Mortimer M. Müller, Kabine 14

Kabinen sind der ideale Ort für Abenteuer, ob es sich nun um Sex-, Umkleide-, Telefon oder Seilbahnkabinen handelt.

Mortimer M. Müller lässt ein verdichtetes Chaos in einer der höchsten Seilbahnen über Grund in Kitzbühel spielen, dabei ist es vor allem der atemlose Schnitt in den Hals der Erzählweise, der den Leser den Atem anhalten lässt.

Wie in Katastrophenfilmen üblich beginnt das Unglück oder das Böse immer mit einer Kleinigkeit, wenn sozusagen am falschen Ort das richtige Fahrrad umfällt. Kurz nach Neujahr braut sich über Europa ein Orkan zusammen, der selbst die Eisbären in Neufundland staunen lässt.

Im Innsbrucker Seniorenvorort Pradl, wo sich ein Meteorologe zum Dienst räkelt, machen sich diese fiebrigen Schwingungen einer Katastrophe genauso bemerkbar wie in einem Jagdhaus im Bayrischen Arnbruck, wo soeben eine Leiche mit verstümmelter Klitoris gefunden worden ist.

Das macht dieses Gewabere, das jetzt nach Kitzbühel zuströmt, so gefährlich, dass die Dimensionen der einzelnen Ereignisse noch nicht beurteilt werden können. Und an diesem Schivormittag zu Dreikönig spitzt sich die Lage an der Dreiseil-Umlaufbahn unaufhaltsam zu. Manche Gäste warten noch, weil sie die Gondel dreizehn nicht benützen wollen, und dann steigen die Heroen in die Kabine vierzehn ein.

Im Sturm bleibt diese Kabine hoch über Grund stehen, es kommt zu den üblichen psychopatischen Meisterstücken. Alkoholiker, Lover, jemand mit dem Heiratsantrag auf den Lippen, ein Mädchen, das ununterbrochen aufs Klo muss, und ein Mörder wachsen in der Enge der Kabine in ihre Wesensrollen hinein.

Bei der Bergung geht einiges schief, es gibt die ersten Toten durch Lawine, Sturz und Wind. Während die Insassen der Gondel in allen Belangen um ihr Leben kämpfen, sind die Ermittler der Klitoris-Morde dem Verbrecher auf der Spur und machen ihn in der Katastrophengondel aus. Jetzt gibt es das Wettrennen zwischen den Guten und dem Bösen in Cliffhanger-Manier, auf jeder Buchseite verändert sich die Lage. Und das Ende darf hier nicht verraten werden.

Mortimer M. Müllers Kitzbühel-Thriller lebt vor allem durch das Drehmoment der einzelnen Sequenzen. Die größte Harmlosigkeit kann die DNA für ein Verbrechen in sich tragen, die unauffälligste Bewegung ist vielleicht der letale Stich. Mit dieser Beobachtung des Gewöhnlichen wird auch der Leser angesprochen, denn im Strudel des Alltags ist er vielleicht auch ein Rädchen in der großen Dramaturgie.

Und die Location Kitzbühel mit all ihren ruppigen Klischees macht die Story durchaus zugänglich. Endlich sind wir alle Teil eines Verbrechens, wie wir es vielleicht schon immer knapp nicht erlebt haben. – Schöne Unterhaltung.

Mortimer M. Müller, Kabine 14. Ein Kitzbühel-Thriller.
Wattens: Berenkamp 2013. 427 Seiten. EUR 12,90. ISBN 978-3-85093-307-0.

 

Weiterführende Links:
Berenkamp-Verlag: Krimi

 

Helmuth Schönauer, 16-05-2013

Bibliographie

AutorIn

Mortimer M. Müller

Buchtitel

Kabine 14. Ein Kitzbühel-Thriller

Erscheinungsort

Wattens

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Berenkamp-Verlag

Seitenzahl

427

Preis in EUR

12,90

ISBN

978-3-85093-307-0

Kurzbiographie AutorIn

Mortimer M. Müller, geb. in Mödling, lebt in Hundsheim.