Reisebücher beschreiben meist ein Stück Geographie mit mehr oder weniger interessanten Menschen drin, eine spezielle Form ist jene, die dabei ein Stück Zeitgeschichte bereist.

Norman Lewis wird 1943 in einem Schnellsiedekurs zu einem Nachrichtenoffizier für die Nachkriegszeit ausgebildet, Schwerpunkt dabei: Verwaltung eines Gebietes, das eben frisch von der Armee befreit worden ist. Ab dem Herbst 1943 ist der Erzähler etwa ein Jahr lang in Neapel stationiert, dabei ändern sich die Aufgaben beinahe stündlich.

„Aua! Hasenkind ist hingefallen! Hoffentlich ist nichts passiert. Lass uns mal schauen. Oje – voll auf den Arm, das tut weh!“

Wie lässt sich ein kleines Kind trösten, das sich gerade wehgetan hat. Eine kleine Geschichte hilft immer, lenkt ab und zeigt, dass auch anderen Kindern Unglück widerfährt und wie diese mit ihrem Schmerz umgehen.

Wie Mais, Erz oder Altreifen werden Krimis mittlerweile als Massengut transportiert und in Tonnen abgerechnet. Dabei ist der Container noch die kleinste Abrechnungseinheit, es gibt Buchhandlungen, die ordern ganze Schiffsladungen von abgerundeten Krimis. Um in diesem Schüttgut den Überblick zu behalten, nummerieren die Autorinnen ihre Fälle durch, das hilft bei der Abrechnung, und auch die Leser sind froh, wenn sie sich eine Zahl merken können statt eines nichtssagenden Titels.

Lena Avanzini ist also jetzt beim zweiten Fall der Carla Bukowski und die größte Spannung tritt auf bei der Überlegung, wie viele es noch werden könnten. Gleich zu Beginn wird durch geschicktes Verhör ein Fall in Highspeed geklärt, eine Frau, die beinahe in flagranti beim Morden erwischt worden ist, gesteht diesen beinahe spontan.

„Die meisten historischen und rezenten Weltsprachen, d. h. Sprachen mit globalem Kommunikationspotential, gehören genealogisch zur indoeuropäischen Sprachfamilie […]. Wie kam es zu dieser Erfolgsgeschichte der indoeuropäischen Sprachen? Wo liegen ihre Ursprünge?“ (11)

Bereits im Mittelalter gab es erste Versuche Sprachfamilien wie romanische und germanische Sprachen zu unterscheiden. Im 17. Jahrhundert wurden erstmals ernstzunehmende Versuche unternommen übergreifende Sprachfamilien zu erkennen, was aus der Beschäftigung europäischer Gelehrter mit der indischen Sprache und Kultur zurückgeht. In dieser Zeit setzte eine zahlreiche Sammeltätigkeit von Sprachen ein, wie z.B. in Russland und den Zaren Peter I. und Katharina II. oder in Amerika, wo George Washington die Inventarisierung der Indianersprachen vorantrieb.

Manchmal sind es kleine Überlegungen, die eine große literaturhistorische Idee auf die Beine bringen. Lässt sich etwa die Tiroler Literatur dadurch beschreiben, dass in ihr immer wieder schizophrene Zwillinge als Priester und Dichter auftreten? Stark wäre diese Theorie, weil es ja eine gegenteilige Faustregel gibt: Die Religion verdunkelt, die Literatur erhellt!

Martin Kolozs stellt vier sogenannte Priesterdichter probehalber hintereinander und macht eine Gedankenkette heraus. Reimmichl, Bruder Willram, Josef Weingartner und Reinhold Stecher liefern fallweise verblüffende Zusammenhänge, bis auf Stecher sind sie alle Osttiroler, die Lesen und Schreiben als Religion gelernt haben, alle zweifeln in ihren Schriften zwischendurch an ihrer Begabung, halten aber dennoch in Religion und Schrift durch, Reimmichl und Reinhold Stecher sind zudem ungebrochene Best- und Longseller in Tirol, sie liefern offensichtlich eine Welt, die das lesende Tiroler Publikum sucht und durch Kauf belohnt.

