Aktuelle Buchtipps

 

Christian Grataloup, Die Geschichte der Welt - Ein Atlas

andreas.markt-huter - 16.01.2023

christina grataloup, die geschichte der welt - ein atlas„Die Grundidee dieses – auch international erfolgreichen Weltatlas ist es nicht, so viele historische Details wie möglich in eine Karte zu packen, sondern die großen Linien der Globalgeschichte von den Anfängen der Menschheit bis heute mit Hilfe von Karten zu veranschaulichen.“ (Umschlag)

Geschichtskarten stehen vor der großen Herausforderung, einzelne Regionen zu bestimmten Zeiträume präzise einzufangen und detailliert festzuhalten. Dabei erlaubt eine Karte kein vielleicht oder ungefähr, sondern nur die Genauigkeit einer Linie und festen Form. Der Zwang historische Annahmen, Entfernungen, Maßstäbe u.a. eindeutig festzuhalten, setzt ein besonders vielfältiges Expertenwissen und den kreativen Mut für Entscheidungen voraus.

Martin Widmark, Linas Reise ins Land Glück

andreas.markt-huter - 14.01.2023

martin widmark, linas reise ins glück„»Bitte …«, bettelt er. »Eine noch.« Lina sieht ihn an und lächelt. »Aber dann wird geschlafen, ja?« Daniel nickt. Er zieht die Decke hoch bis an sein Kinn. Lina setzt sich auf die Bettkante und schaut nachdenklich auf ihre Hände. An einem ihrer Finger steckt ein Ring mit einer schillernden Perle. Wunderschön sieht die aus. Und dann beginnt Lina zu erzählen: »Vor langer Zeit, als ich noch ein kleines Mädchen war, verschwand eines Tages mein großer
Bruder Leon.«

Daniels Eltern haben Nachtschicht im Krankenhaus, während sich Lina als Kindermädchen um ihn kümmert und zu Bett bringt. Als Gutenachtgeschichte erzählt sie ihm, wie ihr geliebter großer Bruder eines Tages plötzlich verschwunden ist und trotz aller Suche nicht mehr zu finden war.

Doron Rabinovici, Die Einstellung

h.schoenauer - 13.01.2023

doron_rabinovici, die einstellungIn sogenannten liturgischen Romanen geht es darum, einen bewährten Plot aufs Neue zu erzählen, um die Anhänger dieser Plot-Konstellation darin zu bestärken, dass sie zu den Guten gehören und richtig liegen.

Doron Rabinovici erzählt eigentlich den gesamten Roman durch den bloßen Titel – „Die Einstellung“. In der Doppeldeutigkeit des Begriffes wird klar, dass für einen Fotografen nicht nur die Einstellung an der Kamera entscheidend ist, sondern auch seine persönliche, die mit einer politischen Einstellung einhergehen muss.

Claire Legrand, Lichtbringer - Die Empirium Trilogie Bd. 3

andreas.markt-huter - 12.01.2023

claire legrand, lichtbringer„»Du bist Simon Randell«, sagte Corien und berührte seine Schläfe mit zitternden Fingern. »Natürlich bist du das. Und jetzt bist du hier« Er küsste Simons Stirn, und mit der Berührung seiner kalten Lippen breitete sich eine Wärme in Simons Körper aus, die ihn beruhigte. »Und jetzt«, flüsterte Corien, »gehörst du mir.« (S. 16)

Im letzten Teil der Empirium Triologie geht die Prophezeiung von einer Blutkönigin, welche die Welt in die Vernichtung steuert und einer Sonnenkönigin, die sie vor der Vernichtung retten kann, ihrem finalen Höhepunkt entgegen. Königin Rielle nimmt ihre Macht an und entscheidet sich für die Seite des rachedurstigen Engels Corien.

Friedrich Hahn, Liebe stört

h.schoenauer - 11.01.2023

friedrich hahn, liebe störtDie besten Erzähler sind jene, die am Sterbebett liegen. Sie brauchen niemanden mehr zu beeindrucken und nichts mehr zu schönen. Sie können das Leben abrechnen, auch wenn sie es oft falsch boniert haben.

Friedrich Hahn erzählt aus einer verrückt-frechen Position heraus. Sein Ich-Erzähler ist gerade gestorben und räsoniert „zum Ausgeistern“ über sein Leben und wie das so ist, bis der Leichnam endgültig entsorgt ist. Sein letzter Satz heißt „Liebe stört“ und ist offensichtlich wohl vorbereitet, wie alle diese berühmten Sätze von „mehr Licht“ bis hin zu „mehr nicht“.

