Einar Turkowski, Der Rauhe Berg

„In einem Land, in dem die Kerzen von unten nach oben brannten und es aus dem Boden regnete, gab es einen Berg mit einem unheilvollen Namen.“

Dunkelheit, Düsternis und unzählige Gefahren gehen vom Rauhen Berg aus, der sich jedem entgegenstellt, der sich ihn zu besteigen aufmacht. Vom Berg wird erzählt, dass er einen üblen Einfluss ausübe, auf alle die sich ihm näherten. Er würde die Menschen verändern und sie merkwürdige Dinge sehen und tun lassen.

Ein Mann, der sich nicht durch diese Erzählungen abschrecken ließ, machte sich daran, den Berg zu besteigen. Doch bereits am Fuß des Berges, wurde er mit der merkwürdigen Aufforderung konfrontiert: „Sieh, wenn Du kannst.“ Aber auch andere eigenartige Wörter und Zeichen lassen das beginnende Abenteuer in einem düsteren Licht erscheinen.

Während seines steilen Aufstiegs bemerkt der Mann, dass sich die Farben der Kieselsteine zu verändern beginnen und sich zu immer neuen Mustern zusammensetzen. Nach einer Weile verschwindet sein Weg im Dunkel eines kleinen Gehölzes, aus dem merkwürdige Lichter von Laternen flackern. Er entdeckt eine Treppe, die ihn über den Wald hinaus bringt, wo fremdartige Pflanzen sich anmutig im Wind bewegen.

Auf einem Felsplateau erschrickt der Mann vor merkwürdigen Gestalten, die sich als Figuren von Fabeltieren entpuppen. Danach wird der Weg zunehmend steiler und unübersichtlicher und die Felswände und der Weg scheinen sich zu bewegen, um sein Weitergehen aufzuhalten. Sein Blick beginnt sich zu trüben, Spalten tun sich auf, bis er schließlich glaubt nicht mehr weiter zu können, als ihm plötzlich ein winziger Käfer den Weg zu einer tiefen Schlucht weist, die von einer Brücke überspannt wird.

Erneut wurde er von einem kleinen Schild empfangen, das an der gegenüberliegenden Felswand den Blick auf sich zog. „Siehst Du?“, war da zu lesen. | Doch bevor der Mann die Frage bedenken konnte, gewahrte er, dass der Pfad wieder deutlich zu sehen war.

Einar Turkowskis Geschichte vom Rauhen Berg mutet geheimnisvoll, düster und märchenhaft an. Hinter jeder Wegecke drohen verborgene Gefahren und dennoch wächst gleichzeitig eine unerklärliche Neugier, wie sich der Weg wohl weiter gestalten wird. Dabei wird die Geschichte von Bildern mit geheimnisvollen Zeichen, Symbolen, Figuren und Schildern begleitet und auch der Bergsteiger bleibt anonym, verborgen durch eine dicke Kapuze mit Fell.

Mit seinem geheimnisvollen Text und seinen scharfen und klaren Tuschzeichnungen, die in beunruhigendem Kontrast zur Geschichte und den drohenden Gefahren stehen, vermittelt Turkowski von der ersten bis zur letzten Seite eine fast gruselige Spannung und lädt junge wie ältere Leserinnen und Leser zum Nachdenken, Innehalten und Fantasieren ein. Was es mit diesem Berg wohl auf sich hat, ob er eine Metapher des Lebens sein soll, oder auf anderes hinzielt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein überaus spannendes, anregendes, faszinierendes und kunstvolles Buch, das zu einem tollen Leseerlebnis einlädt.

Einar Turkowski, Der rauhe Berg. Ill. v. Einar Turkowski, ab 5 Jahren
Zürich: Atlantis-Verlag 2012, 28 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-7152-0625-7

 

Weiterführende Links:
Atlantis-Verlag: Einar Turkowski, Der rauhe Berg
Wikipedia: Einar Turkowski

 

Andreas Markt-Huter, 16-05-2013

Bibliographie

AutorIn

Einar Turkowski

Buchtitel

Der rauhe Berg

Erscheinungsort

Zürich

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Atlantis-Verlag

Illustration

Einar Turkowski

Seitenzahl

28

Preis in EUR

20,60

ISBN

978-3-7152-0625-7

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Einar Turkowski verblüffte schon die Prüfungskommission der Hamburger HAW mit seiner Diplomarbeit. Seither hält die Begeisterung für Turkowskis filigrane Bleistiftwelten an. Einar Turkowski lebt und zeichnet in Schleswig-Holstein bei Kiel.