Belletristik und Sachbücher

André Pilz, Man Down

h.schoenauer - 22.02.2010

Buch-CoverManche Romane zielen in keine Richtung, sie explodieren als Rohrkrepierer samt der erzählerischen Abschussrampe.

André Pilzs Roman über die kaum ausgeleuchtete Szene am sogenannten gesellschaftlichen Rand verträgt durchaus eine Einleitung aus dem Waffenwesen, denn es geht ordentlich brutal, gewalttätig und desaströs zu.

Mario Andreotti, Die Struktur der modernen Literatur

h.schoenauer - 20.02.2010

Buch-CoverAn manchen Tagen wird in Bibliotheken über alles geredet, außer über Literatur. Für das Bibliothekswesen gibt es ohnehin nur die Unterscheidung zwischen freiwilligem Lesen und Prüfungslesen. Daher tut es zwischendurch äußerst gut, wenn man sich als Bibliothekar einen Meister der Literaturkunde zu Gemüte führt.

Mario Andreottis Struktur der modernen Literatur gilt längst als didaktisches Meisterwerk, ganze Generationen von Literaturkundlern sind anhand seiner Struktur ausgebildet worden. Die aktuelle 4. Auflage führt zudem herauf bis ins aktuelle Jahr 2010.

Wolfgang Hermann, Mit dir ohne dich

h.schoenauer - 19.02.2010

Buch-Cover

Wie notwendig es ist, dass immer wieder neue Liebes- und Beziehungsgeschichten geschrieben werden, zeigt Wolfgang Hermann. Mit seinem Roman erzählt er von Illusionen, Kräften, Realitätsschüben und Auflösungen, wie es in dieser Form noch nie erzählt worden ist.

Allein schon der Titel Mit dir ohne dich ist ein philosophisches Meisterwerk, als Leser sinniert man schon wie verrückt, noch ehe man überhaupt eine Zeile gelesen hat. Das ist ja die Ideal-Formel von Beziehungen: man hat zwar jemanden in Liebschaft, hält aber vielleicht nur dessen Hülle in der der Umarmung, weil sich das Gegenüber schon längst aufgelöst hat.

Gerhard Jaschke, rund um die grüne soße

h.schoenauer - 07.02.2010

Buch-Cover

Es gibt so Pilger-Orte, die bei den Pilgern oft auch Entsetzen und Ekel auslösen. Aber solange die versprochene Erlösung durch Aufsuchen dieser Orte eintritt, werden alle seltsamen Rituale in Kauf genommen.

Gerhard Jaschke ist als Schriftsteller und Kleinverleger (Freibord) schon seit Jahrzehnten in Frankfurt auf der Buchmesse. Berühmt geworden ist er für seinen Klapp-Ständer-Koffer, mit einem leichten Schnapper lässt sich sein Koffer zu einer Vitrine mit dem Gesamtwerk des Verlages umwandeln.

Peter Matejka (Hrsg.), Ich hoffe, ich störe

h.schoenauer - 07.02.2010

Buch-Cover

So eine Festschrift ist immer ein Luder, alle lachen darüber, und wen es betrifft, der ist kaputt im Spagat zwischen Ironie und Ehrfurcht.

Dass Gerhard Jaschke zum 60sten eine Festschrift "braucht" und "kriegt", ist der Literaturszene längst klar gewesen, die Frage war nur, wie kriegt man den geschwindesten Formulierer, den verbalsten Recycler und den politischen Laserstrahl des österreichischen Diffusums auf eine Reihe.

Bernhard Strobel, Nichts, nichts

h.schoenauer - 06.02.2010

Buch-CoverManchmal ist der Alltag so aufregend, dass man ihn weder aktiv noch passiv hinkriegt. Eine typische Reaktion für eine überschwappende Ereignislosigkeit ist auf die Frage, was los sei, das alles erklärende "Nichts, nichts".

In Bernhard Strobels Erzählungen erklären einander die Figuren oft dieses Nichts, es sind gewöhnliche Heldinnen und Helden, manchmal schon etwas seniorenhaft am Leben ausgeeitert, aber ihr Schlachtfeld bereiten sie sich meist selbst oder mit jenen Resten, die aus früheren Familienbeziehungen übrig geblieben sind.

Martin Suter, Der Koch

h.schoenauer - 06.02.2010

Buch-CoverWenn man unsere Gesellschaft einmal den Nachfahren beschreiben sollte, dann reden wir am besten von einer Koch-Gesellschaft.

An manchen Tagen scheint alles in der Wohnanlage zu kochen, auf den Flachbildschirmen lösen sich Rezepturen mit Starkochgesichtern ab und zwischendurch feiert man auf einem Kanal einen Abspeckler, der soeben eine Tonne Gewicht verloren hat und jetzt reif ist für die neue Koch-Gesellschaft, die vor allem eines ist, easy, oberflächlich, verbal ausufernd.

Helene Flöss, Mütterlicherseits

h.schoenauer - 05.02.2010

Buch-CoverWenn man sich nur weit genug zurück erinnert, endet alles in einer schönen unversehrten Kindheit.

Helene Flöss kümmert sich im Roman Mütterlicherseits um diese feine Art der Erinnerung. Dabei wird nichts verdrängt oder schön gefärbt, vielmehr steht jenes Überlebensrezept zur Disposition, wonach man manche Dinge ungebremst auf sich zukommen lassen muss, damit sie einen nicht verletzen.

James Ellroy, Blut will fließen

h.schoenauer - 02.02.2010

Buch-CoverManchmal muss man nur diesen Ansaugstutzen beschreiben, der ganze Lesergenerationen in das Buch hinein saugt, um das Werk zu beschreiben.

James Ellroy schreibt über komplette Generationen und saugt folglich auch diese in das Innere seiner Bücher hinein.

Birgit Unterholzner, Flora Beriot

h.schoenauer - 02.02.2010

Buch-CoverDie Literatur muss alles: Die Zeit zurückdrehen, anhalten oder beschleunigen, je nach Aufgabenstellung erledigt sie alle diese Vorgänge tapfer. Und es ist kein Geheimnis, dass wir alle sagen: Wenn etwas bleibt von der Gegenwart, ist es die Literatur.

So ist es ein kluger Vorgang, dass die "innsbrucker university press", die umfangreich das wissenschaftliche Geschehen dokumentiert, seit 2010 eine Literaturserie "edition laurin" führt, die von Birgit Holzner betreut wird.