Hans Magenschab, Der Große Krieg

„Das Attentat von Sarajevo war der dilettantischste Tyrannenmord der Neuzeit; denn mit dem österreichischen Thronfolger starb der am wenigsten kriegsbesessene Politiker seiner Zeit – ohne Tyrann gewesen zu sein. Dass sich aus dem Gymnasiastenspiel am Veitstag ein Weltenbrand entwickeln könnte, hielten die Menschen anfangs für die unwahrscheinlichste Variante.“ (76)

Der amerikanische Historiker Georg F. Kennan nannte den 1. Weltkrieg die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, weil ohne ihn auch der 2. Weltkrieg nicht denkbar gewesen wäre. Hans Magenschab zeichnet ein historisches Bild von der österreichischen Vorgeschichte zum 1. Weltkrieg, über den Kriegsverlauf im Osten und Süden des Vielvölkerreiches bis zum endgültigen Untergang der Habsburger Monarchie und der Unterzeichnung des Friedensvertrags in St. Germain.

Ausgehend der Prämisse des 1. Weltkriegs als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts werden gleich zu Beginn biographische Parallelen zweier für den Ausbruch der Weltkriege maßgeblicher Akteure vorgestellt: Gavrillo Princip, der Attentäter von Sarajevo und Adolf Hitler, der Hauptverantwortliche für den 2. Weltkrieg.

Ein großer Teil der Darstellung Österreichs im 1. Weltkrieg ist den Ursachen und Voraussetzungen des Weltkrieges gewidmet. So befasst sich das 1. Kapitel mit der Eingliederung Bosniens und der Herzegowina in die k. u. k. Monarchie im Jahr 1908, was nicht nur am Balkan sondern auch innerhalb Österreich-Ungarns zu massiven Spannungen führte. Das 2. Kapitel befasst sich mit dem Weltmachtstreben der europäischen Mächte, vor allem des immer mehr erstarkenden Deutschen Kaiserreichs und sucht nach der Schuldfrage für die Eskalation bis zum Krieg.

Kapitel 3 „Pandora und die Fotografie“ zeigt die Macht der Bilder auf die öffentliche Meinung, die Wahrnehmung des Krieges und die Propaganda. Welche Bedeutung ideologische Vorstellungen von der Überlegenheit des eigenen Volkes und der zunehmende Nationalismus gerade für einen Vielvölkerstaat wie Österreich-Ungarn hatten, wird im 4. Kapitel aufgezeigt.

Das 5. Kapitel stellt die unterschiedlichen Standpunkte der Armeeführung, die einen Präventivkrieg gegen Serbien ins Auge fasste und des Thronfolgers Franz Ferdinand vor, der die Folgen eines Angriff auf Serbien mit dem Untergang der Habsburger Monarchie gleichsetzte und kategorisch ablehnte. Die Kapitel 6 – 8 schließlich setzen sich detailliert mit der Zeit kurz vor und nach dem Attentat auf das Thronfolgerpaar in Sarajevo auseinander.

In den folgenden Kapiteln steht der Kriegsbeginn und der Kriegsverlauf an den verschiedenen Fronten sei es in Serbien, der Bukowina, in den Karpaten oder schließlich am Isonza im Mittelpunkt der Darstellung, die den Schrecken und den Alltag des Krieges ebenso aufzeigt, wie die ersten Friedensbemühungen in einem immer aussichtslos werdenden Krieg.

Hans Magenschab bietet einen kompakten Überblick über die Geschichte Österreichs im 1. Weltkrieg. Dabei gelingt es ihm sowohl die wesentlichen politischen als auch die militärischen, kulturellen und gesellschaftlichen Aspekte des Krieges und seiner Vorgeschichte eingänglich und verständlich zu erläutern.

Ein herausragendes Bild- und Kartenmaterial eröffnet faszinierende Einblicke in die Welt der untergehenden k. u. k. Monarchie, stellt  die wichtigsten Protagonisten jener Zeit vor und veranschaulicht die Schrecken und Leiden dieses Krieges. Eine gelungen und empfehlenswerte Darstellung für alle, die sich für die Hintergründe und den Verlauf des 1. Weltkrieges speziell in Österreich interessieren.

Hans Magenschab, Der Große Krieg. Österreich im Ersten Weltkrieg 1914-1918. Der Weg in den Untergang - Die Katastrophe im Osten - Der Krieg im Gebirge - Das Ende der Monarchie, durchg. Fotos und Abb.
Innsbruck: Tyrolia Verlag 2013, 256 Seiten, 39,95 €, ISBN 978-3-7022-3299-3

 

Weiterführende Links:
Tyrolia Verlag: Hans Magenschab, Der Große Krieg
Wikipedia: Hans Magenschab

 

Andreas Markt-Huter, 08-08-2014

Bibliographie

AutorIn

Hans Magenschab

Buchtitel

Der Große Krieg. Österreich im Ersten Weltkrieg 1914-1918. Der Weg in den Untergang - Die Katastrophe im Osten - Der Krieg im Gebirge - Das Ende der Monarchie

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Tyrolia Verlag

Seitenzahl

256

Preis in EUR

369,95

ISBN

978-3-7022-3299-3

Kurzbiographie AutorIn

Hans Magenschab studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Wien und Salzburg, war Chefredakteur mehrerer politischer Magazine und Leiter des Niederösterreich-Kuriers, Gestalter zahlreicher TV-Dokumentationen sowie Autor historischer Biografien. Zuletzt Pressechef der Präsidentschaftskanzlei in der Hofburg Wien und Sprecher des österreichischen Bundespräsidenten.