„April – Die Vögel bauen ihre Nester und beginnen zu brüten. Auch die Zugvögel sind jetzt alle wieder da. Schmetterlinge und Bienen erwachen und der Löwenzahn blüht.“

Die Natur bietet im Laufe der Jahreszeiten ein buntes Spektakel in der Tier und Pflanzenwelt. Während ein Teil der Vögel in den Süden zieht und ein anderer Teil der Tiere sich in den Winterschlaft oder zur Winterruhe begeben, versuchen die restlichen Tiere die kalte Jahreszeit durch ihr angepasstes Verhalten zu überdauern. Aber die Jahreszeiten schreiten voran und werden zunehmend wärmer.

„Bosch hatte recht gehabt: Prinzessin Tyra war das bezauberndste Mädchen, das er je gesehen hatte. Nels erhob sich unwillkürlich, als hätte ihre Gegenwart ihn verhext und dazu gezwungen.“ (48)

Der siebzehnjährige Nels lebt zurückgezogen mit seiner Mutter auf einem Cottage am Rande von Cobblestown und träumt davon, einmal ein Ritter von Averand zu sein. Seine Mutter ist Weberin und versucht ihn mit allen Mitteln von der Außenwelt fernzuhalten und lässt ihn selbst über die Ermordung seines Vaters im Unklaren. Als seine Mutter für längere Zeit auf Reise geht, nutzt Nels die Gelegenheit, das alljährliche Sommerfest in Cobblestown zu besuchen, wo regelmäßig auch ein Knappe ausgewählt, der zum Ritter ausgebildet werden soll. Nels ahnt nicht, dass der Besuch des Festes sein Leben von Grund auf verändern wird.

In der Konsumgesellschaft gibt es ein großes Tabu, nämlich das Ende der Dinge und Dienstleistungen zu denken.

In Heinz Helles Roman machen sich fünf junge Männer auf, um in Tirol auf Abenteuer zu gehen, wie es sich für einen Kurzurlaub geziemt. Wie Tausende an jedem Wochenende rollen sie gut gelaunt und wohl auch mit diversen Hilfsmittel stimuliert den berüchtigten Irschenberg hinunter in jene Senke, von wo aus man ins verheißene Land Tirol abbiegt. Aber kaum sind sie durch die Gebirgsarschbacken des Landes eingedrungen, zeigt sich alles ausgebrannt, vernichtet und zerstört.

„Da hören sie, wie der Eseltreiber zu erzählen beginnt. »Martin war eine Zeit lang mein bester Spielfreund. Sein Geburtstag war am 10. November 1483; einen Tag später wurde er getauft. Da machte man es sich einfach: Der 11. November ist ja der Namenstag von Sankt Martin …«“ (13)

Die beiden Geschwister Mila und Jan haben endlich Ferien und ihre Eltern beschließen mit den beiden eine spannende Reise auf die Wartburg zu unternehmen. In der Burg entdecken die beiden eine alte Holztür, durch die sie eine unsichtbare Kraft in den Raum zieht. Zu ihrem Erstaunen müssen die Kinder feststellen, dass sie in der Vergangenheit gelandet sind.

Die Gegenwartsliteratur besteht ja immer auch aus einem Segment voller Werbung. Zyniker sagen, in der Konsumgesellschaft wird gar nichts anderes erwartet, als dass ein Produkt ohne Inhalt für sich wirbt. Die abgedroschenste Form, Literatur zu lancieren, besteht daher momentan darin, dass man überall Krimi draufschreibt.

Doris Gercke ist mit ihrem Roman „Milenas Verlangen“ zum Krimi-Handkuss gekommen. Letztlich geht es um drei derangierte Personen, die tief verwundet ihre Seelenpatzer wegwischen wollen. Da ist zum einen die Ich-Erzählerin Milena, die als Anwältin aus dem Justizbetrieb ausgestiegen ist und jetzt mit ihrer Tochter in einem Streifen zwischen Strand und Nichts lebt, das sie hoffnungsvoll Provinznest nennen. (167)