Andrea Heistinger, Arche Noah. Das große Biogarten-Buch

Sogenannte Große-Bücher haben den Vorteil, dass sie ein ungeahnt weites Themen-Gebiet abdecken können und gleichzeitig die beschränkten Ressourcen der jeweiligen Anwenderinnen im Auge behalten.

Das große Biogarten-Buch deckt mindestens drei Tage der Schöpfungsgeschichte ab, und dennoch ist man als einzelner Mensch eingeladen, mit beiden Händen zu säen, zu mulchen und zu ernten, und wer gerade keinen Garten zur Hand hat, kann sich immerhin noch mit dem Zusammenhang von dem, was er isst, und dem politischen Hintergrund dieser Obst- und Gemüsearten beschäftigen.

Denn die Arche Noah setzt sich seit über zwanzig Jahren für den Erhalt alter Kulturpflanzen und ihre Weiterentwicklung ein. Der Schaugarten in Schiltern bei Langenlois zeigt jährlich hunderte Sortenraritäten, die oft knapp noch vor dem Vergessen bewahrt worden sind. Und angesichts des geplanten Kahlschlags an Saatgut-Sorten durch die EU fällt der Arche Noah schon fast die Rolle einer Widerstandsbewegung zu.

Das große Biogarten-Buch stellt immer wieder Begriffe heraus, über die man auch als selbstbewusstes Individuum sonst meist darüber liest. So ist die Grenze zwischen Nahversorger und Selbstversorger äußerst durchlässig, gefragt sind Vollblutgärtnerinnen und weniger Vollzeitgärtner, der Bio-Garten kann ein wertvoller Teil des Lebens sein, darf aber niemals zu einem Fluchtareal werden.

So gilt auch als oberstes Gebot, dass sich Biogärtner mit ihren Erfahrungen untereinander austauschen, die Kommunikation macht den Biogarten aus, dadurch unterscheidet er sich auch von Parkanlagen, die von Security bewacht von der Öffentlichkeit abgeschirmt werden.

Die großen Kapitel gliedern sich in Grundlagen, Gartenporträts, Gemüse, Obst, Kräuter, Blumen, Pilze und Getreide.

Dabei werden immer wieder Einsteiger-Fragen beantwortet und klassische Anfänger-Fehler vorgestellt, was durchaus Beruhigung und Gelassenheit auslöst, beides sind Grundvoraussetzungen für das „Garteln“. Die eigene Nahrung gleicht sich dabei dem Garten an und nicht umgekehrt.

Dennoch gibt es jede Menge Hilfsmittel von Zäunen gegen unliebsame Tiere, diversen Scheren und Messern bis hin zu einem Jät-Kolben, den man wie ein Western-Star am Halfter trägt und jederzeit ziehen kann, wenn ein falsches Kraut auftaucht.

Insgesamt über 400 Sortenporträts in Wort und Bild sind vorgestellt, allein die ganzen Äpfel-Varianten dauern einige Seiten. Denn nur wenn man um die Fülle des Angebots weiß, kann man die eigenen Auswahl schätzen und nach seinem Bedürfnis zuordnen.

Die Praxis des Gartenlebens fließt mannigfaltig in das Grundwerk des Bio-Gartens ein. So gibt es Spiele und Rätsel, wie man mit Kindern den eigenen Garten entdecken kann, Praxisgärten zeigen im Porträt gelungene Lebenswerke, die meist aus einer schlichten Grasnarbe heraus entstanden sind, und Rezepte und Tipps zur Verarbeitung lassen den Genuss der Ernte das ganze Jahr über andauern.

Ein umfangreiches Register, Überblicks-Tabellen und Querverweise führen durch den Jahreslauf des Gartens, durch die Pflanzenwelt und sie bereichern somit wie von selbst die eigene Lebenskultur.

Letztlich ist der Bio-Garten nichts anderes als ein Stück eigenes Leben, das umso reichhaltiger wird, je umsichtiger und gelassener man es in die Hand nimmt.

Andrea Heistinger, Arche Noah. Das große Biogarten-Buch. Mit über 1000 Abbildungen.
Innsbruck: Löwenzahn 2013, 624 Seiten, 39,90 €, ISBN 978-3-7066-2516-6.

 

Weiterführende Links:
Löwenzahn-Verlag: Andrea Heistinger, Arche Noah. Das große Biogarten-Buch
Homepage: Arche Noah

 

Helmuth Schönauer, 09-06-2013

Bibliographie

AutorIn

Andrea Heistinger

Buchtitel

Arche Noah. Das große Biogarten-Buch

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Löwenzahn-Verlag

Seitenzahl

624

Preis in EUR

39,90

ISBN

978-3-7066-2516-6

Kurzbiographie AutorIn

Andrea Heistinger, ist Agrarwissenschafterin, Gärtnerin und Autorin.