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reinhard margreiter, wohnen im zeitalter der mobilitätDie Wohnung ist nach dem Blastoderm und der Kleidung unsere dritte Haut, in der wir leben. Die vierte wäre das politische Gemeinwesen. So ungefähr ist für das Ende des letzten Jahrhunderts das Curriculum der Erwachsenenbildung aufgebaut. Anhand der vier Häute können damit alle Probleme des adulten Menschen besprochen und fallweise gelöst werden.

Das Wohnen an sich ist zwar seit Jahrhunderten jenes Thema, das dem Denken und Philosophieren eine weite Bühne bietet, man denke nur an den berühmten Heideggersatz „Die Sprache ist das Haus des Seins“. Im gegenwärtigen Diskurs freilich handelt das Wohnen vom Schaffen von Wohnraum, der Materialisation von Kapital und einem vorläufigen Endzustand einer Gesellschaft, die in den Segmenten Tourismus und Migration ständig unterwegs ist.

alexander marguier, die wokeness-illussion„Denn kein geringerer als der wirkmächtige US-Politologe Francis Fukuyama ließ in seinem schon 2018 erschienenen Buch mit dem Titel »Identität« keinen Zweifel daran, dass der kulturelle Fokus der Identitätspolitik von ernsthaften Überlegungen darüber abgelenkt habe, »wie der dreißig Jahre währende Trend in den meisten liberalen Demokratien zu größerer sozioökonomischer Ungleichheit umgekehrt werden kann«.“ (S. 8)

Die Aufsatzsammlung „Die Wokeness-Illusion“ setzt sich mit den verschiedenen gesellschaftspolitischen Diskussionen der Gegenwart rund um die Themen struktureller Rassismus, Geschlechtersystem, Neoliberalismus, politisch korrekter Konsum, woke Sprache und Kultur, Identitätspolitik und kulturelle Aneignung auseinander.

elisabeth lexer, fluchttiereDer Begriff Fluchttiere sagt den Tierliebhabern etwas völlig anderes als den psychologischen Analytikern, die sich gerne strategisch verlesen und von „Fluch-Tieren“ sprechen.

Elisabeth Lexer erzählt freilich Eindeutiges: Die Tiere sind das Um und Auf, Lebensinhalt und Skala zum Messen von Veränderung und schließlich Katalysatoren in den Beziehungen des knapp bemessenen Personals. Im Unterschied zur Hauptperson Elsa, für die Tiere das Sinnbild des Lebens sind, verliert der an Tieren weniger interessierte Leser leicht den Überblick über die Herde an mehr oder weniger gezähmten Vierbeinern und registriert letztlich bloß die ständige Anwesenheit von Hunden, Katzen und Pferden.

joachim gunter hammer_quantenschäumeWenn ein physikalisches Thema mit einem Nobelpreis für Physik ausgestattet wird, sollte dann nicht auch in der Lyrik dieses Thema aufgegriffen werden?

Joachim Gunter Hammer verfasst schon ein Leben lang Gedichte, die in der Welt der Physik spielen, mit mathematischen Formulierungen jonglieren und biologische Kreisläufe jäh unterbrechen, um sie poetisch fortzusetzen.

Im Diskurs über seine Gedichte tauchen manchmal plastische Bilder auf, um die Vorgänge rund um seine Lyrik halbwegs in Worte zu fassen. Ein bemerkenswerter Vergleich spricht davon, dass Joachim Gunter Hammer nicht Gedichte „baut“, indem etwas aus dem Nichts konstruiert wird, sondern dass er sie „abbaut“, wie Erze in der Montanistik.

albert ennemoser, gschichten und bilderIm Zeitalter der Digitalisierung ist es vielleicht die Hauptaufgabe eines Buches, haptisch unterwegs zu sein. Viele Sinneseindrücke lassen sich digital erregen, das taktile Aufschreien der Sensoren freilich, wenn Kunst auf den Körper trifft, lässt sich nur haptisch analog produzieren.

