Literatur – Lesestoff für Leseanfänger

Lesen und Lesekompetenz sind seit den großen länderübergreifenden Bildungsstudien mit ihren exotischen Namen wie PISA, PIRLS oder IGLU Teil einer breiten öffentlichen Bildungsdiskussion, die vor allem die schulische Bildung betrifft. Aber auch die Kinderbuchverlage haben in den letzten Jahren die Erstleser, Leseanfänger und schwachen Leser als Zielgruppe für sich entdeckt und speziell für diese Bücher veröffentlicht.

Die „Literatur für Erstleser“ zeichnet sich vor allem durch eine bewusste Verwendung von Satzbau und Wortschatz, die sich an der unterschiedlichen Lesekompetenz von Kindern orientiert. Erklärtes Ziel ist es, auch schwachen junge Leserinnen und Lesern die Lust und Freude am Lesen zu vermitteln, indem ihnen eine passende Lektüre angeboten wird. Wesentlich dazu ist eine breite Palette an Themen und Inhalten, die sich weniger an traditionellen, literarischen und pädagogischen Werten und Inhalten orientieren als an den Interessen der Kinder selbst.

Um den Kindern beim Lesen das Erfassen der Buchstaben zu erleichtern, wird bei Kinderbüchern große, schnörkellose Fibelschrift verwendet, wie sie den Leseanfängern von den Schullesebüchern her vertraut ist. Neben der Schrift kommt auch dem Zeilenabstand, der Anzahl der Zeilen und der Anzahl der Wörter pro Zeile eine lesepädagogische Bedeutung zu. Die bewusste Anwendung dieser formellen Kriterien hilft Leseanfängern beim Zusammenlauten und lesen der Wörter sowie beim Erfassen des Inhalts. Auch können damit gezielt verschiedene Schwierigkeitsgrade und Abstufungen von Texten erreicht werden.

Erstlesebücher zeichnen sich durch Schrift, Wortschatz, Satzbau und Strukturierung aus

So unterscheiden sich die jeweiligen Lesestufen für Leseanfänger vor allem in der Größe der Schrift, dem Zeilenabstand, der Anzahl der Zeilen pro Seite und Absatz, der Länge der einzelnen Kapitel aber auch der Anzahl bzw. der Größe der Bilder, die das Leseverständnis gerade für Erstleser stark unterstützen und zusätzliche Orientierung im Text bieten.

Weitere Kriterien, die vor allem Leseanfängern noch Probleme bereiten können, sind Wörter mit Buchstabenfolgen wie „ch, sch, st, sp, ie, ei, eu“, Umlauten, Dehnungen aber auch die Druckbuchstaben b und d, die von Erstlesern gerne verwechselt werden.

Inhaltlich spielt die Wortwahl der Texte eine wichtige Rolle, um die jungen Leserinnen und Leser nicht zu überfordern, aber dennoch zum genauen Lesen und zum Erweitern des Wortschatzes herauszufordern. Auch hier lassen sich die Anforderungen an die Lesekompetenz und den Wortschatz für verschiedene Lesestufen gezielt steuern.


Die Bücher für Erstleserinnen und Erstleser zeichnen sich durch unterschiedliche Schriftgrößen sowie Satz- und Absatzlängen aus. Auch mit dem Umfang des verwendeten Wortschatzes und der Anzahl der Illustrationen grenzen sich die unterschiedlichen Lesestufen ab.

 

Illustrationen sind von je her von großer Bedeutung für den Kinderbuchbereich. Bücher ohne Bilder werden von Kindern meist als wenig attraktiv wahrgenommen, vor allem weil Bilder Kindern schon auf den ersten Blick etwas über den Inhalt preisgeben und neugierig machen. Für Leseanfänger haben Illustrationen zudem die wichtige Bedeutung, Lesepausen zu gewähren und den Text zu strukturieren, aber auch die Leserinnen und Leser beim Verstehen des Textes zu unterstützen. Entsprechend wichtig ist es, dass die Illustrationen inhaltlich mit dem Text harmonieren.

Zuletzt sollte aber nicht auf darauf vergessen werden, dass die erzählte Geschichte spannend sein muss, damit die jungen Leserinnen und Leser bereit sind, die Mühe des Lesens auf sich zu nehmen und zu erleben, dass sich diese Mühe auch lohnt. In diesem Bereich bietet die Kinderbuchverlage eine breite Palette an Themen, die sich an verschiedene Zielgruppen wenden. So gibt es Erstlesebücher speziell für Buben oder Mädchen, für Freunde von Fantasy-Abenteuern oder Krimianlgeschcihten, aber auch Sachbücher und Kinderbuchklassiker für Erstleser.

