thomas arzt, die gegenstimmeLesen hat im gesellschaftlichen Diskurs einen ähnlich positiv besetzten Stellenwert wie Spazierengehen. Dennoch muss dies ständig beworben werden, weil es offensichtlich nicht selbstverständlich ist.

Auf den öffentlichen Sendern wird daher bei passender Witterung darauf hingewiesen, dass es am Nachmittag Zeit für einen Spaziergang ist, und die kulturellen Einrichtungen einer Kommune schwärmen mindestens einmal im Jahr davon, dass es jetzt Zeit zum Lesen wäre.

lissa lehmenkühler, meta motte flatterstark„»Hurra! Bald ist Schlüpftag! Mein Schlüpftag!«, jubelt Meta und freut sich wie noch nie. Bald wird sie ein wunderschöner Schmetterling sein: bunt wie ein Regenbogen und frei wie ein Vogel. Meta kann das Schlüpfen kaum erwarten. Gestern ist sogar schon ein Stückchen von ihrem Kokondeckel abgeplatzt.“ (S. 11)

Während alle Schmetterlinge und sogar ihre beste Freundin Ling-Ling schon aus ihrem Kokon geschlüpft sind, hängt Meta immer noch ganz allein in ihrem engen Kokon fest. Frustriert hofft sie, dass dafür ihre Flügel zumindest bunte Regenbogenstreifen und schöne Punkte tragen werden.

robert misik, das große beginnergefühlEine Revolution ohne Optimismus ist schon gescheitert, ehe sie begonnen hat. So gesehen schreit die gegenwärtige Gesellschaft, wenn nicht nach Revolution, so immerhin nach Optimismus.

Robert Misik kratzt für das große „Beginnergefühl“ zweihundert Jahre Kulturgeschichte der Moderne zusammen, um zu zeigen, dass hinter allen Veränderungen immer ein Stück Optimismus gestanden hat. Das „Beginnergefühl“ ist ein Notat von Bert Brecht, verfasst mitten im Desaster des Zweiten Weltkriegs. Eines Vormittags schreibt er einfach das Gefühl vom Beginnen auf, und gibt sich dadurch einen Ruck, sich für die Zukunft bereitzumachen.

sonja kaiblinger, schleimalarm im schulkeller„»Ich habe keine Lust auf die Lesenacht«, meint Moritz. Die Kinder der Grundschule übernachten heute in der Sporthalle. Jeder hat ein Buch dabei. Paul lacht. »Du hast wohl Angst vor dem Schulgespenst!« Paul ist Moritz‘ älterer Bruder. Er ist schon neun. Besonders gern haben sich die Brüder nicht. (S. 8 f)

Moritz fühlt sich eine wenig unwohl, wegen der bevorstehenden Lesenacht in der Schule. Schon auf dem Weg in die Sporthalle, wird er von seinem älteren Bruder deswegen auf den Arm genommen. Nachdem alle Schüler sich für die Nacht vorbereitet haben, beginnt Lehrer Wolff mit einer in sein Gesicht leuchtenden Taschenlampe aus einem Gespensterbuch vorzulesen. Moritz fühlt sich dabei alles andere als wohl.

thomas antonic, united states of absurdiaDer Volksmund formuliert bei Größenordnungen relativ klar, sofern sich Größe überhaupt vorstellen lässt. Wenn etwas abnormal groß ist, sodass es sich kaum noch erzählen lässt, spielt es in Amerika. Und alles, was darüber hinausgeht, spielt in Absurdia. Dabei ist die Grenze zwischen Amerika und Absurdia eine weiche, obwohl sie ähnlich hart gedacht ist wie jene zwischen Amerika und Mexiko.

