Alois Schöpf, Glücklich durch Gehen

In der Literatur ist erst dann etwas Realität, wenn es in einem Buche steht, und auch vom Glück weiß man in der Literatur nur, dass es dann eintritt, wenn man es in einem Buch nachlesen kann.

So gesehen ist es nur logisch, dass der Schriftsteller Alois Schöpf sich seine Glückserfahrungen erst glaubt, seit er sie aufgeschrieben hat. Als Tiroler Autor unterliegt er zudem noch der unausgesprochenen Verpflichtung, zumindest ein Werk entweder über Berge, Almen oder eben dem Gehen verfassen zu müssen.

Dabei geht der Dirigent und Autor die Aufzeichnung seiner intimen Geh-Erfahrungen augenzwinkernd wie eine große Oper an. Er beschreibt sein Dasein als Couch Potatoe, seine Panikattacken, den körperlichen Verfall und den Zustand des intellektuellen Ausgedinges. Dann kommt er auf das Gehen, nicht zuletzt animiert von Vorbildern aus der Nachbarschaft, ja und jetzt ist er glücklich wie noch nie.

Angenehm an diesem Ratgeber ist die feine Zurückhaltung, mit der das Programm vorgestellt wird. Letztlich sind es zwei Grundregeln, die jeder beherzigen kann, auf dem Weg zu sich selbst: Auf den Körper horchen, er macht schon alles richtig, und langsam angehen, die ideale Geschwindigkeit beim Gehen kommt dann von selbst.

In einem beinahe medizinischen Einschub wird erklärt, was beim Körper so alles passiert, bis die echten Gefühle da sind, und ein Highlight ist sicher eine Liste mit achtzehn (!) Vorteilen, die das Gehen hat. Unter anderem verhilft es zu einer gesteigerten Erektionsfähigkeit (54), was das Gehen ungemein sinnvoll macht.

Begleitet werden diese Überlegungen von allerhand Lebensweisheiten. So sind die Berge nicht eine zusätzlich aufgeklappte Ebene sondern eine dritte Dimension. - Einem Nachbarn ist das Gehen so wichtig, dass er öfters das Schild an die Werkstatt hängt: Wegen Schönwetter geschlossen. (31) - Auf der echten Alm kann man echte Gespräche führen, die man im Tal vielleicht schon lange vor sich hergeschoben hat.

Was soll das Ganze? - Diese Frage beantwortet der Autor mit einem unauffälligen Zitat von Kant: „Die Alten werden deshalb geschätzt, weil es ihnen so lange geglückt ist, dem Leben zu trotzen und einen frühen Tod zu vermeiden.“ - Das Gehen hilft schlicht beim glücklichen Altwerden.

Als Leser ist man lange hin und hergerissen, wie ironisch diese Glücksfibel als Karikatur von Ratgebern gemeint ist, eine Folge des Glücksbegriffes, wonach man selbst entscheiden muss, wie ernst es gemeint ist. Jener Teil in uns, der Alois Schöpfs Geh-Buch als ernste Hilfe auffasst, wünscht sich schon eine Fortsetzung: Glücklich durch Miktion!

Alois Schöpf, Glücklich durch Gehen. Über die Heilkraft des Bergwanderns. Essay. Medizinische Beratung Peter Gartner. Vorwort von Josef Hopf.
Innsbruck: Limbus 2012. ( = Limbus Essay). 101 Seiten. EUR 10,-. ISBN 978-3-902534-64-4.

 

Weiterführende Links:
Limbus-Verlag: Alois Schöpf, Glücklich durch Gehen
Homepage: Alois Schöpf

 

Helmuth Schönauer, 14-02-2013

Bibliographie

AutorIn

Alois Schöpf

Buchtitel

Glücklich durch Gehen. Über die Heilkraft des Bergwanderns

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Limbus-Verlag

Seitenzahl

101

Preis in EUR

10,00

ISBN

978-3-902534-64-4

Kurzbiographie AutorIn

Alois Schöpf, geb. 1950, lebt in Lans.