Morton Rhue, Boot Camp

Buch-Cover

Kann ein Lebensmodell so toll sein, dass man es seinen Benützern notfalls mit Gewalt einimpfen muss? Ist unser westlich-kapitalistisches System wirklich so prima, dass wir es unseren Kids im Bedarfsfall auch einprügeln müssen?

Connor wird eines Tages in ein Auto gestoßen und filmreif entführt. Aber die Entführer sind die sogenannten Guten, die von den Eltern engagiert worden sind, um den etwas eigenwilligen Connor in ein Boot Camp zu verfrachten. In so einem Camp werden die Kids so lange umgepolt, bis sie jeglichen Eigenwillen aufgeben und systemkonform brav sind.

Sinnigerweise heißt Connors neue Heimstätte Lake Harmony und er wird vom ersten Augenblick an getreten, gedemütigt und fertig gemacht. Die Orgie von Schikanen wird höchstens durch den Aufenthalt in der Isolierstation unterbrochen. Und was am schlimmsten ist: auf nichts ist Verlass, alles könnte eine Falle sein.

Ein Oberwärter fasst das Erziehungsprogramm einprägsam zusammen:

Statt dir nutzlos Gedanken zu machen, wie du dich vor dem drücken kannst, was man hier von dir erwartet, solltest du deine Zeit und Energie besser darauf verwenden, herauszufinden, warum man dich nach Lake Harmony geschickt hat und wie du dich ändern kannst, damit du nicht länger hierbleiben musst. (96)

Connor probiert alles aus, um halbwegs bei Sinnen zu bleiben, er schreibt Briefe an seine Eltern, worin er seine Besserung kundtut und er schwört auch seiner Freundin ab. Diese dürfte nämlich Auslöserin für das ganze Desaster gewesen sein, denn als Lehrerin hat sie sich in den Schüler Connor verliebt und umgekehrt.

Als alles nichts nützt, riskiert Connor mit einem Pärchen die Flucht ins anliegende Kanada. Sofort setzen sich die Fänger auf die Fährte des Trios und es kommt am Grenzfluss zu einem Showdown. Während sich die Flüchtigen nämlich retten können, drohen die Verfolger aus dem Camp zu ertrinken. Jetzt ist Connor moralisch gefordert, darf er diese miesen Typen retten, oder muss er gar helfen?

Morton Rhues Boot Camp ist ein Thriller aus dem Desaster-Camp der Pädagogik. Gewalt, Drill und pädagogisch-faschistische Rituale sind im Camp an der Tagesordnung. Und für den Helden bleibt bis zum Schluss nicht erkennbar, was dieser ganze Besserungs-Müll soll, denn er hat ja nichts falsch gemacht, außer ein wohl behüteter Sohn gesellschaftlich gut gestellten Eltern zu sein und sich zur falschen Zeit in die richtige Lehrerin zu verlieben. Der Thriller fragt letztlich ganz klar: Darf Erziehung alles? - Als Leser sagt man nein und identifiziert sich stracks mit dem Helden.

Morton Rhue, Boot Camp. A. d. Amerikan. von Werner Schmitz. Mit einem Nachwort des Autors.
Ravensburg: Ravensburger 2007. ( = TB 58255). 281 Seiten. EUR 7,20. ISBN 978-3-473-58255-6.

 

Weiterführende Links:
Ravensburger-Verlag: Morton Rhue, Boot Camp
Wikipedia: Morton Rhue

 

Helmuth Schönauer, 05-05-2010

Bibliographie

AutorIn

Morton Rhue

Buchtitel

Boot Camp

Originaltitel

Boot Camp

Erscheinungsort

Ravensburg

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Ravensburger-Verlag

Übersetzung

Werner Schmitz

Seitenzahl

281

Preis in EUR

7,20

ISBN

978-3-473-58255-6

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Morton Rhue, geb. 1950 in New York, lebt in New York.