Peter Paul Wiplinger, Einschnitte
„Mein Gedicht ist mein Messer“ schreibt Hans Magnus Enzensberger 1961 und lässt erahnen, was ein Gedicht letztlich bewirken kann: Nämlich eine Epoche, ein subjektives Zeitgefühl und das historische Bewusstsein zu zerschneiden in vorher und nachher.
Für Peter Paul Wiplinger ist dieser Messer-Satz ein intensiver Einschnitt, allmählich begreift er die Zäsur, die die Nazis über sein Leben, seine Angehörigen, das Dorf und das Mühlviertel überhaupt gelegt haben.
Einsam sitzt ein kleines Mädchen mit ihrem Roller auf einer Stiege und langweilt sich, während in ihrer Nähe Kinder aufgeregt spielen. Ihr Vater arbeitet in seinem Büro und ihre Mutter ist beim Kochen und Telefonieren. Niemand Zeit für sie, nicht einmal ihre Schwester will mit ihr Ball spielen.
„Die folgenden Kapitel erzählen im Zeitraffer die Geschichte vom Zusammenbruch der bronzezeitlichen Großreiche um 1200 v. Chr. […] bis zum Ende des römischen Imperiums im Westen kurz vor 500 n. Chr. Sie wollen aber mehr sein als ein Durchritt durch griechische und römische Geschichte im Schweinsgalopp. Dieser Essay hat sein Ziel erreicht, wenn er das Bewusstsein schärft für die großen Bögen des Dramas, das sich um das antike Mittelmeerbecken entrollte, und wenn er zugleich in Erinnerung ruft, auf wie vielfältige Weise unsere Gegenwart mit der fernen Vergangenheit dieses einzigartigen Raumes verflochten ist.“ (S. 36)
„Auf einem Hügel oberhalb des Tals gab es einen Wald. In dem Wald gab es einen großen Baum. Unter dem Baum gab es eine Höhle. In der Höhle lebten Mr Fox und Mrs Fox und ihre vier kleinen Füchse. Jeden Tag, sobald es dunkel geworden war, sagte Mr Fox zu Mrs Fox: »Und, mein Schatz, was darf es heute Abend sein? Ein fettes Hühnchen von Mops? Eine Enter oder eine Gans von Mecker? Oder ein fetter Truthahn von Mies?«“ (S. 13)
Durch den Krieg werden Vorkriegsromane zu Kriegsromanen. Autor und Publikum können das Rad der Literatur nicht zurückdrehen, beiden sind die Augen inzwischen anders aufgegangen als geplant. Und auch der Roman ist ein anderer geworden.
„Europas Kathedralen sind seine schönsten Kunstwerke – nicht allein Zeugen des christlichen Glaubens, auch der Architektur, der Ingenieur- und Handwerkskunst. Nach nahezu acht Jahrhunderten erheben sich noch allerorten ihre Türme über den Städten – von Köln bis Palermo, von Moskau bis Barcelona.“ (S. IX)
Ein aufregender Roman stützt sich durchaus auf einen großen Gestus, mit dem er in der Hand gehalten wird. Manche Romane sind geradezu für das Lesen „on the road“ geschaffen, man denke nur an die fetten Narko-Thriller aus weichem Papier, die von einer Hand mühselig gehalten werden, während die andere versucht, mit fünf Fingern einen Joint zu drehen.
„Emil und Ella sind die allerbesten Freunde. Zusammen erleben sie gerne Abenteuer und erträumen sich die spannendsten Welten. Begleite sie auf ihrer Reise rund um die Welt – vom Bauernhof zu den wilden Tieren bis auf ein Piratenschiff und hinaus ins Weltall. Unterwegs gibt es einige Such- und Zählaufgaben zu lösen.“
Die Eisenbahn ist nur so nebenher ein Transportmittel, eigentlich ist sie seit fast 200 Jahren ein Stück Kultur, staatstragend wie die Oper, unvergesslich wie die Nationalbibliothek, aufregend wie die Bundeshymne.
„Flo kann sich an seine Eltern kaum erinnern. Er weiß aber noch, wie der Hexenmeister eines Tages bei ihnen aufgetaucht ist. Es gab einen Kampf. Alles war voller Blitze und Qualm. Und seither lebt Flo auf der Hexenburg beim Meister. Als sein Schüler sucht er für ihn alle Dinge zusammen, die Humubuck zum Zaubern braucht. Melkt Mäuse. Mahlt stinkenden Schwefel. Erntet giftige Pilze und Wurzeln.“ (S. 12)