Manfred Schlüter, Am Anfang, sagte der Apfel

„Am Anfang, sagte der Apfel, am Anfang war ein Kern. Ein winzig kleiner Kern. Der schwebte irgendwo im weiten Weltenraum und platzte eines Tages. Ein zartes Grün spross. Das reckte sich und streckte sich.“

„Am Anfang sagt …“ heißt es zu Beginn eines jeden Gedichts, das uns die Schöpfung aus den unterschiedlichsten Perspektiven von A wie Apfel bis Z wie Zettel vorstellt. Die außergewöhnliche Sammlung an Schöpfungsgeschichten umfasst sowohl Tiere als auch Pflanzen, Gegenstände und selbst Buchstaben erzählen ihre ganz eigene Sicht vom Anfang, wie alles begann.

Warum ist die Welt so, wie sie ist? Oder, warum sehen wir die Welt so, wie wir sie sehen? Antworten darauf geben verschiedene Zweige der Wissenschaft aber auch die Philosophie bietet verschiedene Ansätze, wie Erkenntnis zustande kommt. Selten gelingt es die verschiedenen Betrachtungsmöglichkeiten und Erkenntnismöglichkeiten unserer Welt auf poetischere Weise zum Ausdruck zu bringen, wie in Manfred Schlüters etwas anderen „Geschichten von der Schöpfung von A – Z“.

Für den Apfel liegt der Anfang der Schöpfung in einem Kern, für einen Bären in einer dunklen Höhle, für den Denker in Fragen und für die Insel im Wasser. Der Joker erklärt „am Anfang ging alles schief“ und das Lied stellt die Stille an den Anfang allen Seins. Die Maus erblickt den Anfang in einem riesengroßen Käse und für den Ofen war es zunächst dunkle Nacht und kalt.

Manfred Schlüter erzählt uns das Alpha und Omega der Schöpfung mit so vielen Anfänge wie es Buchstaben gibt im Alphabet, wenn man davon absieht, dass X und Y einen gemeinsamen Anfang im A erkennen und am Ende ihre Existenzberechtigung grundsätzlich in Frage stellen. Was am Anfang der Schöpfung einer Geschichte steht, erfahren wir im letzten Gedicht „Der Zettel“:

Am Anfang, sagte der Zettel, am Anfang war alles weiß. So weiß wie ich.

Gedanken über den Anfang der Welt sind wie ein Blick auf die Sterne. Je länger wir den Himmel betrachten desto mehr Sterne können wir entdecken. Manfred Schlüter eröffnet den Leserinnen und Leser mit seinen Geschichten von der Schöpfung von A – Z ein Universum an Gedanken und Fantasie als Angebot, sich in anderes hineinzuversetzen, die Brille zu wechseln und die Welt aus den unterschiedlichsten möglichen und unmöglichen Blickwinkeln zu betrachten.

Ein wunderschönes Geschichtenbuch für Kinder und Erwachsene zum gemeinsamen und einsamen Lesen, zum Philosophieren und Diskutieren oder ganz einfach nur zum Träumen und Ausdenken neuer Schöpfungsgeschichten, neuer Perspektiven, um uns am Ende selber besser kennenzulernen.

Manfred Schlüter, Am Anfang, sagte der Apfel. Etwas andere Geschichten von der Schöpfung von A bis Z, ill. v. Manfred Schlüter, ab 6 Jahren
Wien: Bibliothek der Provinz 2016, 60 Seiten, 20,00 €, ISBN 978-3-99028-544-2

 

Weiterführende Links:
Bibliothek der Provinz: Manfred Schlüter, Am Anfang, sagte der Apfel
Wikipedia: Manfred Schlüter

 

Andreas Markt-Huter, 12-07-2016

Bibliographie

AutorIn

Manfred Schlüter

Buchtitel

Am Anfang, sagte der Apfel. Etwas andere Geschichten von der Schöpfung von A bis Z

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Bibliothek der Provinz

Illustration

Manfred Schlüter

Seitenzahl

60

Preis in EUR

20,00

ISBN

978-3-99028-544-2

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Manfred Schlüter lebt in Hillgroven, einem Dorf an der Nordsee. Dort schreibt er Gedichte und Geschichten. Oder er malt Bilder für Bücher.