Holger Schmenk, Populäre Musik im Geschichtsunterricht I - 1948–1989
„Während historische Lieder […] fester Bestandteil der Geschichtsdidaktik geworden sind, sind die Publikationen zu populärer Musik sowie ihrem didaktischen Einsatz im Geschichtsunterricht bis lang bis auf wenige Ausnahmen eher ein Randthema gewesen, obwohl sie sowohl als Gegenstand als auch als Quelle ein hohes Lern- und Motivationspotential bieten und zur Sensibilisierung beitragen sowie unterstützend für die Förderung des Geschichtsbewusstseins sein können.“ (S. 5)
Das Geschichtsdidaktik-Sachbuch „Populäre Musik im Geschichtsunterricht“ bietet am Beispiel von dreizehn ausgewählten Pop-Songs wie sich Musik als historische Quelle für die Analyse der politischen und sozialen Verhältnisse zwischen 1948–1989 gezielt im Geschichtsunterricht verwenden lässt.
In vier Kapiteln wird jeweils ein Jahrzehnt von den 1950-er bis in die 1980-er Jahre am Beispiel von drei bzw. vier Liedern vorgestellt und die gesellschaftlichen Verhältnisse und Stimmungen anhand der Liedtexte herausgearbeitet. Im ersten Kapitel „Von der Trizone zu den »Goldenen Fünfzigern«: 1948-1959“ werden die Lieder „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ von Karl Berbuer aus dem Jahr 1948, Bill Haley‘s „Rock Around the Clock“ aus dem Jahr 1954 und Wolfgang Neuss‘ 1958 entstandenes „Lied vom Wirtschaftswunder“ aus ihrem historischen Umfeld heraus analysiert und interpretiert.
Kapitel 2 „Aktiver Nicht-Frieden? Musik im Kalten Krieg: Die 1960er Jahre“ spiegelt die Entwicklungen im Jahrzehnt des Beats und der Protestbewegungen gegen den Krieg wieder. Beispielgeben für die unterschiedlichsten Stimmungslagen in diesem Jahrzehnt sind die ausgewählten Songs und Lieder „Masters of War“ von Bob Dylan, Freddy Quinns „Wir“ aus dem Jahr 1966 und Ton Steine Scherben 1969 entstandenes Lied „Macht kaputt, was euch kaputt macht“.
Das 3. Kapitel „Katastrophen, Terror, Atomkraft: Die 1970er Jahre“ zeigt die Veränderungen im Jahrzehnt der Wirtschaftskrise und des gesellschaftlichen Umbruchs am Beispiel von Udo Jürgens „Griechischer Wein“ aus dem Jahr 1974, Klaus Renfts „Rockballade vom kleinen Otto“ aus dem selben Jahr und dem 1976 entstandenen Song „Glad to Be Gay“ von Tom Robinson.
Im 4. Kapitel „Vom Protest zur friedlichen Revolution: Die 1980er Jahre“ bieten Slimes 1982 entstandenes „Yankees raus“ ebenso ein Stimmungsbild des Jahrzehnts wie Righeiras „Vamos a la playa“ aus dem Jahr 1983, Slayers „Angel of Death“ von 1986 und Metallicas „One“ aus dem Jahr 1988.
Zu Beginn eines jeden Kapitels werden die musikalischen, gesellschaftlichen und politischen Leitthemen des Jahrzehnts nähergebracht, um die einzelnen Lieder im Folgenden besser in das gesellschaftliche Umfeld einordnen zu können. Neben den vollständigen Liedtexten mit Übersetzung bietet das Sachbuch jeweils Informationen zum Künstler und zur Entstehung des Liedes sowie eine Interpretation im historischen Kontext und didaktische Impulse für den Unterricht.
Holger Schmenks Sachbuch zum Geschichtsunterricht stellt ausgewählte Beispiele aus dem Bereich der Populären Musik von den 1950-er bis in die 1980-er Jahre bereit, die speziell für den Unterricht aufbereitet und in den historischen Kontext der jeweiligen Zeit gesetzt werden.
Gezeigt werden die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Auseinandersetzung mit Gegenwartsmusik in der Geschichtsdidaktik, durch die Geschichtsunterricht lebendig und hautnah vermittelt werden kann.
Ein ebenso hilfreiches wie spannendes Sachbuch für den Unterricht, das durch fundierte Analysen und Einsatzmöglichkeiten sowohl in der Unter- als auch Oberstufe attraktive Einsatzmöglichkeiten im Geschichtsunterricht eröffnet.
Holger Schmenk, Populäre Musik im Geschichtsunterricht I - 1948–1989. Aus d. Reihe: Geschichte unterrichten
Frankfurt a. Main: Wochenschau Verlag 2024, 72 Seiten, 27,70 €, ISBN 978-3-7344-1651-4
Weiterführende Links:
Wochenschau Verlag: Holger Schmenk, Populäre Musik im Geschichtsunterricht I - 1948–1989
Wikipedia: Holger Schmenk
Andreas Markt-Huter, 22-10-2024