Aktuelle Buchtipps

 

Erika und Nora Wimmer, Geldspiel ohne Ende

h.schoenauer - 11.06.2015

Gute Romane können sich einen Luxus leisten, der im Alltagsleben tabu ist: Die Wahrheit augenzwinkernd auszusprechen. „Geld ist genauso wichtig wie alles andere auf der Welt!“ (43) Wer geht als Leser nicht vor so einem Satz sofort bewundernd in die Knie.

Erika und Nora Wimmer haben in ihren Hypo-Roman schräge Figuren und geradlinige Ansagen gepackt. Bei einem Hypo-Roman geht es bekanntlich darum zu dechiffrieren, was unter den Floskeln des Zeitgeists liegt. Während also an der Oberfläche die Figuren ihre oft belanglosen Furchen ziehen, wuchert im Untergrund eine Gegenwelt heran.

A.J. Hartley, Der Rat der Wächter

andreas.markt-huter - 10.06.2015

„Es zog den Jungen zum Tor, und nun erkannte Darwen das dicke, faserige Tentakel, das sich um die Taille des Jungen geschlungen hatte. Er zögerte, erfasste das Entsetzen des Jungen und suchte blitzschnell den Waldboden nach irgendetwas ab, das vielleicht als Waffe dienen konnte.“ (11)

Der elfjährige Darwen Arkwright lebt nach dem tragischen Unfalltod seiner Eltern bei seiner Tante Honoria in Atlanta, wo er in einem Einkaufszentrum auf den mysteriösen Mr. Peregrine trifft, der ihm einen Spiegel gibt, mit dem er in das geheimnisvolle Silbrica gelangen kann. Nach dem letzten Abenteuer, das er mit seinen besten Freunden Rich und Alexandra bestehen hat können, taucht der Torwächter Mr. Peregrine plötzlich an seiner Schule auf. Darwen ist klar, dass das nächste Abenteuer bereits auf ihn wartet.

Dietmar Wachter, Katharinas Rache - Inspektor Matteo ermittelt

h.schoenauer - 09.06.2015

Inspektor Matteo ist einer der seltenen Ermittler im Krimi-Genre, die gerne ihre Arbeit tun, mit der Bevölkerung in positiver Verbindung stehen und den Grant zuerst an sich selber auslassen, ehe sie ihn anderen überkübeln. So gesehen freut man sich bei Matteo auf jeden Fall, denn auch wenn es um Mord und Totschlag geht, geht es immer auch um ein zivilisiertes Zusammenleben in der kleinen Gebirgsstadt Landstein.

Dietmar Wachter schickt seinen Aufdecker zuerst in den Alltag, wo gerade ein Bergbauer und Sonderling irgendwie harmonisch gestorben ist, „grabbereit“ oder „grabreif“, wie es die Tochter Mateos ausdrückt. Dieses friedliche Sterben kann freilich nicht darüber hinweg täuschen, dass oft hinter den unauffälligsten Todesfällen die heimtückischsten Mordanschläge stecken.

Oliver Pötzsch, Ritter Kuno Kettenstrumpf

andreas.markt-huter - 08.06.2015

„Kuno Kettenstrumpf … ist ein Ritter ohne Furcht und Tadel. Er liebt Schwertkämpfe, das Burgfräulein Konstanze und Schokoladenkuchen. Mit seinem Pferd Rosinante zieht er in die Welt hinaus und lehrt die Bösewichter das Fürchten, wie es schon sein Urgroßvater Kasimir Kettenstrumpf getan hat.“ (7)

Ritter Kuno lebt in einer Ecke des Feenlandes, das von Menschen nicht erreicht werden kann und von Elfen, Trollen, Drachen, Räubern, liebreizenden Burgfräulein und Feen bewohnt wird. Als richtiger Held muss Kuno mit seinen Freunden gefährliche Abenteuer überstehen, denn auch die zahlreichen Bösewichte schlafen nicht. Alle sind hinter der magischen Silberlanze aus dem Familienbesitz der Kettenstrumpfs her. Von ihr heißt es, dass sie unbesiegbar machen soll.

Franz Tumler, Hier in Berlin, wo ich wohne

h.schoenauer - 07.06.2015

Die Frage nach dem sogenannten Erzählstandpunkt führt Autoren oft direkt ins Meldeamt, wo sie beinahe amtlich festlegen, wo sie wohnen.

Für Franz Tumler sind die Vorgangsweise beim Erzählen, der Ausgangspunkt der Beobachtungen, die Analyse der Vorgänge beim Recherchieren von elementarer Bedeutung. Im Verlaufe der Nachkriegszeit ist er allmählich und in kleinen Schritten in Berlin zu siedeln gekommen. So bekommt der Text „Hier in Berlin, wo ich wohne“ aus dem Jahr 1961 eine politische Bedeutung, der Autor pflanzt seinen Identitätsmittelpunkt nach Berlin.

