„Kind sein ist echt nicht einfach. Was man sich da alles anhören muss! Mit den Bären, die einem täglich aufgebunden werden, könnte man einen ganzen Märchenwald bevölkern …“ (5)

Kann zu nahes sitzen vor dem Fernseher wirklich die Augen verderben? Oder macht Spinat wirklich stark? Und suchen sich mit Mücken wirklich Menschen mit dem süßesten Blut? Auf diese und andere Geschichten, die Erwachsenen ihren Kindern schon seit mehreren Generationen unter die Nase reiben, versucht das Buch „Wer’s glaubt!“ nüchtern und sachlich Antworten zu geben.

Im Stimmenroman versammeln sich Sprüche, Ausfälle oder Anleitungen längst verschollener Situationen im Kopf zu einem stets abrufbaren Album aus vergangenen Zeiten.

Reinhard Wegerth setzt diese Erinnerungsmethode nach dem Roman „Damals und dort“ (2010) jetzt mit dem fast logischen Nachfolge-Roman „Früher und hier“ (2013) fort.

„Du hast richtig gehört. Ich will, dass du für mich zu den Angelsachsen gehst.“ Einmal mehr schien der Herzog, seine Gedanken zu lesen. „Um den besten Landeplatz für meine Flotte auszukundschaften.“ (108)

Wir schreiben das Jahr 1066 n. Chr. und William der Eroberer, Herzog der Normandie, steht kurz davor, seine Ansprüche auf den englischen Thron geltend zu machen und mit seinem Invasionsheer auf die Insel überzusetzen. Um den geeigneten Landeplatz für seine Flotte auszukundschaften, schickt er Garred Garredson, den Sohn einer Normannin und eines unbekannten Angel-Sachsen, als Spion an die englische Südküste.

Oft ist das Toben von Naturgewalten die beste Beschreibung für das Leben eines Individuums.

Flut nennt Daniel Galera alles, was auf den Erzähler hereinbricht und sowohl die Biographie des Protagonisten als auch die gesellschaftlichen Ausschwemmungen bezeichnet. Nach einem Statement in Ich-Form, worin der Held von verworrenen Familienverhältnissen spricht, wird der Held zu einem namenlosen Suchenden, der Genaueres über seinen Großvater erfahren will um sich selbst zu entdecken.

„Und obwohl sie so jung sind, können sie uns Erwachsene etwas lehren: Mit Durchhaltevermögen, Engagement und Mut kann man eine Menge erreichen. Wir müssen an uns selbst und an unsere Fähigkeiten glauben, die Welt zu verändern. Denn die Zukunft ist noch nicht vorherbestimmt – sie liegt in unseren Händen.“ (5)

Wie sich die Welt mit viel Engagement und Ausdauer verändern lässt, zeigen 45 Kinder aus aller Welt, die mit ihren Aktionen das Bewusstsein und Verhalten von Menschen beeinflussen, gesetzliche Regelungen bewirken und politische Entscheidungsträger nachhaltig beeindrucken konnten.

So wie Fahnen von Zeit zu Zeit ausgerollt und wieder zusammengefaltet werden müssen, müssen auch die patriotischen Helden einer Gegend von Zeit zu Zeit aufgefrischt und „reloaded“ werden.

Martin Wanko hat im Umfeld des 170sten Geburtstags von Peter Rosegger mit Hilfe eines Projektes ein paar steirische Amtskollegen eingeladen, Peter Rosegger aufzufrischen und für die Gegenwart herunterzuladen.

„Miro ist ein Meerschwein. Mittendrin zwischen ganz vielen Meerschweinen. Welches Meerschwein Miro ist? Ich weiß es nicht.“

Miro selbst hält sich für ziemlich durchschnittlich, würde insgeheim jedoch gerne ein wenig aus der Menge herausstechen. Vielleicht das größte oder das kleinste von allen Meerschweinen sein oder auch nur etwas ganz besonders gut können. Doch er ist einfach nur mittendrin.

Ein Mann vergafft sich in der Straßenbahn in eine Frau, geht ihr im geordneten Stalking-Abstand hinterher bis zu ihrer Wohnungstür. Als sie darin verschwunden ist, riecht er an der Tür und stellt fest, dass sie geruchlos ist. – Was ist das, eine Beschreibung eines Psychopaten, eine erotische Abbruchgeschichte, eine Meldung über das Versagen der Sinnesorgane?

In Philipp Rödlings zehn Erzählungen von der Stille am Ende des Flurs klaffen meist Oberfläche und Tiefgang des Beobachteten auseinander. Wenn die Wohnungstür geruchlos ist, wird auch alles Dahinterliegende unfassbar und unriechbar. Der Betrachter steht fassungslos vor der vollkommenen Entkoppelung zwischen Erotik und Körperlichkeit, die Sinnesorgane sinnen ins Leere, die eingelangten Impulse zur Außenwelt sind falsch verkabelt, sodass sie im Hirn des Empfängers unnütze oder falsche Bilder erzeugen.

„Eure Mutter und ich haben lange hin und her überlegt, was wir tun können. Wir sehen keine andere Möglichkeit, als euch diese Jahr ins Schwabenland zu schicken.“ Er machte eine Pause. Die Worte des Vaters kamen so überraschend, dass es Jakob und Killian schwerfiel, sie zu begreifen. (17)

Eben noch waren Jakob und sein jüngerer Bruder Killian vergnügt und ausgelassen. mit der Rodel den Hang am Waldrand hinunter gerodelt und hatten sich mit Leonhard ein erbittertes Wettrennen geliefert und plötzlich heißt es, dass die Familie die Kinder nicht mehr ernähren kann.

Der Begriff Antiroman lädt die Leserschaft ein, vor der Lektüre zu reflektieren, was mit dieser fiktionalen Antimaterie wohl angesprochen werden könnte.

Zlatko Pakovic zieht das Projekt Antiroman sehr konsequent durch. Alles, was in einem üblichen Familien- oder Sippschaftsroman dargestellt wird, wird hier ausgeblendet. Man stelle sich einfach die Buddenbrooks ohne Buddenbrooks vor, dann ist man der dargestellten serbischen Familie schon ziemlich auf der Spur.