Albert Ennemoser ist in mehreren Genres und Künsten unterwegs. Seine „Geschichten und Bilder“ sind als eine Art Anleitung zum Gesamtwerk zu lesen. Aus diesem Grund erscheint das Buch mit zwei Bildern als Vorder- und Hintercover, die buchrelevanten Angaben nach Verlag, Autor und Titel sind auf den Buchrücken verschoben, wo sie letztlich den größten Nutzen entfalten, denn vom Buch sieht man meist nur das Rückgrat.

alain denault, die herrschaft der extremen mitte„Was kann ein Mittelmäßiger am besten? Einen anderen Mittelmäßigen erkennen. Sie tun sich zusammen, kraulen sich gegenseitig das Fell und danken es mit einer Gegenleistung, um einem wachsenden Klan den Rücken zu stärken, denn schon bald werden sie andere Mittelmäßige anziehen. Wichtig dabei ist nicht so sehr, Dummheit zu vermeiden, als sie mit Bildern der Macht zu schmücken.“ (S. 11)

Wenn nur mehr die Macht des Geldes regiert und alle sich in den Dienst der Reichen und Mächtigen stellen, um deren selbstbezogene Ziele zu verfolgen, herrscht das Mittelmaß, das nicht mehr über ein vorgegebenes Denken und Handeln hinauskann und das alle Bereiche des geistigen, ökonomischen und kulturellen Lebens durchzieht.

sebastian bernhardt, ausreißen in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur„Die Thematisierung von Ausreißertexten im Deutschunterricht bietet sich schon deshalb an, weil im Zentrum die Reise steht, die oftmals mit abenteuerlichen Ausgestaltungen erfolgt. […] Die Abenteuertexte weisen Spannung auf und bieten die Möglichkeit, die literarische Verarbeitung mit den Schüler*innen zu thematisieren.“ (S. 19)

Das Sachbuch „‘Ausreißen‘ in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur“ führt ausführlich detailliert vor Augen, wie fruchtbar sich das Thema „Ausreißen“ in all seinen unterschiedlichen Ausformungen für den Deutschunterricht einsetzen lässt. Die zahlreichen aufbereiteten Textbeispiele aus der Kinder- und Jugendliteratur bieten Anwendungsbeispiele und interessante Anregungen für unterschiedliche Schulstufen.

armin thurnher, anstandslosWenn ein Begriff für sich genommen schon Grübeln auslöst, ist er ein gutes Starterkabel für das Anwerfen eines Essays. Leserschaft und Autor sitzen aufgewühlt um diesen Begriff „Anstandslos“ herum, der vielleicht zur Beschreibung der jüngeren politischen Ereignisse in Österreich dient. – Zudem eignet sich das Genre Essay besonders gut für noch nicht verfestigte Lava in der Geschichtsschreibung, die künftig mit frischem Material bewachsen sein wird.

„Anstandslos“ ist am ehesten mit „wie geschmiert“ zu übersetzen, was ja auch wieder einen Essay auslösen könnte.

andreas wolfmayr, saustallProvinz ist ein anderer Ausdruck für Österreich. – Diese literarisch etwas unterkühlte Übertreibung weist darauf hin, dass die österreichische Literatur dann am stärksten ist, wenn sie unzensiert das erzählt, was auf dem weiten, kleinen Lande so passiert.

Andrea Wolfmayr führt mit dem Roman „Saustall“ die Protagonisten wieder einmal zu einer großen Familienaufstellung zusammen. Im mittlerweile fünften Band der Provinz-Saga sind wieder alle älter geworden, das merkt man schon am Einkaufstrolley, den manche von ihnen Tag und Nacht durch die Gegend schieben, um den eingeschränkten aufrechten Gang etwas abzumildern. Und auch im Personenverzeichnis hat mittlerweile so mancher ein Kreuzerl, da er verstorben ist, und dass die Verstorbenen zuvor zu Lebzeiten ein persönliches Kreuz tragen mussten, versteht sich von selbst.

selma mahlknecht, föHeimat kann eine Silbe sein, ein Wort, ein Ausruf, ein Seufzer!
Fö nennt Selma Mahlknecht nennt ihre Familiensaga über ihr neues Heimatdorf im Engadin. „Fö – Zernezer Feuer“. In einer Vornotiz wird das Nötigste gesagt. Im Jahr 1872 hat ein Feuer das Dorf zerstört, von den etwa 150 Häusern blieben nur 30 verschont.

Dieses „Fö“ ist einerseits der Tiefpunkt in der Geschichte des Dorfes am Zusammenfluss vom Inn mit dem Spöl. Fö teilt die Chronik ein in ein Vorher und Nachher. Aber Fö erweist sich auch als „die Initialzündung“ für den Aufbau und die Entwicklung des aktuell bestehenden Tourismusorts.