Walter Methlagl (Hrsg.), Erich Lechleitner

So ist es in der Provinz üblich. Lange nach dem Tod kriegt ein Künstler eine hinreißende Biographie, an die er selbst in den kühnsten Träumen nicht zu denken gewagt hätte.
Das örtliche Forschungszentrum bietet für die Verflossenen das Beste an Text und Bild auf, während die Zeitgenossen weiterhin zu Lebzeiten verachtet werden, damit man später umso heroischer über sie herfallen kann.

Heutzutage wird man als Urlaubender wie ein Dinosaurier angestarrt, wenn man nicht geflogen ist, aber lange Zeit galt Fliegen wirklich als das luftige Ereignis, das nur für Prominenz und Pseudopromis gedacht war.

Ein guter Roman steht und fällt mit dem ersten Satz. Eva Menasses Roman "Vienna" ist daher ex kathedra gesprochen ein guter Roman, denn der Anfangssatz wird den Lesern noch in Erinnerung sein, da mag der Roman schon längst auf der Halde der Antiquariate liegen. "Mein Vater war eine Sturzgeburt." (9) Wuff, nach so einem Satz gibt es nur noch eines: Weiterlesen!


Vielleicht sind poetische Ratgeber die beste Ermunterung, sich auf eine neue Sicht der Dinge einzulassen. Mit ihrem Roman ?Der Liebhaberreflex? hat Kirstin Breitfellner jüngst etwas recht Angenehmes publiziert, nämlich die Gepflogenheiten von Liebhabern, deren Liebreiz und das aufgegeilt Ungustiöse von Balzritualen auf ironische Art vorzuführen.