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Manche Institutionen entfalten erst dann ihre wahre Größe, wenn sie physisch devastiert und psychisch verdrängt sind.

Auf Victor Tiefenbrunners Story-Pinnwand „Sportcafé“ verrotten und vergilben die Geschichten bereits oder sind gar wie viele ihrer Helden schon unter der Erde. Aber kaum schlägt jemand einen Erinnerungston an, braust schon die ganze Symphonie eines niedergerungenen Trinkorchesters los.

Das Verbrechen existiert nicht nur immer und überall, es hat auch immer einen handfesten Grund – Geld! Je peripherer das Böse freilich auftaucht, umso kleiner fallen die dabei unterschlagenen Summen aus, so dass es selbst in der Geldstadt Innsbruck meist um Summen geht, die du und ich beiseite räumen könnten.

In Daniel Suckerts Hypo-Roman vom verschlagenen und nach Innsbruck verschlagenen Kommissar Prohaska geht es um diese menschlichen kleinen Unebenheiten, die zwar eine Gesetzesübertretung darstellen, letztlich aber für das Funktionieren des österreichischen Gemeinwesens Voraussetzung sind.

Manche Titel brechen einem schon beim puren Vor-sich-hin-Murmeln das Herz, weil sie es in einer brutalen Silbenfolge so richtig sagen. „Brechen-brach-gebrochen“ erinnert an ungute Situationen, wo jemand vielleicht die Sprache lernen muss, während sie ihm ein anderer einprügelt und dadurch das Rückgrat bricht.

Luise Maria Schöpf bricht ihre Gedichte und Aphorismen oft wörtlich übers Knie, und wenn dann die semantischen Splitter durch die Gegend fliegen, ist vielleicht der Gedanke frei, der in einem Wortknäuel verwürgt gewesen ist.

Was tun eigentlich die Aussteiger, wenn sie aus der Stadt flüchten und sich am Land niederlassen? Gibt es eine Aussteigerkultur? Und woher wissen diese Helden, wie sie ihre Abenteuer anzugehen haben?

Eva Rossmann schickt die Ich-Erzählerin Anna und ihren Hans in eine abenteuerliche Gegend, die es durchaus mit dem Inventar des Weinviertels aufnehmen kann. Die beiden müssen eine Auszeit vom öffentlichen Leben nehmen, weil der Erzählerin im Zusammenhang mit der Ausländerpolitik der Regierung die Hand ausgekommen ist, in welcher eine Torte gelagert war, die dem Bundeskanzler ins Gesicht gezischt ist.

Kabinen sind der ideale Ort für Abenteuer, ob es sich nun um Sex-, Umkleide-, Telefon oder Seilbahnkabinen handelt.

Mortimer M. Müller lässt ein verdichtetes Chaos in einer der höchsten Seilbahnen über Grund in Kitzbühel spielen, dabei ist es vor allem der atemlose Schnitt in den Hals der Erzählweise, der den Leser den Atem anhalten lässt.

Vielleicht ist das Leben nur ein Streich, den man sich selber spielt, indem man jeden Tag von einem Lebenssinn in den nächsten stolpert.

Otto Licha schickt in Mark-Twain-Manier zwei Freunde durch das Leben mit der Aufgabenstellung, gefälligst durch Dick und Dünn zu gehen. Schon der Start ist fulminant: „Alessandro war dem Kindergarten noch nicht entwachsen, da beschloss er, Bankdirektor zu werden.“ (7)

Längst haben sich vergleichbar mit Zeremonien an alten Kultstätten sogenannte Poetik-Vorlesungen etabliert, meist bleiben dabei die Germanisten unter sich und huldigen einander mit exzentrischen Thesen. Oft ist allerdings auch die Öffentlichkeit zugelassen und die Referenten bemühen sich, etwas Sinnvolles über das Unsagbare der Dichtung zu sagen.

Bei den Wiener Ernst-Jandl-Vorlesungen zur Poetik stellen die Autorinnen und Autoren oft von markanten Sagern Ernst Jandls ausgehend ihr Werk unter dem gegenwärtigen Licht der Eigen-Rezeption in der Alten Schmiede Wien vor.

So wie in der Physik ein dreibeiniger Sessel etwas vom Stabilsten ist, was gegen das Wackeln hilft, ist in der Gefühls-Physik eine Dreierbeziehung etwas vom Instabilsten.

In Bastin Kressers Roman „Ohnedich“ führen drei Jugendliche eine Dreiecksfreundschaft mit erotischen Partnerschafts-Anteilen, die über den Tod hinausgeht. Das Mädchen ist verstorben, der Freund hat sich zurückgezogen, der Ich-Erzähler versucht alles aufzuarbeiten.

Wenn sich eine Lese-Gesellschaft einmal dafür entschieden hat, einen Klassiker auszurufen, dann muss dessen Status immer wieder überprüft und müssen seine Texte für jede Generation zugänglich gemacht werden.

Norbert C. Kaser ist verdientermaßen ein Klassiker, er hat die Südtiroler Literatur zum Leben erweckt und mit seinem klaren Furor dem Land mehr Selbstbewusstsein geschenkt als alle Landeshauptleute zusammen.

Nichts ist so schön, als wenn man die Realität auf ein Spiel einladen darf. Und wenn diese Realität dann ohnehin schön ist, entsteht daraus ein schönes Realitäts-Spiel.

Christian Yeti Beirer und Peter Wallgram wenden sich mit ihrem „Tiroler Almquartett“ an unseren Spieltrieb, der uns allen in den Fingern liegt. Das Quartett dient dabei als didaktische Eselsbrücke, um sich so nebenher die wichtigsten Dinge über die Tiroler Almen zu merken.