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Buch-CoverWas der Schäferroman für das Barock ist, ist der Kriminalroman für die Gegenwart. In beiden Fällen soll nach vorgegebenen Erzählritualen atemlose Spannung zeitgemäß aus den Seiten knistern.

Für jeden Autor stellt die erzählte Kriminalkunst die höchste Herausforderung dar. Der junge Schriftsteller Martin Kolozs hat sich zum Eintritt in seine aktive Erzähllaufbahn gleich auf zwei Kriminalerzählungen gestürzt und auf allen Linien gewonnen.

Buch-CoverUnter einem saftigen Schäferroman versteht man etwas lieblich Schönes, die Figuren zeigen mit den Fingern aufeinander und machen dabei stille Erotik, die Landschaft ist fruchtig, Schönwetter ist angesagt und als Leser erlebt man Seitenweise Happyness.

Für Matthias Schönweger ist diese Vorgabe natürlich der ideale Ort, um einen Südtirol-Roman darin zu installieren, gilt doch Südtirol zumindest in Wort, Bild und Vorstellung als das Paradies. Freilich wäre Schönweger nicht Schönweger, wenn er diesem glatten Begriff Schäferroman nicht noch einen glitschigen Hintersinn verpasst hätte, wie ja auch eine gute Seife immer hinten und vorne flutschig und rein ist. Dieser Schäferroman handelt im konkreten Fall von den Schafen, die von einem guten Hirten belehrt und geführt werden.

Buch-Cover„Dschi-pi-two“ und „Bi-sixteen“, was nach zwei erfolgreichen Bands klingt, sind die poetisch besungenen Abkürzungen der beiden letzten Päpste. Während Johannes Paul der Zweite gerade vor den Augen der Presse mühselig literarisch aufgepäppelt stirbt, macht sich das Lyrische Ich auf nach Rom, um ein Stipendium abzuarbeiten. Als dann Benedikt der Sechzehnte vom Balkon winkt, ist die literarische Mission in Rom abgeschlossen.

Barbara Hundegger lässt schon im Titel für den Leser allerhand offen und lädt ihn ein, sich sein poetisches Bild selbst zu Ende zu denken. „Rom sehen und“ verweist natürlich auf das Sterben, das sich bei diesem Satzanfang wie von selbst auf die Zunge legt. Das freche Und könnte aber auch süffisant entwertend gemeint sein, das lyrische Ich hat also Rom gesehen, na und?

Buch-CoverIn einer schier endlosen Nacht driftet ein nachdenklicher Alkoholiker hellwach durch die Wiener Innenstadt. Er ist sein eigener Reiseführer und begleitet sich selbst mit kundigen Gesten in jene finstere Gegend, die bei Tageslicht als repräsentative Hauptstadt genutzt wird.

Peter Paul Wiplinger schickt seinen Helden als Ausgestoßenen durch eine Kindheit am Land, durch den Brei der aufgedunsenen Miefstadt Wien und durch diverse Lebensentwürfe und Ideologien.

Buch-CoverUnverwechselbare Gedichte entstehen oft dadurch, dass etwas knapp verwechselt wird. In Christian Steinbachers frechem Gedichtband vom Zwirbeln setzt man als Leser gleich einmal die Zwirbeldrüse in Position, aber das ist schon wieder so eine kleine Verwechslung, gezwirbelt wird ja üblicherweise am Bart, das im Kopf drin ist die Zirbeldrüse.

Der Haupteindruck ist vor allem frech, obwohl keine unanständigen Wörter vorkommen, benehmen sich die Gegenstände oft unanständig, um nicht zu sagen, ungewöhnlich daneben.

Buch-CoverWas wie eine Anleitung zum Frohsinn klingt, ist ein aufregender Gedichtband, der letztlich einen tiefen Einschnitt in die übliche Sehweise vermittelt.

Je nach Laune denkt man als Leser bei diesem „schweinischen“ Buchtitel entweder an eine postkapitalistische Kritik des Marktes, worin die so genannten Geldschweine wirklich glücklich werden, oder an die heile Bio-Welt voller Auslauf und Bodenhaltung, worin grunzende Tiere dem höchsten Lebenssinn entgegendämmern.

Buch-CoverWährend allenthalben die Würdenträger Österreichs auf das Abknallen eines formidablen Hirsches aus sind, liefert die Hirschin den Unterleib dieser Geisteshaltung. Fast jede Lederhose ist aus einer Hirschin gefertigt, deren Haut musisch, dramatisch oder lyrisch sich um die Genitalien des Lederhosenträgers schmiegt.

In Herbert Maurers Landschaftsdrama laufen die Berühmtheiten des Ausseer Landes halb auf der Bühne, halb in der Realoperette Österreichs frei herum, springen wie ehemals die Hirschin durch die Landschaft und messen einander an der Große der Lederhose. Paula Wessely bringt gleich in der Ouvertüre einen edlen österreichischen Singsang auf die Bühne, der sofort von Attilas dröhnendem Burgtheatergequassel konterkariert wird.

Buch-CoverUnter dem moralisch knalligen Titel „Seitensprung“ stellt sich jeder sofort etwas individuell Aufregendes vor. Bei William Trevor jedenfalls sind unter diesem Titel zwölf abgeklärte Geschichten zusammengefasst, und die Erotik ragt dabei wie ein Büschel Strohblumen der Zuneigung aus einer Vase aus vergangener Zeit.

Schon die erste Erzählung bringt diese seltsame Zuneigung über die Jahre auf einen fulminanten Punkt. Gerade, als die zwei Schwestern die Nachbarschaftshilfe antreten, um vielleicht ihrer Nachbarin zu helfen, ist deren Mann gestorben. Die allgemeine Plauderei geht also sofort in ein begleitendes Hinterbliebenengespräch über, was darf man ansprechen, was bleibt tabu, und ist nicht zwischendurch alles tabu? Hilfreich ist für die Witwe, dass der Mann auf jeden Fall gestorben wäre, nicht nur weil er mit einem dünnen Hemd bekleidet ins Freie gegangen ist.

Buch-CoverBotschafterromane haben immer etwas Skurriles an sich. Da ist zum einen die abgehobene Sprache, mit der sich Diplomaten gegenseitig die Nasenkrümel aus der Semantik ziehen, und zum anderen das Elitebewusstsein, wo immer ein Botschafter auch ist, er hält sich in einem sozial besonders ätherischen Areal auf.

Frisch wie Gemüse aus Bulgarien trifft Varadin Dimitrov in seiner Botschaft in London ein. Er soll den kulturellen Anschluss Bulgariens an die westliche Welt ermöglichen und hat eine Wahnsinnserrungenschaft in seinem Gepäck. Das erste WC der Welt wurde in Bulgarien entwickelt. Quasi als Einstandsgeschenk soll diese Leistung der Kunstwelt des Westens in einer Hommage-Installation dargeboten werden.

Buch-CoverIm Beatles-Song über Eleanor Rigby klaubt ein Mauerblümchen in der Kirche den Reis auf, den eine Hochzeitsgesellschaft ausgestreut hat. Seither steht dieser Name für eine Frau, die von jenen Glücksbrosamen leben muss, welche die anderen übrig gelassen haben.

Bei Douglas Coupland ist die 36-jährige Liz Dunn diese stille Außenseiterin. Mit viel Körperfett hat sie sich von der Außenwelt abgeschottet und schiebt ihr Leben als unauffälligen Trabanten durch Vancouver. Ihr Leben ist nur zweimal von einem Deep Impact heimgesucht worden.