Aktuelle Buchtipps

 

Xaver Bayer, Aus dem Nebenzimmer

h.schoenauer - 07.05.2015

Es ist wie beim berühmten Stein, den man am Wegrand kurz wegdreht, und darunter tummelt sich ein Kosmos von Getier in voller Bewegung.

Xaver Bayer hat den Stein der literarischen Gegenwart kurz umgedreht und darunter wuseln Dutzende Erzählungen, fiktionale Hotspots und Mini-Essays aus den letzten fünfzehn Jahren. Knapp fünfzig Texte lassen sich für den Leser als Geräusche, Gerüchte und Gerüche aus dem Nebenzimmer zusammenfassen. Der Leser steht jeweils im aktuellen Hauptraum seiner Empfindungen und aus dem Nebentrakt tauchen dann plötzlich diese seltsam abgerundeten, beinahe verstümmelten Erzählfragmente auf.

Dominic Walliman, Professor Astrokatz - Universum ohne Grenzen

andreas.markt-huter - 06.05.2015

„Unser Universum ist komplex, dass viele Forscher ihr ganzes Leben damit zubringen, hinter seine größten Geheimnisse zu kommen. Und es gibt noch viele Geheimnisse, die gelüftet werden müssen! Aber keine Sorge, Professor Astrokatz hilft dir weiter – schließlich bin ich einer der cleversten Kater, die hier so herumstreunen.“ (5)

Professor Astrokatz, ein Experte auf dem Gebiet der Astronomie, nimmt seine Schüler und die jungen Leserinnen und Leser mit auf eine spannende Reise durch Raum und Zeit. Wir begleiten ihn durch die Anfänge des Universums, der Galaxien und durch unser Sonnensystem und erfahren so Manches über die Gesetzmäßigkeiten, die unsere Welt im Innersten zusammenhalten.

Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert

andreas.markt-huter - 05.05.2015

„Dennoch glaube ich, dass Forscher aus den Sozialwissenschaften wie allen anderen Disziplinen, Journalisten und Kommentatoren sämtlicher Medien, Gewerkschaftler und politische Aktivisten aller Richtungen, und vor allem sämtliche Bürger ernsthaft über Geld nachdenken sollten […]. Diejenigen, die viel davon haben, werden gewiss nicht vergessen, ihre Interessen zu verteidigen. Von den Zahlen nichts wissen zu wollen, dient selten der Sache der Ärmsten.“ (793)

„Das Kapital im 21. Jahrhundert“ bietet wirtschafts-historische Erklärungen für Erfahrungen, die ein großer Teil der Bevölkerung bereits seit längerer Zeit selbst unmittelbar spüren kann: Die finanziellen Möglichkeiten der breiten Schicht der Bevölkerung werden zunehmend geringer, die Einkommensschere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander.

Tom Llewellyn, Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt

andreas.markt-huter - 04.05.2015

„[…] »Das Haus wurde mit dieser Schräge gebaut. Wenn Sie es nicht glauben, kann ich Ihnen die Baupläne im Original zeigen.« Mama fragte zweifelnd: »Sie meinen, das ganze Haus ist so?« »Ja, so ist es. Jedes Zimmer.« »Warum baut jemand ein Haus mit schrägen Böden? « »Ich weiß es nicht«, antwortete Mrs. Fleming und sah auf ihre Uhr. »Es ist ziemlich geheimnisvoll. «“ (8)

Jacob Hensley übersiedelt mit seiner Familie in ein neues Haus, das zwar viel mehr Zimmer zu bieten hat, als ihre alte Wohnung, ansonsten aber mehr als merkwürdig erscheint. Alle Böden sind schräg und weisen eine Neigung von drei Grad auf und fast sämtliche Wände, Geländer und Böden sind mit Worten, Ziffern, Diagrammen und Zeichnungen bedeckt.

Jurij Wynnytschuk, Im Schatten der Mohnblüte

h.schoenauer - 03.05.2015

Städte historischer Verdichtung sind immer auch mit Gewalt konfrontiert. Die ukrainische Stadt Lviv ist im letzten Jahrhundert stets auch ein Ort brachialer Vernichtung gewesen, so dass man Übersetzungen aus dieser Stadt gerne etwas abmildert. Aus dem „Tango des Todes“ ist im Deutschen jetzt das Proust-sachte „Im Schatten der Mohnblüte“ geworden.

