Jodi Lynn Anderson, Thirteen Witches - Die Erinnerungsdiebin
„Die anderen Geister auf dem Hof gehen ihrer gewohnten Tätigkeit nach, ohne etwas zu bemerken, aber der Geist mit den glühend roten Augen schwebt zum Fenster, um einen Blick zu erhaschen. Allerdings passiert dann etwas, das der Geist nicht erwartet. Etwas, das er in all den Jahren, seit er den steinernen Innenhof von St. Ignatius heimsucht, noch nie gesehen hat.“ (S. 5)
Die zwölfjährige Rosie Oakes lebt mit ihrer Mutter Annaballe allein in einem alten Haus. Von ihrem Vater weiß sie nichts, weil ihre Mutter nie über ihn spricht. Ihre Mutter spricht generell nicht viel und scheint ständig geistig abwesend zu sein. Rosie leidet darunter, dass ihre Mutter keine Gefühle für sie zu haben scheint und keinen Anteil an ihrem Leben nimmt. Nur Rosies beste Freundin Keim gibt ihr Halt und Kraft, um mit diesem Zustand fertig zu werden.
„Als die Welt noch jung war, eben erst von den Nebel-Nymphen aus Sternenstaub, Bienenwachs und Rosendornen zusammengewoben, da gab es ein Land namens Ravenholm. Sanfte Hügel, grasbewachsene Ebenen, echoumtoste Berge, tiefe Wälder und glitzernde Bäche. Es war ein wunderschönes Land und es hatte eine Vielzahl unterschiedlicher Bewohner. Zwerge zum Beispiel, Riesen oder Gnome. Aber da waren auch Gurgelschlunde und Finstergrämer.“ (S. 5)
„Der Bär liebte Märchen. Er saß in seiner Höhle, und überall stapelten sich die Märchenbücher. »Niesen verboten«, stand auf einem Schild an der Höhlenwand. Das hatte der Bär aufgehängt, um sich selbst daran zu erinnern, dass er in der Höhle nicht niesen durfte. Einmal hat er so stark niesen müssen, dass alle Büchertürme umgeflogen waren.“ (S. 5)
„Eldridge Hall war auf Lügen gebaut. Seraphina stand am Sims des einzigen Fensters in der obersten Kammer des höchsten Schlossturmes, wo es sogar an den windstillsten Tagen zog. Doch selbst das Fenster war eine Lüge – vor Jahren war es in aller Hast mit Brettern vernagelt worden, und ein Fenster, durch das man nichts sah, war eben nur eine weitere Wand. Jeden Augenblick würde die Ebenholzuhr im Großen Saal drei dröhnende Schläge von sich geben und ein weiteres verschwenderisches Mahl ankündigen, das sich das Königreich nicht leisten konnte.“ (S. 9)
„Eines Morgens saß ein alter Bär auf dem Hügel hinterm Haus. Niemand wusste, woher er gekommen war und weshalb. Von rundherum kamen die Leute, um mit ihm zu reden. Doch er reagierte nicht. Vielleicht kann er uns nicht verstehen? Vielleicht hat er was an den Ohren? Vielleicht mag er uns nicht?, fragten sie sich.“
„Das Phantom. Der größte Dieb seit … na ja, seit Cosima und die anderen letztes Jahr den Palast der Schätze ausgeraubt hatten. Bloß hatte ihnen niemand einen so grandiosen Spitznamen verpasst, als die fünf Juwelen plötzlich aus der Empire-Ausstellung verschwunden waren. Cosima kräuselte die Stirn und überlegte, welcher Name dem Phantom wohl Konkurrenz machen könnte.“ (S. 13)
„Tatsächlich war die Eingangstür zu Jacky Marrones frisch eröffnetem Büro so wahnsinnig unauffällig, dass er an seinem ersten Arbeitstag gleich mehrfach an ihr vorbeigelaufen war. Peinlich, aber eigentlich auch ziemlich genial: Das Geheime und Verborgene war nämlich sein Geschäft. Jacky Marrone mit ck, y und Doppel-r war ein Privatdetektiv. Trotzdem! Was war der beste und geheimste Privatschnüffler ohne einen richtigen Auftrag?“ (S. 6f)
„Endlich letzter Schultag! Endlich nicht mehr früh aufstehen, keine Diktate mehr und vor allem: Nicht mehr lesen! Genießt eure Ferien und vergesst nicht, ein Buch zu lesen! Ein ganzes Buch? Aber ich hasse Bücher!“
„Maggie klopfte aufs Sofa und redete auf ihn ein wie eine Verrückte - »Miez-Miez, na, komm schon« -, bis der Kater schließlich das Maul öffnete und leise, aber in aller Deutlichkeit verkündete: »Ich heiße weder Miez-Miez noch Katzi. Sondern Hoagy.« Ein paar Sekunden lang war Maggie erstarrt. Dann schnappte sie nach Luft und sprang auf die Sitzfläche des Sofas.“ (S. 39)
„Meine Mutter brachte mir viele Fertigkeiten bei, damit ich meinem Ehemann eine gute Frau sein würde. Wie man kocht und sauber macht. Wie man webt und näht. Wo man jagt und sammelt. Dabei hätte sie mir besser zeigen sollen, wie man sich beherrscht, um besagtem Ehemann kein Messer in den Bauch zu rammen, wenn er sich als begriffsstutziger Trunkenbold mit böser Zunge entpuppt ... Denn an diesem Tag wurde mein Temperament einer harten Prüfung unterzogen.“ (S. 7)