Gina Mayer, Das Mädchen ohne Gedächtnis

Wie schon der Titel erahnen lässt, stellt die Autorin Gina Mayer hiermit einen bis zuletzt spannenden Kriminalroman vor. Dieser erschien im Frühsommer 2006 im Sauerländer Verlag. Gina Mayer schildert sehr gefühlvoll, aber realistisch, die Situation eines Mädchens, das als Folge eines Unfalls ihr Gedächtnis verloren hat.

Eine Telefonnummer, einen Ehering und eine Geldtasche mit fünf Euro trägt sie bei sich. Verängstigt läuft das Mädchen auf der Straße herum. Sie weiß weder wer sie ist, noch vor wem sie solche Angst hat.

Pit, ein junger Punk, bietet ihr seine Hilfe an. Weil das Mädchen niemand vermisst, wird es von der Polizei in ein Krankenhaus eingewiesen. Ihre Zimmergenossinnen Eva und Pit ermitteln auf eigene Faust weiter, um etwas über ihre Identität zu erfahren.

Da taucht ein Herr Winter auf und bringt sie in seine Luxusvilla. Er behauptet, ihr Name sei Anouschka und er sei ihr Vater. Alles erscheint ihr fremd: das Haus, die Umgebung und die Haushälterin. Nur Bortsch, ihr Hund, weicht nicht mehr von Anouschkas Seite.

Und wo ist ihre Mutter? Hat sie die Familie wirklich verlassen? Unbeirrt suchen die Jugendlichen weiter nach der Wahrheit und der Vergangenheit, ganz auf ihre Gefühle und ihren Verstand vertrauend. Das Puzzle fügt sich allmählich zusammen. Dabei gerät Anouschka in ein Netz aus Lügen und kriminellen Machenschaften.

Nicht nur durch den Tagebuchstil verleiht die Autorin ihrem Roman eine besondere Note. Durch eine veränderte Schriftart stellt sie die vier verschiedenen Albträume Anouschkas in den Vordergrund. Diese beinhalten ein gemeinsames Lösungswort, dessen Bedeutung die Jugendlichen in einem verschollen geglaubten Tagebuch finden.

Gina Mayer hat ihre jungen Hauptfiguren nicht nach dem äußeren Erscheinungsbild gewählt. Vielmehr zählen gegenseitiges Vertrauen, Ehrlichkeit, Toleranz, Einfühlsamkeit und Ausdauer zu den herausragenden Eigenschaften der jungen Freunde. Sie hinterfragen das Verhalten der Erwachsenen bewusst kritisch und lassen sich nicht von Herrn Winters Luxus blenden.

Der in einfachen, aber treffenden Worten verfasste Roman ist an Spannung kaum zu überbieten. Daher werden auch schwächere Leser ihr Vergnügen an den relativ kurzen Kapiteln finden. Das Buch kann auch als Klassenlektüre für Jugendliche ab 12 Jahren empfohlen werden.

Gina Mayer, Das Mädchen ohne Gedächtnis. Ab 12 Jahren
Sauerländer-Verlag 2007, 168 Seiten, 10,20 EUR, ISBN: 978-3-7941-7057-9

Eva Frischauf, 12-11-2006