Belletristik und Sachbücher

Ingram Hartinger, Rabe des Nichts

h.schoenauer - 22.03.2010

Buch-CoverEs gibt Gedichte, die sperren sich in sich selbst ein, sobald sie einen Leser sehen, und es gibt solche, die springen beinahe den Leser an und machen ihn neugierig mit semantisch rätselhaften Umarmungen.

Ingram Hartingers Gedichte machen auf Anhieb neugierig, man hält es nicht aus, nicht zu wissen, was hinter den rätselhaften Kapiteln steckt, die da heißen:

Wendelin Schmidt-Dengler, Bruchlinien

h.schoenauer - 20.03.2010

Buch-CoverWas ein gelungener Staat sein will, braucht lebenslüsterne Bewohner, eine reale Verfassung und eine Literaturgeschichte. Alle drei lassen sich nicht am Reißbrett planen sondern nur mehr oder weniger aufwändig beschreiben.

Wendelin Schmidt-Dengler hat mit seinen Bruchlinien die österreichische Literaturgeschichte schlechthin geschrieben - frech, selbstbewusst und selbstkritisch.

Egyd Gstättner, Frau Wegscheiders Welt

h.schoenauer - 19.03.2010

Buch-CoverOft lässt sich das Gemüt eines Landstriches am besten dadurch beschreiben, dass man eine skurrile Person in Szene setzt, die sowohl Wahnsinn wie auch Alltagsweisheit in sich vereint.

Egyd Gstättner hat zu diesem Zweck die Figur der Frau Wegscheider ausfindig gemacht, die über Gott und die Welt Bescheid weiß und ihr Wissen in kleinen Glossen-großen Portionen tagtäglich abzustoßen bereit ist.

Thomas Havranek, Verraten & verkauft

h.schoenauer - 19.03.2010

Buch-CoverMeistens denken wir an groß gemachte Helden und aufgepumpte Persönlichkeiten, wenn von verraten und verkauft die Rede ist.

Andreas Hofer beispielsweise braucht zu seinem Mythos unbedingt einen Verräter, der ihn an den Feind verkauft, damit er heroisch hingerichtet werden kann.

Markus Henrik, Copy Man

h.schoenauer - 10.03.2010

Buch-CoverJe mieser die Jobs sind, umso seltsamer wird die Berufsbezeichnung. So gibt es einerseits für die goldenen Jobs, wo man eigentlich nichts tun muss außer regelmäßig den Bonus zu kassieren, Phantasieabkürzungen wie CEO, CAO oder CCO, andererseits werden auf der untersten Ebene Reinigungsdienste als Facility-Service angeboten und Handlangerdienste am Kopierer als Copy-Management dargestellt.

In Markus Henriks Praktikanten-Roman geht es um diese Verhöhnung auf der untersten Stufe. Anton Kiewicz hat eine Schullaufbahn so halbwegs abgeschlossen und drängt nun auf den Arbeitsmarkt.

Banana Yoshimoto, Mein Körper weiß alles

h.schoenauer - 09.03.2010

Buch-CoverIn einer Gesellschaft, in der der eigene Körper oft im Mittelpunkt aller Lebensphilosophie steht, ist es natürlich gut zu wissen, was der Körper so macht.

In ihren dreizehn Geschichten stellt Banana Yoshimoto den Körper entweder in den Mittelpunkt oder aber er wird an einer entscheidenden Lebensstelle zu einem wichtigen Instrument für Veränderungen.

Doris Mayer, 365

h.schoenauer - 08.03.2010

Buch-CoverManchmal baut sich das Ungeheuerliche deshalb vor unseren Augen auf, weil es gar nicht beschrieben ist. Wir sehen, dass alles aus den Fugen geraten ist und machen uns als Leser daran, das Verfremdete irgendwie auf die Reihe zu kriegen.

Doris Mayer nennt ihren Post-Katastrophen-Roman schlicht 365. Diese Zahl suggeriert natürlich sofort einen Jahresablauf, in dem die Tage zu durchnummerierten Sequenzen zusammengeschrumpft sind.

Ekkehart Baumgartner, Bruchlinien

h.schoenauer - 04.03.2010

Buch-CoverIn einer Gesellschaft, die voll auf Glätte abfährt, wirken bereits Haarrisse wie unüberwindliche Klüfte.

In Ekkehart Baumgartners Roman Bruchlinien geht es um diese kleinen Unebenheiten in einer polierten Fläche des Lebenssinns. Aalglatt, erfolgreich und durchgestylt führen Pia und Stefan ein Schicki-Micky-Leben in München.

Christoph Simon, ein pony in nachbars park

h.schoenauer - 04.03.2010

Buch-CoverWenn er gut formuliert ist, kann der Neid durchaus in Selbstbewusstsein und Stolz übergehen und eine gute Tugend sein.

Christoph Simon dreht in seinen Gedichten immer wieder alle Wertmaßstäbe um und fegt die üblichen Größenangaben vom Tisch. So grast offensichtlich im Schlussgedicht in einem riesigen Park ein mickriges Pony, während das lyrische Ich stolz auf ein rasantes Rennpferd blickt, das allerdings in einem mickrigen Areal untergestellt werden muss, worin man auch Rinder mästen könnte.

Giancarlo De Cataldo, Romanzo Criminale

h.schoenauer - 03.03.2010

Buch-CoverOft lässt sich eine aus den Fugen geratene Gesellschaft nur mehr mit einem brutalen Thriller beschreiben, der jegliche Hemmschwelle des Erzählens abgelegt hat.

So gelten etwa James Ellroys Politthriller über das korrupte FBI verseuchte Amerika der sechziger Jahre als das genaueste, was über diese Epoche erzählt worden ist.