Christine Riccabona / Erika Wimmer (Hg.), Arunda. Vierzig

Titelbild: ArundaEine Zeitschrift nach einem Berg zu benennen, ist nie falsch. Zumindest Begriffe wie stabil, zeitlos und offen lassen auf ein Konzept schließen, wonach man mit Weitblick eine regionale Kultur zu bestreichen gedenkt. Arunda ist ein Berg in der Nähe von Mals Richtung Grenzgebiet zur Schweiz, von wo aus man an guten Tagen gute Sicht auf den Vinschgau hat.

Wie in der Zeit der regionalen Print-Euphorie üblich, ist im Jahre 1976 die Arunda gegründet worden, die jetzt zum vierzigsten Geburtstag vollständig digitalisiert und online gestellt ist. Christine Riccabona und Erika Wimmer haben zudem einen Arunda-Jubiläumsband herausgegeben, worin die Arunda-Macher im losen Gespräch die letzten Jahrzehnte Revue passieren lassen, umkränzt von Dokumenten und Fotos.

Kennzeichen der Arunda ist immer ihr unregelmäßiges und unförmiges Erscheinen gewesen, das ganze Generationen von Bibliothekaren beim Sammeln verrückt gemacht hat. Jetzt in der mustergültigen Online-Aufstellung hat auch die Arunda ihren Frieden mit Zählwerk und Format gefunden.

Neben der Verweigerung eines einheitlichen Formats ist die Kombination aller Künste das zweite Merkmal der Arunda. Alles, was sich zu einem Thema in irgendeiner Kunstgattung hat auftreiben lassen, ist mit den damals analogen Vervielfältigungsmitteln zu formidablen Heften und Büchern zusammengetragen worden.
Der Jubiläumsband bedient zwei Gefühle. Einmal ist es der Stolz, so eine Zeitung gemacht zu haben und durchgehalten zu haben, andererseits ist es die Kritik, mit der man die Zeitschrift jetzt schon historisch würdigen und beurteilen kann.

Natürlich überwiegt die Freude, wie durch diese Zeitschrift selbstbewusste Menschen ihre Individualität und ihren Vogel haben ausleben können. Romantisch sind auch die Locations der Produktion, wenn in einem alten Obstlager zwischen Obststeigen und Biomasse die Künste zusammengepresst worden sind.

Die Kritik geht am ehesten dahin, dass die Arunda den Zeitpunkt des Aufhörens versäumt und genauso museal geendet hat, wie sie ursprünglich den musealen Zustand des Landes bekrittelt hat. Die Redaktion hat zudem immer das Eigenbrötlerische verwaltet, von einem Sprung hinaus aus dem Vinschgau ist selten die Rede, meistens verkommt die Arunda zu einem Katalog von betulich vorgetragenen Ritualen, die den Vinschgau feiern.

Die Einzelnen Kunstgattungen werden im Reader auch schon epochal zusammengefasst und gedeutet, der Jubiläumsband wird in diesem Teil bereits zu einem historischen Bericht, der Bestand hat.

Und über allem steht natürlich die Genugtuung, dass ein schönes Werk vollbracht ist, zuerst in vierzig Jahren auf Papier, und jetzt für die Ewigkeit online auf: www.arunda.it

Christine Riccabona / Erika Wimmer (Hg.), Arunda. Vierzig. Jubiläumsband. Im Auftrag des Forschungsinstituts Brenner-Archiv der Universität Innsbruck
Innsbruck: Limbus Verlag 2016, 183 Seiten, 18,00 €, ISBN 978-3-99039-095-5


Weiterführende Links:
Limbus Verlag: Christine Riccabona / Erika Wimmer (Hg.), Arunda. Vierzig
Universität Innsbruck: Christine Riccabona
Wikipedia: Erika Wimmer

 

Helmuth Schönauer, 26-01-2017

Bibliographie

Buchtitel

Arunda. Vierzig. Jubiläumsband

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Limbus Verlag

Herausgeber

Christine Riccabona / Erika Wimmer

Seitenzahl

183

Preis in EUR

18,00

ISBN

978-3-99039-095-5

Kurzbiographie AutorIn

Christine Riccabona, geb. 1963 in Mils/Imst, lebt in Telfs.

Erika Wimmer, geb.1957 in Bozen, lebt in Innsbruck.