Anna Xiulan Zeeck, Wie wilde Gräser

andreas.markt-huter - 05.06.2015

„Das 13-jährige Mädchen Tongli stand an der Tür ihres Hauses und schaute dem mächtigen Nachtvogel nach. Sie war unruhig. Es war fünf Uhr morgens, Zeit für sie, sich auf den Weg zur Schule zu machen. Doch in ihrer Bergwelt herrschte noch immer Nacht.“ (9)

Tongli lebt bei ihrer alten Großmutter auf dem Land. Ihre Eltern müssen schon seit Jahren in Peking arbeiten. Als der Großvater des Nachbarjungen Lin Kai stirbt, kommt dieser ins Internat auf dem Schulgelände und Tongli muss zum ersten Mal alleine in der Dunkelheit alleine den weiten Weg zur Schule gehen. Die tiefe Freundschaft der beiden Jugendlichen aber bleibt.

Fritz Schindlecker, Jakob Mustafa

h.schoenauer - 04.06.2015

Historische Romane bieten eine gute Gelegenheit mit den Vorfahren zu sprechen, denn wir sind nicht nur durch deren Gene geprägt sondern auch von den Vorurteilen und Glaubensideen der Altvorderen.

Fritz Schindlecker nennt die Abenteuer um seinen Helden Jakob Mustafa schlicht das Vermächtnis des Chronisten, denn letztlich sind nicht nur die Figuren die Hauptdarsteller sondern auch die Erzählmethode, die das Vordringen in den Alltag längst vergangener Tage ermöglicht.

Jules Verne, Die geheimnisvolle Insel

andreas.markt-huter - 03.06.2015

„Bei Sonnenuntergang erreichten wir den Gipfel. In welche Richtung wir uns auch drehten, überall sah man nur Wasser. Von Horizont zu Horizont reichte das Meer. »Meine Herren«, sagte Cyrus Smith feierlich, »unsere neue Heimat ist eine Insel.«“

Während des Amerikanischen Bürgerkriegs gelingt es Gideon Spillet, Reporter des New York Herold, gemeinsam mit dem Seemann Pencroft, dem Ingenieur Cyrus Smith, dem dunkelhäutigen Jungen Nab, dem etwas älteren Harbert Brown und dem Hund Top mit Hilfe eines Militär-Ballons aus einem Kriegsgefangenenlager in Richmond zu fliehen. Auf hoher See verliert der Ballon durch ein Loch in der Hülle immer mehr an Höhe.

Anne Marie Pircher, Zu den Linien

h.schoenauer - 02.06.2015

Ein Leitsystem, das den Verleiteten nicht klar ist, führt diese in die Irre.
Anne Marie Pircher setzt in ihren neun Erzählungen über Um- und Ausstiegssituationen die Protagonisten jeweils einer besonderen Umgebung aus, worin die Koordinaten noch nicht vermessen sind, sodass die Situation samt Held und Umfeld in einen Schwebezustand gerät.

In der Titelerzählung „Zu den Linien“ wird ein erzählendes Ich in einer fremden Stadt von permanenten Hinweisen, Leitsystemen und Umsteigemöglichkeiten verleitet. Eine Frau konzentriert sich auf einen Blinden, der U-Bahn fährt. Sie versucht das Sichtbare auszublenden und sich auf Geräusche und Gerüche zu konzentrieren. An den Stationen werden verschiedene Linien ausgerufen, die als bloße Ziffern oder Buchstaben erscheinen.

Ally Carter, Mädchen sind die besseren Spione

andreas.markt-huter - 01.06.2015

„Wenn ihr jemals von der CIA befragt worden seid, wisst ihr genau, wie ich mich zwei Stunden später fühlte, als ich auf dem Rücksitz einer Limousine saß und beobachtete, wie sich die Innenstad in Vorstädte verwandelte und die Vorstädte in freie Natur.“ (16)

Cameron Ann Morgan, kurz Cammie genannt, ist fünfzehn und die Tochter der Direktorin der Gallagher Akademie für angehende Spioninnen. Ganz unerwartet wird sie von der CIA einer Befragung mit dem Lügendetektor unterzogen und über ihre Beziehung zu Josh befragt, in den sie sich in Band 1 der Reihe „Gallager Girls“ verliebt hat. Bald schon müssen Cammie und ihre Freundinnen feststellen, dass auf der Gallagher Akademie einiges nicht mit rechten Dingen zugeht und dass Cammies Mutter eine mysteriöse Rolle spielt.