In unseren literarischen Breitengraden gilt eher die Doktrin, nichts ist so real wie die Fiktion, während man in der lateinamerikanischen Literatur das so genannte Testimonio für das höchste der Realität hält. Nicht Repräsentieren sondern einfach Präsentieren, heißt ein Schlüsselsatz.
Als Wegbereiter für die Realo-Fiktion oder Testimonio-Literatur gilt Rodolfo Walsh mit seinem Semi-Roman "Operacion Masacre". Darin geht es um ein Massaker in einem Vorort von Buenos Aires anlässlich eines Putsches 1956. Von den etwa vierzehn Hingerichteten bleiben sieben irgendwie am Leben, was zu so verrückten Überschriften führt wie etwa: Einer der Erschossenen lebt (45) oder Ein Toter bittet um Asyl (111).