Bosko Tomasevic – Podium Porträt

Die Literaturzeitschrift Podium stellt in verlässlicher Folge Poeten und Poetinnen vor, die nicht in den Bestsellerlisten des literarischen Alltagsgeschehens aufscheinen.

In der jüngsten Serie wird Bosko Tomasevic vorgestellt, der erste Stadtschreiber Innsbrucks. Sein umfangreiches Werk ist nur in Ansätzen ins Deutsche übersetzt, das Hauptwerk schlummert in der serbischen Sprache, wie wir Sprachunkundigen zu sagen pflegen.

Ab und zu übersetzt der Innsbrucker Slawist Helmut Weinberger einen Lyrikband, auch die Ausschnitte für das Podium-Porträt stammen aus seinen Übersetzungen der Gedichtbände „Allerneueste Vergeblichkeit“, „Celan trifft H. und C. in Todtnauberg“ und „Früchte der Heimsuchung“.

Tatsächlich geht es um die Vergeblichkeit der Sprache, um Heimsuchungen aus einer anderen Welt, um das Herumirren eines Heimatlosen und letztlich um unenträtselbare Gedankengänge in der Philosophie Heideggers und der Literatur Celans.

[…] Ich bin der den es nicht gibt. / Ich rieche nach Strohblumen / nach Schlaf / nach Ewigkeit. // Ich bin fern wie die Metaphysik / wie der Absinth des Sternbilds Andromeda / und des Sinnes. (51)

Oft entzieht sich das lyrische Ich jeder Fixierung, manchmal löst es sich mitten im Gedicht auf, manchmal gibt es auf.

In seinem Vorwort verweist Walter Methlagl auf diese Welt voller Sprachspiele, Engführungen und semantischen Versickerungen.

Engräumige Sprachspiele sind es – mit schrägen Assonanzen, steilen Anaphern, pochenden Wiederholungen – Wort-Klang-Spiele, die sich in Anhub, Fortgang und Abbruch zu Klang-Gebärden konturieren. (7)

Aus Innsbrucker Sicht ist dieses Podium-Porträt auch ein Stück Abschied. Bosko Tomasevic verlässt nach zwei Jahrzehnten die Stadt und geht nach Wien. Bleibt zu hoffen, dass ihm durch die Stadt halbwegs Gutes widerfahren ist, denn er hat für die Stadt jedenfalls bleibende Spuren hinterlassen.

[…] niemals waren mein leben und ich / auf erholung. die friedhöfe waren damals / noch fern. die sommerfrischen noch ferner. / den trubel die masse liebten wir nicht / überheblichkeit haben wir verachtet / wir arbeiteten in der blüte aller / tage und nächte. // bei der arbeit besuchte uns mit stillem hunger / die poesie […] (52)

Bosko Tomasevic, Gedichte. Podium Porträt. Aus dem Serbischen von Helmut Weinberger. Mit einem Vorwort von Walter Methlagl.
Wien: Podium 2012. ( = Podium Porträt 64), 64 Seiten, EUR 6,-. ISBN 978-3-902054-96-8.

 

Weiterführende Links:
Podium: Bosko Tomasevic – Podium Porträt
Wikipedia: Bosko Tomasevic

 

Helmuth Schönauer, 26-06-2012

Bibliographie

AutorIn

Bosko Tomasevic

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Podium-Verlag

Übersetzung

Helmut Weinberge

Seitenzahl

64

Preis in EUR

6,00

ISBN

978-3-902054-96-8

Kurzbiographie AutorIn

Bosko Tomasevic, geb. 1947 in Becej (Voiwodina), lebt in Innsbruck. Er war erster Stadtschreiber in Innsbruck.<br />Helmut Weinberger, geb. 1964, ist Slawist an der Universität Innsbruck.