Aktuelle Buchtipps

 

Torben Kuhlmann, Die graue Stadt

andreas.markt-huter - 27.12.2023

torben kuhlmann, die graue stadt„Robin trat mit der Ferse gegen die Tür, die hinter ihr scheppernd ins Schloss fiel. Sie schnaubte, etwas außer Atem vom vielen Treppensteigen, aber auch ein bisschen vor Wut. Unsanft stellte sie den letzten Karton zu den anderen und blieb einen Moment davor stehen. Der Umzug war geschafft. Hier wäre von nun an ihr Zuhause.“ (S. 9)

Robin ist alles andere als begeistert, nachdem sie mit ihrem Vater in ein Hochhaus in der Stadt übersiedelt ist. Sie blickt aus ihrem Zimmerfenster auf die graue Stadt, in der sie keine Farben erkennen kann. Aus Protest beschließt sie ihre Lieblingsjacke, gelben Regenmantel, von nun an immer zu tragen, um etwas Farbe in die mausgraue Welt zu bringen.

Elisabeth R. Hager, Der tanzende Berg. Roman

h.schoenauer - 25.12.2023

elisabeth hager, der tanzende bergGleich zu Beginn sprengt sich eine Geburtstagsgesellschaft feierlich in einen Rausch, am Schluss, in der Stunde Null, stellt sich heraus, dass sich das ganze Land touristisch einwandfrei in die Luft gejagt hat. Sogar die felsenfesten Berge beginnen ob dieses Desasters zu tanzen und hinterlassen zerfallenes Gestein und zerbröselte Schicksale.

Elisabeth R. Hager gehört zu jener Handvoll Schriftstellerinnen aus Tirol, die einst zu Studienzwecken aus dem Land ausgestiegen sind, um sich einen frischen Blickwinkel auf die geschlossene Gesellschaft Tirols anzueignen. In der Blase des Gebirgslandes ist nämlich nun schon die dritte Generation vom Tourismus aufgezogen und wird unauffällig beäugt und niedergehalten, damit sie ja keine Geschäftsstörung bei den Nächtigungen auslöst.

Robert Cumming, Kunst - eine visuelle Zeitreise

andreas.markt-huter - 23.12.2023

robert cumming, kunst - eine visuelle zeitreise„Künstler sind großartige Beobachter und haben die besondere Gabe, ihre Eindrücke bildnerisch zu verarbeiten. Sie zeigen die Welt aus ihrem eigenen Blickwinkel. Doch aus Neugier und Kreativität allein erwächst noch kein Kunstwerk. Wann entstanden die ersten Werke, die wir heute als Kunst im eigentlichen Sinne definieren?“ (S. 7)

Robert Cumming lädt ein zu einer spannenden Zeitreise durch die Geschichte der Kunst, von den mehr als 30.000 Jahren alten Skulpturen der Steinzeit, über die klassischen Werke der Antike und der Renaissance bis in die Kunstwerke der jüngsten Gegenwart.

Claudia Skopal, Friedas Weihnachten

andreas.markt-huter - 20.12.2023

claudia skopal, friedas weihnachten„Frieda Fröhlich saß an ihrem Schreibtisch, las Wunschzettel der Kinder und seufzte. Je länger sie las, desto lauter wurden ihre Seufzer. »Briefe, Briefe, Briefe«, murmelte sie betrübt. »So viele Wünsche. Wie soll sich das alles bis Weihnachten ausgehen?«“

Frieda Fröhlich ha sich als Assistentin des Christkinds beworben und stöhnt nun unter der Last der zahlreichen Wunschbriefe. Da Wünschen sich Kinder Ponys oder einen Swimmingpool mit Rutsche im Keller, um das ganze Jahr schwimmen zu gehen. Vor lauter Wünsche weiß Frieda gar nicht, wo sie anfangen soll. Zu allem Überfluss wird auch noch das Christ krank und Frieda muss sich ganz alleine um die Geschenkbriefe kümmern.

Philip Matyszak, Vergessene Völker

andreas.markt-huter - 20.12.2023

philip matyszak, vergessene völker„Dieses Buch handelt von Völkern, die uns, auch wenn sie überwiegend vergessen sind, bis heute indirekt prägen. Oder aber es geht um Völker, von denen wir uns noch an eine Einzelheit erinnern, während der Rest verschwunden ist. Was wissen wir schon von den Baktrern bis auf ihre zweihöckrigen Kamele? Oder von den Samaritanern, außer dass einer von ihnen barmherzig war?“ (S. 8)

Wer seinen Blick in die Antike wirft, erblickt ein Auftauchen und Vergehen verschiedenster Kulturen, die für einen mehr oder weniger langen Zeitraum eine Rolle im Spiel der Mächte einnehmen konnten und historisch in Erscheinung traten. „Vergessen Völker“ stellt eine Auswahl von 40 Völkern der Antike zwischen Indien und Europa näher vor.

Norbert Gstrein, Mehr als nur ein Fremder

h.schoenauer - 20.12.2023

norbert gstrein, mehr als nur ein fremderEin großkalibriger Autor muss im gegenwärtigen Literaturbetrieb drei Kanäle speisen: Einmal muss er regelmäßig Werke liefern, die einer letztlich sehr engen EU-Norm entsprechen. Zweitens muss er täglich seine Bereitschaft erklären, Preise, Stipendien und Uni-Auftritte zu absolvieren. Und drittens muss er am Branding der eigenen Biographie arbeiten, die im Idealfall zu einem Mythos ausgerollt werden kann.