Jurij Wynnytschuk schreibt die Geschichte Lvivs durch die letzten achtzig Jahre auf. Eine Achse läuft in den Kapitelüberschriften die Buchstaben A-Z entlang und erzählt von den Ereignissen während des zweiten Weltkriegs, als die Stadt mehrmals den Wechsel der Besatzer aushalten muss. Eine zweite Achse ist nummerisch von 1-31 aufgefädelt und zeigt einen Forscher aus der Gegenwart, der aus der Zeit aussteigt und sich dem Phänomen verschollener Todes-Melodien kümmert.

Ana Galán, Mondrago – Die große Prüfung

andreas.markt-huter - 01.05.2015

„Cale war ein Drache zugeteilt worden, der nicht fliegen konnte, der über seine eigenen Füße stolperte, der nicht gehorchte und sich von allem und jedem ablenken ließ. Wie sollte Cale es da nur schaffen, Mondrago bis zu seiner Burg zu bringen?“ (27)

Cale ist gerade elf Jahre alt geworden und soll nun endlich seinen eigenen Drachen erhalten. Als Prüfungsaufgabe erhält er den Auftrag seinen Drachen nach Hause zu bringen, bis der Vollmond seinen Zenit erreicht hat. Dies wäre alles kein Problem, hätte man einen Drachen, der Fliegen kann.

Peter Steiner, Der Sandfallenbauer

h.schoenauer - 30.04.2015

Nur selten gelingt es einem Helden, das abgehangene Spätlebensalter als geerdetes Kind auf einem Traktor zu verbringen und dabei die Leser zu verzücken.

Peter Steiners Roman vom „Sandfallenbauer“ ist beinahe ein Märchen vom geglückten Leben. Der Ich-Erzähler hat sein Leben in allen Weltteilen als Geologe und Gesteinserkunder verbracht, er kann die Erde lesen mit ihren Faltungen, Ritzen und Verwürfen. Jetzt für den Lebensabend hat er sich mitten in Amerika ein Stück unbebautes Land zugelegt und verbringt mit seiner Frau die Tage hautnah an den Poren der Erdkruste.

Simone Klages, Ede und die Schatzsucher

andreas.markt-huter - 29.04.2015

„Als Ede nach Hause kommt, sitzen seine Geschwister schon in der Küche. Auf dem Küchentisch liegt die Schatzkarte. Sie überlegen gemeinsam: Was mag das wohl für ein Schatz sein? Vielleicht ein Koffer voll mit Regenwürmern? Es könnte auch ein Wortschatz sein.“ (11)

Als Ede eines Tages von der Schule nach Hause kommt, studieren seine Geschwister in der Küche schon eine geheimnisvolle Schatzkarte. Sie stellen fest, dass die Schatzkarte in Opa Stoksters Akkordeon versteckt war und machen sich mit ihm auf die Suche nach dem Schatz in Afrika.

Bernd Schuchter, Föhntage

h.schoenauer - 28.04.2015

Die Welt ist alles, was der Fallwind ist, sagt ein kauziger Typ über die Alpen, deren Haupt-Merkmal vielleicht der Föhn ist. Und egal wo Nord- oder Südtirol tagsüber politisch hin driften, nächtens fließt der Föhn und kratzt die Bewohner auf und bringt sie in Wallung.

Bernd Schuchters „Föhntage“ erzählen die Geschichte der Südtiroler lange nach der Option und den Bombenjahren als Geschichte eines Kindes, das allmählich hinter den Wahrnehmungen seltsame Zusammenhänge ausmacht. „Man kann so eine Kindheit nur in Bilder fassen“ (23), weshalb oft wie in einer Galerie die unterschiedlichsten Aquarelle neben einander hängen und vom Passanten zu einem Erlebnis zusammengesetzt werden.

Jürgen Brater, Rasend schnell und tierisch langsam

andreas.markt-huter - 27.04.2015

„Ein ausgewachsener afrikanischer Elefant wiegt circa 4 bis 5 Tonnen. Das ist in etwa das Gewicht dessen, was ein anderes Tier an einem einzigen Tag in sich hineinschlingt.“ (10)

Jürgen Brater stellt 60 ungewöhnliche und extreme Gegensätze als überaus informative und unterhaltsame Beiträge zusammen. Da finden sich z.B. Gegensatzpaare wie „Welches Tier frisst am meisten?“ „Und welches trinkt am wenigsten?“, oder „Welches Tennismatch dauerte am längsten?“ „Und welches Fußballspiel dauerte am kürzesten?“