Monika Rox-Helmer, Der historische Jugendroman als geschichtskulturelle Gattung

monika rox-helmer, der historische jugendroman„Dem Roman wird folglich als historische Darstellung ein großes Verstehens- und Erklärungspotential zu geschrieben. Auch die geschichtsdidaktische Beschäftigung mit dem historischen Jugendroman betont seit einiger Zeit das didaktische Potential der Gattung nicht nur für den nachhaltigen Aufbau von Sachwissen.“ (S. 11)

Gleich in der Einleitung erzählt ein Jugendlicher von seiner Erfahrung mit einem Jugendroman über die Novemberrevolution, von der er im Geschichtsunterricht nicht behalten habe, während ihm der Geschichtsroman die Augen für die geschichtlichen Ereignisse eröffnet habe. Rox-Helmer geht in ihrem Sachbuch den Möglichkeiten historischer Jugendromane für das Verständnis historischer Perspektiven nach.

Für die Untersuchung der Bedeutung historischer Jugendromane gilt es zunächst verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Zunächst sind Jugendromane literarische Werke, die nicht als didaktisch orientierte Lernmedien aufbereitet sind, sondern die Wünsche und das Interesse jugendlicher Leserinnen und Leser befriedigen und auf Unterhaltung zielen wollen. Damit stehen sie in Gegensatz zu wissenschaftlichen oder populärwissenschaftlichen Texten über Geschichte. Mit ihrer Fiktionalisierung sind literarische Texte wiederum in der Lage, die Leserinnen und Leser auf einer viel persönlicheren Ebene zu berühren und historische Welten zu vermitteln.

Rox-Helmer geht damit der spannenden Frage nach, inwieweit die Einbeziehung historischer Roman helfen kann, historisches Interesse und Bewusstsein bei Jugendlichen zu wecken, was auch für den Geschichtsunterricht fruchtbringend eingesetzt werden kann. Dabei werden die wichtigsten didaktischen Rahmenbedingungen ebenso untersucht, wie die verschiedenen Erscheinungsformen von Jugendliteratur mit geschichtlichem Bezug.

Rox-Helmer unterteilt ihre Auseinandersetzung mit dem didaktischen Potential des historischen Jugendromans in drei Teile. „Teil I: Theoretische Grundlagen“ setzt sich mit dem spannungsreichen Verhältnis zwischen Geschichte und Literatur auseinander, wobei nach einer Klärung der Begriffe, die spezifischen Probleme zur Sprache kommen, die mit einer Fiktionalisierung von Geschichte auftreten. Der folgende Abschnitt setzt sich mit den gattungsspezifischen Eigenheiten des historischen Jugendromans selbst auseinander und entwickelt einzelne Analyseschritte für die Untersuchung von Jugendromanen.

„Teil II: Analysen“ untersucht den historischen Jugendroman als geschichtskulturelles Medium für Jugendliche. Dabei kommen verschiedene Aspekte wie eine Bestandsaufnahme der Funktions- und Wirkungsweise historischer Jugendromane, die Textanalysen und die Auswertung von Interviews mit Jugendbuchautoren zur Sprache. Berücksichtigt wird dabei, dass historische Jugendromane einerseits eine Fiktionalisierung von Geschichte zum Ziel haben und andererseits ein jugendliches Zielpublikum ansprechen und unterhalten soll.

„Teil III: Rückblick und Ausblick“ fasst die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungsgegenstände zusammen und bietet einen Ausblick über die zukünftige Rolle historischer Jugendbücher für den praktischen Einsatz im Geschichtsunterricht, wobei vor allem der Umgang mit Fiktion im Unterricht zu berücksichtigen ist, wobei die simple Unterscheidung zwischen „real“ und „fiktiv“ zu kurz greift und die didaktische Nutzung wesentlicher Potentiale verhindern würde.

Somit kann Geschichte im literarischen Lektüreprozess vom Datenspeicher in die Erfahrung dessen geholt werden, der sich auf das Spiel der Fiktion einlässt. (S. 417)

Monika Rox-Helmer gelingt es, ihn ihrer Analyse der Bedeutung des historischen Jugendromans für den Einsatz im Geschichtsunterricht, die theoretischen und praktischen Problembereiche im Spannungsverhältnis zwischen Geschichte und Literatur zu benennen und aufzuzeigen, wie die literarische Aufbereitung von Geschichte dennoch didaktisch fruchtbringend im Unterricht eingesetzt werden kann.

Ein ebenso informatives wie wichtiges Sachbuch, das die theoretischen Grundlagen für die Verwendung von historischen Jungendromanen für die Vermittlung von Geschichte ausarbeitet und die unterschiedlichen Aspekte ihres Einsatzes als historische Medien berücksichtigt.

Monika Rox-Helmer, Der historische Jugendroman als geschichtskulturelle Gattung. Fiktionalisierung von Geschichte und ihr didaktisches Potential, aus d. Reihe: Forum historisches Lernen
Frankfurt a. Main: Wochenschau Verlag 2018, 464 Seiten, 51,30 €, ISBN 978-3-7344-0742-0

 

Weiterführende Links:
Wochenschau Verlag: Monika Rox-Helmer, Der historische Jugendroman als geschichtskulturelle Gattung
Universität Gießen: Dr. Monika Rox-Helmer

 

Andreas Markt-Huter, 24-09-2019

Bibliographie

AutorIn

Monika Rox-Helmer

Buchtitel

Der historische Jugendroman als geschichtskulturelle Gattung. Fiktionalisierung von Geschichte und ihr didaktisches Potential

Erscheinungsort

Frankfurt a. Main

Erscheinungsjahr

2019

Verlag

Wochenschau Verlag

Reihe

Forum historisches Lernen

Seitenzahl

464

Preis in EUR

51,30

ISBN

978-3-7344-0742-0

Kurzbiographie AutorIn

Monika Rox-Helmer ist Lehrerin für Geschichte und Deutsch an einem mittelhessischen Oberstufengymnasium. Als Studienrätin im Hochschuldienst an der Justus-Liebig-Universität ist sie für die Betreuung und Ausbildung von Lehramtsstudenten für den Bereich Didaktik der Geschichte zuständig. Sie hat eine langjährige Erfahrung als Rezensentin von Jugendbüchern und als Autorin für Fachzeitschriften.