Norbert Gstrein füttert alle diese Kanäle professionell, wobei das Professionelle vermutlich darin besteht, dass er alles mit stiller Ironie absolviert. So ergibt sich bei seinen Büchern immer eine gewisse Irritation, wie ernst das Gesagte nun gemeint ist, und ob es nicht letztlich gar eine Verhöhnung des Publikums ist, wenn der Autor läppisch das erfüllt, was sich eine von Germanisten angeführte Freundesschar vage von ihm erwartet.

Dana Schwartz, Anatomy. Eine Liebesgeschichte

andreas.markt-huter - 19.12.2023

dana schwartz, anatomy„Wie Lord Almont oder ihre Mutter reagieren würden, wenn sie von der Annonce in ihrer Tasche wüssten, mochte sich Hazel nicht einmal vorstellen. Es handelte sich dabei um die Ankündigung einer Anatomievorführung des berühmten Dr. Beecham III., Enkel einer großen Legende. Er war mit Sicherheit der bekannteste lebende Chirurg Edinburghs, wenn nicht sogar des gesamten Königreichs. Hazel bebte förmlich vor Aufregung, wenn sie nur daran dachte.“ (S. 32)

Die siebzehnjährige Lady Hazel Sinnet stammt aus einer reichen Adelsfamilie im schottischen Edinburgh. Während ihr Vater mit der Bewachung Napoleons auf St. Helena betraut ist, trauert ihre Mutter immer noch um ihren ältesten Sohn George, der wie Hazel am Römischen Fieber erkrankt war, aber nicht überlebt hat. Hazels Leidenschaft gilt der Medizin und sie setzt alles daran, um einmal Ärztin zu werden.

Durs Grünbein, Äquidistanz

h.schoenauer - 18.12.2023

durs günbein, äquidistanzÄquidistanz ist ein Zustand, der in vielen Segmenten menschlichen Lebens eine anerkannte Rolle spielt. Ob im juristischen, physikalischen oder poetischen Bereich, überall steigt die Zustimmung, wenn die Äquidistanz ins Spiel gebracht wird. Einen gesellschaftlichen Durchbruch erreichte diese Haltung während der großen Pandemie, als alle angehalten waren, Abstand zu allem zu halten.

Durs Grünbein nennt seine Sammlung aus etwa neunzig Gedichten straff „Äquidistanz“. Und schon das Cover ist so „ebenmäßig“ gestaltet, dass man es samt dem darin eingeschlagenen Buch gerne in die Hand nimmt und mit dem Finger die Linien nachfährt, die wie geographische Höhenlinien einen Abstand zu einem Gipfel messen. Das magische Wort selbst ist im harmonischen Schnitt aufgegliedert in die Silben Äqui-di-stanz.

Daniel Napp, Schnüffelnasen geben Vollgas

andreas.markt-huter - 16.12.2023

daniel napp, schnüffel lnasen geben vollgas„Erleichtert schüttelte sich Hubertus die Lokführermütze vom Kopf. Noch immer war es für ihn nervenaufreibend, wenn er die rot lackierte Diesellok steuern musste. Als ausgebildeter Polizeihund mit Superspürnase lagen seine Stärken schließlich beim Auffinden von Spuren … und nicht darin, diese schweren Hebel und Handräder mit seinen Pfoten zu bedienen!“ (S. 7)

Den Schnüffelnasen Polizeihund Hubertus, Floh Pock, der es sich in seinem Ohr gemütlich macht und der Rabe Kröckel, gelingt es immer wieder selbst die kniffligsten Fälle zu lösen. Diesmal soll ein Clubhaus einer Motorradgang näher unter die Lupe genommen werden, das die Rocker versehentlich selbst in Brand gesetzt haben.

Edward S. Herman / Noam Chomsky, Die Konsensfabrik

andreas.markt-huter - 15.12.2023

edward herman und noam chomsky, die konsensfabrik„Keine andere Theorie der Journalismusforschung geht so hart und unversöhnlich mit den kommerziellen Nachrichtenmedien ins Gericht wie das Propagandamodell von Edward S. Herman und Noam Chomsky. In dem vorliegenden Buch […] haben die etablierten Medien in liberalen Demokratien eine Hauptfunktion, nämlich »Propaganda« zu betreiben. Das meint: Sie versuchen, etablierte Machtverhältnisse zu stabilisieren und in der Bevölkerung einen Konsens zu einer Politik und einem Wirtschaftssystem herzustellen, die vor allem den Interessen einer mächtigen Minderheit dienen.“ (S. 7)

Das bedeutende Werk „Die Konsensfabrik: Die politische Ökonomie der Massenmedien“ der beiden amerikanischen Gesellschaftswissenschaftler Edward S. Herman und Noam Chomsky, wurde bereits im Jahr 1988 veröffentlicht und nun erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht. Das Sachbuch bietet eine tiefgehende Analyse der Massenmedien und ihrer Rolle in der politischen und gesellschaftlichen Informationsvermittlung. Die zentrale These des Buches lautet: Medien in kapitalistischen Gesellschaften neigen dazu, durch verschiedene Mechanismen die Interessen der politischen und wirtschaftlichen Eliten zu fördern und zu stabilisieren.