Michael Forcher, Erzherzog Ferdinand II.

„Wäre es als böses Omen gesehen worden, Erzherzog Ferdinand II. hätte gleich wieder umkehren müssen. Allzu viel ging schief, als der neue Landesfürst am 17. Jänner 1567 in seine zukünftige Residenzstadt Innsbruck einzog.“ (9)

Erzherzog Ferdinand II. spielt in der Tiroler Geschichte eine beachtenswerte Rolle als humanistisch gebildeter Kunstliebhaber mit großer Kunstsammlung sowie als wichtiger Protagonist der Gegenreformation. Berühmt gemacht hat ihn jedoch seine skandalöse Ehe mit der Kaufmannstochter Philippine Welser, für die er Schloss Ambras mit seiner weithin berühmten Kunst- und Wunderkammer errichten ließ.

Die letzte Biographie des bekannten Tiroler Landesfürsten wurde vor 130 Jahren verfasst. Ein guter Grund ein neues Buch über den Habsburger Erzherzog zu verfassen, das auf die neuesten Forschungsergebnisse zurückgreifen kann. Am Anfang der Darstellung steht die nicht gerade glücklich verlaufende Ankunft in Innsbruck, wo er zunächst vom Bischof von Brixen italienisch statt deutsch begrüßt wird und im Laufe der Wochen den Treueeid der männlichen Tiroler Bevölkerung abnehmen lässt.

In einem Rückblick wird das Verhältnis zwischen Tirol und den Habsburger von der Übernahme der Grafschaft durch Herzog Rudolf IV. im Jahr 1363 über Kaiser Maximilian I. und das anschließende Interregnum rekapituliert. Der zunehmende Bedeutungsverlust der Stadt Innsbruck machte es wünschenswert, die fürstliche Residenz wieder zum Leben zu wecken. Da kam es nicht ungelegen, dass Ferdinand bereits seine Kindheit in Innsbruck verbracht hatte.

Mit 18 Jahren nimmt Ferdinand an der Schlacht bei Mühlberg gegen den Schmalkaldischen Bund der Protestanten teil, um bald darauf als Statthalter Böhmens zu amtieren. Wann genau Ferdinand seine spätere Frau kennengelernt haben dürfte ist unbekannt, bekannt hingegen ist, dass 1557 auf Schloss Bresnitz in Böhmen die heimliche Hochzeit stattgefunden hat. In Innsbruck wird er für sie die mittelalterliche Ritterburg umbauen und das prächtige Schloss Ambras errichten lassen.

Neben Ferdinands Werdegang erleben die Leserinnen und Leser Hausmachtpolitik auf europäischer Ebene ebenso wie die großen Feste und die Regierungsschwerpunkt seiner Politik, sei es Regional-, Außen- oder Religionspolitik. Aber auch die Bedeutung seiner Herrschaft für die kulturelle Entwicklung der Stadt Innsbruck, Ferdinands Bedeutung für die Entwicklung der Wissenschaft und seine Rolle als Kunstsammler werden entsprechend gewürdigt.

Mit erzählerischer Frische gelingt es Michael Forcher den großen Erzherzog und Landesfürsten von Tirol wieder zum Leben zu erwecken. Dabei lockern zahlreiche Details das aufregende Leben des Habsburgerfürsten auf, wobei die große Liebesgeschichte mit der bürgerlichen Philippine Welser besonders hervorsticht. Eine überaus lesenswerte Biographie mit einem engen Bezug zur Tiroler Landesgeschichte, die nicht nur Tiroler Leserinnen und Lesern gerne empfohlen werden kann.

Michael Forcher, Erzherzog Ferdinand II. Landesfürst von Tirol. Sein Leben. Seine Herrschaft. Sein Land
Innsbruck: Haymon Verlag 2017, 320 Seiten, 22,90 €, ISBN 978-3-7099-7293-9

 

Weiterführende Links:
Haymon Verlag: Michael Forcher, Erzherzog Ferdinand II.
Wikipedia: Michael Forcher

 

Andreas Markt-Huter, 11-04-2018

Bibliographie

AutorIn

Michael Forcher

Buchtitel

Erzherzog Ferdinand II. Landesfürst von Tirol. Sein Leben. Seine Herrschaft. Sein Land

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

Haymon Verlag

Seitenzahl

320

Preis in EUR

22,90

ISBN

978-3-7099-7293-9

Kurzbiographie AutorIn

Michael Forcher wurde 1941 in Lienz/Osttirol geboren. Als promovierter Historiker, Journalist und Verleger veröffentlichte er zahlreiche Publikationen und Bücher zur Geschichte und Kulturgeschichte Tirols. Am 17. Februar 2004 erhielt Michael Forcher das Kulturehrenzeichen der Stadt Innsbruck, womit er für seine Verlegertätigkeit ausgezeichnet wurde.