einimpfen muss? Ist unser westlich-kapitalistisches System wirklich so prima, dass wir es unseren Kids im Bedarfsfall auch einprügeln müssen?

Connor wird eines Tages in ein Auto gestoßen und filmreif entführt. Aber die Entführer sind die sogenannten Guten, die von den Eltern engagiert worden sind, um den etwas eigenwilligen Connor in ein Boot Camp zu verfrachten. In so einem Camp werden die Kids so lange umgepolt, bis sie jeglichen Eigenwillen aufgeben und systemkonform brav sind.

Sally Nicholls, Wie man unsterblich wird

h.schoenauer - 03.05.2010

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Das Ungeheuerliche lässt sich in der Literatur noch am ehesten mit Listen darstellen. Dort nämlich, wo die gewöhnliche Sprache versagt, helfen Listen weiter. So sind die Gedächtnislisten an die Nazi-Opfer in ihrem Mahnmal-Charakter durch keine vollständigen Sätze zu ergänzen. Aber auch in der Verwaltung und Visualisierung von Katastrophen sind Listen das einzige Mittel, das Unsagbare in einer hilflosen Form zu dokumentieren.

Sally Nicholls beschreibt in ihrem Roman Wie man unsterblich wird die Aussichtslosigkeit eines Elfjährigen, mit seinem Tod zu Recht zu kommen. Sam hat Leukämie und schreibt ein Buch über seine Krankheit, so lange er noch bei Kräften ist.

Patricia McCormick, Verkauft

h.schoenauer - 01.05.2010

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So unterentwickelt kann eine Gesellschaft gar nicht sein, dass darin nicht Prostitution, Versklavung und Ausbeutung die Hauptstränge der Wirtschaft wären. Die Sexualität ist offensichtlich der wahre Motor der Wirtschaft, unabhängig von deren Entwicklungsstufe.

Im nepalesischen Bergland in einer sprichwörtlichen Gegend hinter den sieben Bergen wächst Lakshmi auf. Armut, Mangel an Schulbildung, archaische Familienstrukturen begleiten das Mädchen, die Welt ist nach eigenen Wertvorstellungen eingerichtet. Beispielsweise bedeutet es das höchste Glück, das Haus mit einem Blechdach decken zu können.

Ally Kennen, Völlig durchgeknallt

h.schoenauer - 26.04.2010

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Wenn man guten Jugendbüchern glauben darf, ist in der Jugend immer etwas los, während bei Erwachsenen oft diese langen Atemzüge das Leben bestimmen, die sogar als Pensionisten-Röcheln bezeichnet werden.

Im Roman Völlig durchgeknallt gibt es keine Sekunde lang Stillstand, eine Action jagt die andere und selbst das kurze Durchatmen nach einem speedigen Abenteuer ist noch ein Show Down wild gewordener Emotionen. Der fünfzehnjährige Chas (man genieße die Aussprache Schas) hat mit einem geregelten Schüler-Leben nichts am Hut.

Seidel, Jürgen: Blumen für den Führer

andreas.markt-huter - 20.04.2010

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Dieser wirklich herausragende Roman erzählt die Geschichte von Menschen, die zu der Zeit lebten, als Hitler an Macht gewann, als das Gute und Schöne zunehmend mit dem Deutschen gleichgesetzt wurde und die NS-Ideologie auf fruchtbaren Boden fiel.

Sommer 1936 - die Geschichte führt uns in ein Waisenhaus und lässt uns teilhaben an den Gedanken und Wünschen von den Mädchen, die dort leben. Man lernt die gestrenge Leiterin fürchten und eine liberal eingestellte Erzieherin lieben, die von den Mädchen sehr geschätzt wird. Zu den Idolen der Mädchen zählt Dr. Albert Schweitzer, von dem Reni, die Hauptfigur, immer wieder Fantasiegeschichten zur Schlafenszeit erzählt. Reni weiß nichts über ihre Eltern, erträumt sie jedoch an der Seite des für sie gottgleichen Dr. Schweitzer, der in Afrika den "Negern" hilft. Ihre Geschichten erzählt sie so blumig und realitätsnah, dass es den Mädchen oft schwer fällt, Phantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Janina David, Ein Stück Himmel Ein Stück Erde Ein Stück Fremde

andreas.markt-huter - 14.04.2010

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"Ich werde oft gefragt, wie ich mit meiner Vergangenheit einig werde. Man wird nicht einig damit. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich bin, was immer das sein mag."

Das Tagebuch der Anne Frank zählt wohl allgemein zu den berühmtesten persönlichen Zeugnissen für die Schreckenszeit des Nationalsozialismus. Im gleichen Atemzug zu nennen sind auch Janina Davids Kindheitserinnerungen Ein Stück Himmel - Ein Stück Erde - Ein Stück Fremde, in denen die in Polen geborene, jüdische Autorin ihr Leben zwischen dem Sommer 1939 bis zum Herbst 1948 wiedergibt.

Roddy Doyle, Wildnis

andreas.markt-huter - 01.03.2010

doyle_wildnis_1.jpgEinen Großteil unseres Lebens verbringen wir beim Suchen. Das können nun Schlüssel sein, die wir verlegt haben, der Sinn des Lebens, unsere Familie oder wir selbst. Am Ende besteht immer die Hoffnung, dass wir vielleicht mehr finden, als wir ursprünglich gesucht haben.

Roddy Doyles Buch Wildnis ist so ein Buch, in dem die Suche die entscheidende Rolle spielt. Eine Familie gerät in die Krise und versucht sich neu zu orientieren. Sandra lebt in Dublin und hat zwei Söhne, den zwölfjährigen Johnny und den zehnjährigen Tom. Ihr Ehemann Frank hat aus seiner ersten Ehe die achtzehnjährige Gráinne mit gebracht, die sich in einer tiefen Krise befindet, welche die Beziehung zu Sandra zunehmend belastet. Gráinnes Mutter hat die Familie vor langer Zeit verlassen, ohne sich in all den Jahren mit ihrer Tochter in Verbindung gesetzt zu haben.

THiLO, Mord in der Domstadt

andreas.markt-huter - 26.02.2010

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Kinderkrimis, in denen jugendliche Detektive rätselhafte Verbrechen aufklären, sind ein überaus beliebtes Genre in der Kinderliteratur. Nicht zuletzt deshalb, weil sie junge Helden anbieten, mit denen sich die kindliche Fantasie identifizieren kann.

Die jugendlichen Jennifer Maibaum und Paul Weiß übernehmen die Reparatur und den Verkauf von Elektroartikeln aller Art. Eines Tages finden sie in ihrem Schaukasten ein Päckchen, in dem sich ein geheimnisvolles winziges, schneeweißes Handy befindet. Auf der Zeitung, in der das Telefon eingewickelt worden ist, finden die beiden die Überschrift "Sumpfleiche am Rhein entdeckt" (27).

Hans Bär, Lukas lernt die Planeten kennen

andreas.markt-huter - 15.02.2010

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Ein Blick in die Sterne beflügelt die Fantasie und Raum und Zeit erhalten allein schon durch ausdauerndes Hinschauen eine neue Dimension. Kein Wunder also, dass die Menschen schon in frühesten Zeiten der Faszination der Sterne erlegen sind.

Lukas ist sechs Jahre alt und träumt davon eine Reise zum Jupiter zu machen. Seine Mutter Vera, die stellvertretende Leiterin der Abteilung Raumfahrt an der Universität war, steht ihm dabei mit zahlreichen guten Ratschlägen, vor allem aber mit viel Fachwissen zur Seite.