Verlage bieten eigene Reihen speziell für Leseanfänger

So veröffentlicht der Fischer Verlag seine Reihe „Spaß am Lesen mit den Superhelden!“, um vor allem „lesefaule“ Jungs anzusprechen. Die auf verschiedene Lesealtersstufen ausgerichtete Reihe bietet Geschichten mit unterschiedlichen Schriftgrößen, mehr oder weniger Illustrationen, aber auch Unterschieden im Wortschatz, Satzbau und Satzlänge bis hin zu Büchern, in denen beispielsweise ganz auf Bilder verzichtet wird. Hier wird die Lesemotivation in den Mittelpunkt gestellt, um mit einem Buben ansprechenden Thema zu Lust und Ausdauer am Lesen zu motivieren.

Kinder zum Lesen herauszufordern, bedeutet vor allem, ihnen einen Grund zum Lesen zu geben. Das setzt Wissen voraus, was eigentlich gern gelesen wird.
(LISUM, Unterrichtsentwicklung – Aus der Bücherwelt: Lesetipps für die Grundschule, S. 7)

Ein ebenfalls interessantes Konzept verfolgt der g & g Verlag in seinem Buch von Lisa Gallauner für Erstleser „Fritz, schnell wie der Blitz“ http://lesen.tibs.at/content/kinderjugend/lisa-gallauner-fritz-schnell-wie-der-blitz , in dem die Geschichte eines Autos in vier Kapiteln erzählt wird, wobei in jedem Kapitel die Zahl der Wörter sowie die Länge und Schwierigkeit der Sätze gesteigert wird, der Anspruch an das Lesen also innerhalb des Buches selbst zunimmt.


Die Themenbereiche der Verlage reichen von Sachbüchern bis hin zu Superheldenabenteuern und Kinderbuchklassikern und bieten für Mädchen und Jungen spannenden Lesestoff.

 

Im Verlag Dorling & Kindersley wird in der Reihe „Superleser!“  der Schwerpunkt der Literatur für Leseanfänger auf den Bereich Sachbücher gelegt, wo im Rahmen von drei Lesestufen verschiedene interessante Themenbereiche aufbereitet werden, die außerdem noch nach Buben- und Mädcheninteressen unterteilt sind. Dabei werden Sachinformationen in eine spannende Rahmenhandlung verpackt oder sollen populäre Themen wie „Star Wars“ die Neugier zum Lesen wecken.

Auch der Ravensburger Verlag bietet mit seiner Reihe „Leserabe“ Kinderbücher für drei Lesestufen zur Auswahl, die sich ebenfalls in Schriftgröße, Wortwahl und Komplexität von Satzbau und Inhalt unterscheiden und sich damit an unterschiedlich gute Leserinnen und Leser wenden. Eine ähnliche Buchauswahl bietet die Reihe „Büchersterne für Erstleser“ im Oetinger Verlag wo es heißt:

Die Erstlesebücher sind durch ihre Aufteilung in drei Lesestufen optimal auf die verschiedenen Phasen des Lesenlernens abgestimmt.
Oetinger Verlag: "Büchersterne" - Die Reihe für Erstleser

Unter „Buchersterne“  findet sich eine eigene Internet-Site mit Lernspielen eingerichtet, die mit dem Lösungswort der Leserätsel aus den Büchern aktiviert werden können.

Mit der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du“ bietet der cbj Verlag ein Konzept, das für das gemeinsame Lesen von Kindern und Erwachsenen ausgelegt worden ist. Hier steht die Motivation durch das gemeinsame Lesen im Mittelpunkt. Dabei sind die längeren Textabschnitte des Buches, die in einer kleinen Schrift gehalten sind für erfahrene Leser gedacht, während die kürzeren Textpassagen für Kinder mit der entsprechenden typografischen Ausstattung für Erstleser konzipiert sind. Die Bücher bieten eine angenehme und entspannte Vorlesesituation, wobei die Kinder immer wieder Gelegenheit haben selbst vorzulesen. Die Idee ist gelungen umgesetzt und sowohl Jungen als auch Mädchen finden in der Reihe mit unterschiedlichen Themenfeldern spannenden Lesestoff.

Viele der Verlage wenden sich an die Eltern und Pädagogen der Erstleser, um ihnen den didaktischen und pädagogischen Aufbau ihrer Bücher zu erläutern und ihre Bücher bewusst nicht nur als Leseunterhaltung sondern auch als Angebot zum Lesenlernen und –üben zu präsentieren.


Auf "Lesen in Tirol" findet sich eine stetig wachsende Auswahl an Büchern für Leseanfänger für die unterschiedlichsten Lesestufen.

 

Das Angebot an Literatur für Leseanfänger hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten um ein vielfaches vergrößert und bietet für alle Lesestufen, Interessenlagen sowie speziell für Mädchen und Buben eine breite Auswahl, die in diesem Beitrag nur angedeutet werden konnte. Im Bereich „Bücher und Medien für Kinder und Jugendliche“ auf „Lesen in Tirol“ findet sich eine Auswahl an aktuellen Büchern für Erstleser, die laufend mit Neuerscheinungen aktualisiert wird.

 

Weiterführende Links:

 

Andreas Markt-Huter, 22-03-2016
aktualisiert: 30-11-2018

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