Thomas Antonic beginnt sein Epos mit einem perfekten Eingangsbild: Auf einem Western-Heft, das sich „Horse Tales“ nennt, wird eine Phantasie-Ausgabe aktuell dem 15. Jan. – 15. Feb. 2022 zugeordnet.

wolfgang kuhn, mit jeans in die steinzeit„»Wenn aber gleich eine ganze Menge von Feuersteingeräten nebeneinander entdeckt werden, dann muss da irgendwo in der Nähe doch noch eine unbekannte eiszeitliche Wohnstätte oder sogar eine Höhle sein, die den Eiszeitmenschen als Unterschlupf und zum Bemalen ihrer Felswände gedient haben könnte und deren Eingang seit vielen Jahrtausenden verschüttet ist. Stell dir nur einmal vor, wenn wir die entdecken!«“ (S. 19)

Die dreizehnjährige Isabella darf ihre Sommerferien bei ihren Verwandten in Südfrankreich verbringen und freut sich schon, nach drei Jahren ihre gleichaltrige Cousine Suzanne und ihren gleichaltrigen Cousin Regis und ihren fünfzehnjährigen Cousin Philippe wieder zu treffen.

tobias hürter, das zeitalter der unschärfe„Stellen Sie sich vor, Sie finden eines Tages heraus, dass die Welt, in der Sie leben, ganz anders funktioniert, als Sie bisher glaubten. Die Häuser, Straßen, Bäume und Wolken sind nur Kulissen, bewegt von Kräften, von denen sie nichts ahnten. Genau dies ist den Physikerinnen und Physikern vor hundert Jahren widerfahren. Sie mussten einsehen, dass hinter den Begriffen und Theorien, durch die sie die Welt sahen, eine tiefere Wirklichkeit liegt …“ (S. 9)

Die Epoche vom Ende des 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gilt als das golden Zeitalter der Physik. In dieser Zeit haben sich Einsichten und Theorien entwickelt, die das bisherige Fundament der Physik revolutionierte und die Welt von Grund auf verändert hat.

emma jansson, meine erste naturkunde„Wusstest du schon? Nicht alle Früchte, die wir Beeren nennen, sind auch wirklich welche. Die beliebte Erdbeere zum Beispiel ist eine sogenannte Sammelnussfrucht. Wenn du ganz genau hinschaust, erkennst du auf ihrer Oberfläche viele kleine Nüsschen. Auch die leckeren Him- und Brombeeren sind keine echten Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte.“

Gleich zu Beginn wird darauf hingewiesen, dass es essbare und giftige Beeren gibt, und dass Kinder nie ohne Erwachsene Beeren pflücken sollen oder Beeren probieren dürfen, die sie nicht kennen.

jürgen becker, gedichteIn Glücksstunden kann das Lesen zu einer Philosophie ausarten, worin bekanntlich die Gedanken umso klarer werden, je disziplinierter sie eingefangen sind. Nicht das hemmungslose Ausschweifen bringt die freien Gedanken in den Kopf, sondern das disziplinierte Heranführen desselben an jenen Horizont, an dem eine andere Sprache, Semantik oder Logik beginnt.

Für sogenannte „reife Leser“ spielen mit zunehmendem Alter Leserituale eine Rolle. Sie geben den flatternden Augen nicht nur Stabilität, Zeilen zu halten und abzutasten, fixe Gewohnheiten ermöglichen es erst, täglich eine Art unerforschtes Gelände zu erkunden.

dorling kindersley, weltall„Unsere nähere Umgebung ist das Sonnensystem. Die Sonne im Zentrum ist ein mittelgroßer Stern. Die überflutet die Erde mit Licht. Um sie herum kreisen die Erde und sieben weitere Planeten mit ihren Monden sowie Millionen Asteroiden und Kometen, weil sie von ihrer Schwerkraft angezogen werden.“ (S. 7)

Das Weltall mit seinen unzähligen Sternen und Galaxien hat schon immer die Fantasie und die Neugier der Menschen beflügelt. Das Kindersachbuch „DK Wissen – Weltall“ stellt die zentralen Erkenntnisse der gegenwärtigen Astronomie in einem sehenswerten Sachbuch zusammen, das nicht nur für Kinder spannende Einblicke in die Welt der Wissenschaft der Sterne bietet.