16-Buchstabenprobe

16-buchstabenprobeDie Buchstabenproben sind einfach durchführbare pädagogische Diagnoseinstrumente, die Aussagen über den aktuellen Lernstand einzelner Schülerinnen und Schüler beim Schriftspracherwerb bieten und aus denen sich die nächsten Lern- bzw. Förderschritte ableiten lassen. Je nach Lerntempo der einzelnen Schüler:innen kann der Durchführungszeitpunkt durch die Lehrperson individuell festgelegt werden. Die Buchstabenproben sind keinesfalls als Bewertungsinstrument zu sehen, sondern ausschließlich im Rahmen einer gezielten Förderdiagnostik anzulegen.

Gerade zu Beginn des Schriftspracherwerbs in der ersten Klasse können sich hier deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Schüler:innen zeigen, da sich der Lese- und Schreiblernprozess bei jedem Kind individuell gestaltet. Dieser Tatsache kann durch individuelles Lerntempo und gezielt eingesetzte, personalisierte Maßnahmen Rechnung getragen werden. Hierbei erweisen sich, neben den Beobachtungen der Lehrpersonen, die Buchstabenproben als hilfreiches und aussagekräftiges Instrument.

 

Beim Lesen und Schreiben werden jeweils die bereits erlernten Buchstaben in Lese- und Schreibrichtung überprüft (Buchstabe-Laut- und Laut-Buchstabe-Beziehungen).

Einsicht in die Lesetechnik auf der indirekten Leseroute (Zusammenlauten unbekannter Wörter) bekommt die Lehrperson durch das Pseudowortlesen und die Lesetechnik betreffend die direkte Leseroute (Lesen von bekannten Wörtern) wird durch das Wortlesen ersichtlich.

Beim Schreibteil gilt das Hauptaugenmerkt der Lautanalyse (lauttreues Schreiben) – dies wird durch das Schreiben von Pseudowörtern nach Ansage deutlich. Der Aufbau eines minimalen, lauttreuen Wortspeichers wird durch die Ansage von bekannten Wörtern überprüft.

 

Je nach den bereits erworbenen Fähigkeiten betreffend die einzelnen Teilbereiche (Buchstabenkenntnis in Lese- und Schreibrichtung, Lesetechnik auf beiden Leserouten und lauttreues Schreiben) gilt es für jede einzelne Schülerin/jeden einzelnen Schüler nach der Durchführung und Auswertung der Buchstabenprobe die nächsten Lernschritte individuell festzulegen.

 

Buchstabenkenntnis in Lese- und Schreibrichtung:

Diese beiden Bereiche werden getrennt überprüft, da sich Unterschiede zwischen Lesen und Schreiben der Buchstaben zeigen können. Werden einzelne oder mehrere Buchstabe-Laut- sowie Laut-Buchstabe Verbindungen noch nicht ausreichend automatisiert beherrscht, gilt es diese nachzuschulen. Es ist zielführend neue Buchstabe-Laut-Kombinationen erst dann anzubieten, wenn die bereits erlernten gut gefestigt sind.

 

Lesetechnik:

Das korrekte, technische Lesen, als Grundlage für einen stabilen Leseerwerb, wird durch das Lesen von Pseudowörtern (indirekte Leseroute) deutlich. Bei hoher Fehlerzahl oder auch bei sehr langsamen, mühevollem Zusammenlauten sollen gezielte Fördermaßnahmen dazu eingeleitet werden (z.B. Lesen von Pseudowortlisten mit gezieltem Aufbau nach Schwierigkeitsstufen, Lesen mit den Buchstabenwürfeln etc.).

Beim Lesen der bekannten Wörter gilt es den Leseweg zu beobachten, den Schüler:innen wählen. Ziel ist es, dass ein gewisser Grundwortschatz direkt erkannt und erlesen werden kann. Sollten hier noch Herausforderungen betreffend das Zusammenlauten bzw. betreffend die Leseflüssigkeit erkennbar sein, bietet das Lesen von Silben eine gute Fördermöglichkeit (z.B. Silbenteppiche etc.). Auch hier ist der Aufbau nach Schwierigkeitsstufen zielführend (einfache Vokal-Konsonanten-Verbindungen mit Dauerkonsonanten vor dem Lesen von Plosivlauten, Einführung von Zwielauten; erst, wenn das beherrscht wird, können auch Konsonantenverbindungen angeboten werden).

 

Lauttreues Schreiben:

Das lauttreue Schreiben (Beherrschen und Umsetzen der Lautanalyse) gilt es vor Einführung von Lern oder Merkwörtern mit Rechtschreibschwerpunkten unbedingt abzusichern. Für diesen Lernprozess haben Schüler:innen die ersten beiden Schuljahre Zeit. Auch hier kann vor allem anhand der angesagten Pseudowörter die Entwicklung betreffend den Schriftspracherwerb jeder einzelnen Schülerin/jedes einzelnen Schülers festgelegt werden und daraus können individuelle, nächste Schritte abgeleitet werden.

Dazu gilt es den Aufbau des für die Ansage verwendeten Wortmaterials zu beachten.

Am einfachsten sind Wörter und Pseudowörter, die aus reinen Vokal-Konsonant-Verbindungen ohne Plosivlaute zusammengesetzt sind (z.B. elam oder lami bzw. Rose oder Oma). Zwielaute bilden einen nächsten Schritt in der Schriftsprachentwicklung ab (z.B. leima oder eisam bzw. leise oder einem). Plosiv- oder Stopplaute sind schon eine größere Herausforderung (z.B. etam oder tami bzw. Atem oder Tal). Die größte Herausforderung in Bezug auf die Lautanalyse sind die sogenannten Konsonantenhäufungen. Hier sind jene, die in der Wortmitte angesiedelt sind am einfachsten (z.B. lamsi oder Tante), da sie durch silbierendes Sprechen aufgelöst und somit gut herausgehört werden können. Am Wortanfang (z.B. fram oder Gras) oder am Wortende (z.B. lams oder Turm) ist dies schon schwieriger. Anhand dieses Aufbaus kann ermittelt werden, was das einzelne Kind schon gut beherrscht und welche Lautverbindungen noch eine Herausforderung darstellen und somit gezielt geübt werden müssen. Für das Üben können aus den bereits bekannten Buchstaben unterschiedliche Wörter nach Schwierigkeitsstufen zusammengestellt werden.

 

 

Dazu kann eventuell dieser tabellarische Aufbau hilfreich sein:

Wortaufbau

Bsp. PW

Bsp. Wort

Neues PW

Neues Wort

Vokal-Konsonant-Verbindung

amos

lami

Oma

Name

 

 

Vokal-Konsonant-Verbindung mit Zwielaut

leima

eisam

leise

einem

 

 

Vokal-Konsonant-Verbindung mit Plosivlaut

etam

tami

Atem

Tal

 

 

Konsonantencluster in der Wortmitte

lamsi

Tante

 

 

Konsonantencluster am Wortanfang

fram

Gras

 

 

Konsonantencluster am Wortende

lams

Turm

 

 

Zielgruppe