Bernard Mandeville, Eine bescheidene Streitschrift für öffentliche Freudenhäuser
Wer muss da nicht zugreifen: ein Buch mit Lesebändchen, saftig-erotischem Stich im Umschlaginneren und draußen am Pergament-goldenen Cover die herausquellenden Worte „Versuch über die Hurerei“!
Der Limbus-Verlag stellt immer wieder geheimnisvolle Aufklärungsbücher vor, sie sind meist dreihundert Jahre alt und werden der „klandestinen Literatur“ zugezählt. Damit sind Bücher gemeint, die man seit Jahrhunderten unter der Tuchent liest, und zu denen man fallweise wie bei der Hurerei befreiende Sex-Bewegungen macht.
„Wenn Moritz und ich in diesem heißen Sommer in der großen Pause über den Schulhof gingen, dann tat sich jedes Mal vor uns eine Gasse auf, denn niemand wollte uns berühren. So viel hatte Zoe Sodenkamp mit ihrem Geschwätz schon erreicht.“ (S. 8)
Die Dolomiten gelten mittlerweile als über-erschlossenes Touristengebiet, das an manchen Tagen so von Menschen überwuselt ist, dass nichts mehr vom „bleichen Stein“ zu sehen ist, wie der Dolomit vor seiner Entdeckung durch Dolomieu 1789 geheißen hat. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass dieses Gebirge einmal leer und wild gewirkt hat wie heute vielleicht der Kaukasus.
„»Mir reichts!«, sagt Rotto laut, obwohl er ganz allein ist. »Ich möchte jetzt endlich etwas in meiner Lieblingsfarbe stricken!« Aber in welchem Muster und was soll daraus werden? Sanft streicht er über die Knäuel in Kornblumenblau und Himmelblau, in Indigo und Ultramarin. Ein bisschen wunderbar muss es werden, das weiß Rotto ganz genau.“
„Heute ist der erste Tag vom Schnupperpraktikum. Blöderweise habe ich es verrafft, mich um einen Platz zu kümmern, also bekam ich einen zugewiesen. Während meine Mitschüler Kanzlei-, Praxis-, Agentur- oder Sparkassenluft schnuppern, muss ich in die Förderschule nach Röhrbach. Das ist am anderen Ende der Stadt.“
In den Sehnsuchtsvorstellungen vom Meer liegt im Unterbewusstsein meist noch etwas brach: Raubfische, Raubtiere, Seeräuber, Raubbau an der Natur.
„Auf meiner Flucht hierher bin ich über Äste gestolpert und in Kuhlen gefallen. Meine Sachen sind durchnässt von dem Laub und den Farnblättern, die gegen mich schlugen, meine Hände sind völlig zerschrammt. Ich bin allein, und wenn ich ehrlich bin: Ich habe Angst.“ (S. 6)
In fast allen Genres sind Brüder-Paare ein ideales Experimentier-Feld, um zu untersuchen, was genetisch, soziologisch und psychologisch ablaufen muss, dass sich der eine in diese und der andere in jene Richtung entwickelt.
„Billi, die Wandermaus, ist immer unterwegs. Sie sucht ein neues Zuhause. »Ja, hier gefällt es mir!«, denkt Billi und setzt sich ans Ufer des Teiches. »Die Landschaft hier ist schön!«“ (S. 8)
Obwohl es im Deutschen kaum originäre Vertreter des New Journalism gibt, verlangt die Gier des Publikums ungebrochen nach guten Reportagen, die das Herz aufrütteln, weil sie immer miterzählen, wie es zu dieser Reportage gekommen ist.