Frank Schwieger, Ich, Herakles, und meine großen Heldentaten

andreas.markt-huter - 10.01.2023

frank schwieger, ich, herakles, und meine großen heldentaten„Ich treibe mich ja gern bei euch Menschen herum. Natürlich nicht in meiner wahren Gestalt, das würde zu viel Aufsehen erregen. Manchmal verwandle ich mich in einen alten Mann oder in ein junges Mädchen, um mich bei euch ein wenig umzusehen. Und um euch Menschen in Gespräche zu verwickeln. Dabei fällt mir eine Sache immer wieder auf: Kaum ein Mensch kennt noch meine wunderbaren Heldentaten! Unglaublich, nicht wahr? (S. 5)

Wer kennt nicht die berühmten Heldentaten des Halbgottes Herakles? Diesmal werden seine Abenteuer aus der Perspektive der unterschiedlichsten mythologischen Figuren erzählt. Neben Herakles selbst berichten auch sein Kindermädchen Aglaia, Herkules Neffe Jolaos, die Hirschkuh Leandra, der Kentaur Pholos und viele mehr.

Christian Futscher, Statt einer Mütze trug ich eine Wolke

h.schoenauer - 09.01.2023

christian futscher, statt einer mütze trug ich eine wolkeJeder Roman lebt davon, dass er mit den Wörtern mehrdeutig umgeht. Schließlich geht es bei jedem Begriff um eine vage Gedankenbewegung. Wenn beispielsweise etwas am Kopf sein soll, ist es vorerst egal, ob es sich um eine Mütze handelt oder um eine Wolke.

Christian Futscher entwickelt aus diesem Mehrdeutigkeitskult heraus eine eigene Erzählform. Der Ich-Erzähler tritt in die Plot-Stapfens eines Schelms und spuckt eine Pointe nach der anderen aus. Wie bei einem Miststreuer werden die Dungteile gleichmäßig verteilt und spornen die Phantasie zu größtem Wachstum an.

Zoran Drvenkar, Der einzige Vogel, der die Kälte nicht fürchtet

andreas.markt-huter - 06.01.2023

zoran drvenkar, der einzige vogel, der die kälte nicht fürchtet„Vor gar nicht allzu langer Zeit gab es einen Winter, so einen Winter hat es noch nie gegeben. Er fing ganz normal an, schlich sich in den Frühling und stürmte dann durch den Sommer, bevor er mit Schneefall den Herbst bedeckte und von da an zum längsten Winter wurde, den man sich vorstellen kann.“ (S. 11)

Nach einer langen Zeit der Kälte scheinen sich alle mit der Kältewelle abgefunden zu haben. Doch ebenso wie die Temperaturen hat sich auch die Stimmung der Menschen abgekühlt, niemand zeigt sich mehr fröhlich oder freut sich auf etwas, bis es eines Tages dem kleine Ricki reicht.

Antonio Fian, Wurstfragen

h.schoenauer - 04.01.2023

antonio fian, wurstfragen„Griassinnen!“ - Im Wiener Kaffeehaus wird schon seit Jahrhunderten gegendert, wenn eine Bestellung aufgenommen und die sitzende Hofratschaft begrüßt werden muss.

Antonio Fians „Wurstfragen“ handeln von diesen kleinen Verunreinigungen, die im Gebrauch der Alltagssprache auftreten, wenn man nicht genau hinhört oder eine Fügung ohne zu denken verwendet. Die Wurstfragen sind vor allem solche, die Wurst im Sinne von egal sind, also letztlich niemand interessieren. Andererseits tastet sich an diesem Haupt-Hauptwort „Wurst“ die gesamte Kultur entlang, gibt es doch von der Polnischen bis zur Wiener allerhand Wurstformen, die erst dann ihre Reife entwickeln, wenn niemand weiß, was drin ist. Und von jener Wurst, die allenthalben hinten herauskommt, braucht man als Kulturphilosoph gar nicht zu reden, sie liegt nämlich vom Hund gemacht auf diversen Gehsteigen oder plagt die Kundschaft auf dem Weg zur Apotheke.

Susannah Lloyd, Wo Drachen wachen

andreas.markt-huter - 02.01.2023

susannah lloyd, wo drachen lachen„Die anderen Ritter behaupten doch allen Ernstes, es gäbe keine Drachen. »Aber gewiss doch«, kann ich nur sagen, »UND OB es sie gibt!« Ich werde einen finden. UND gegen ihn kämpfen. Und damit basta.“

Ein besonders abenteuerlustiger Ritter träumt davon einen Drachen zu entdecken und ihn dann auch noch zu besiegen. In einem Laden mit außergewöhnlichen Gegenständen gelingt es ihm eine Drachenkarte zu erwerben, die zeigt, „wo Drachen wachen“.