Zsuzsa Selyem, Regen in Moskau
Wenn einem eine Geschichte schon Haltegriffe in Gestalt von Ortsnamen und Zeitangaben in den Beipackzettel steckt, dann sollte man diese Angaben nicht ignorieren. Diese äußeren Angaben sind kleine Guckfenster, um dadurch ins Innere der Erzählung zu schauen, die unter hohem Druck steht und wie in einem Reaktor mannigfaltige historische Prozesse ablaufen lässt.
Zsuzsa Selyem beschreibt unter dem poetischen Titel „Regen in Moskau“ eine Geschichte von Zwangsmobilität, Glückssuche und Sich-zurechtfinden mit dem Faktischen. Allein schon der Erzählstandpunkt ist irritierend, neben betroffenen Aussiedlern, Wachpersonal und historischen Funktionären ist es das Ungeziefer, das erzählt. Immer wieder berichtet jemand von der Eiablage, und wie er oder sie dann von der Wand herunter sind und diesen oder jenen gestochen haben, um ihm ein wenig Blut abzusaugen.