Wolfgang Raffeiner, Aus dem späten Leben

Buch-CoverKann ein unspektakulärer Mensch eine spektakuläre Biographie haben? Wolfgang Raffeiner zeigt mit seinen Mitschriften zum eigenen Leben, dass das so genannte einfache Leben durchaus aufregend sein kann.

Als Chef einer Zimmerei hat er ein Leben lang nicht nur die schwersten Stämme behauen und zersägt, sondern daneben auch immer sein Leben in wohl proportionierte Scheiter zerhackt und zu einer Tagebuchartigen Kulturmitschrift aufgeschlichtet.

Nach „Jugendjahre“ und „Sommerzeit“ ist das Lebenswerk jetzt mit „Aus dem späten Leben“ abgerundet.

Am Beginn des dritten Bandes steht eine Skizze über das Bauen im Überetsch, diese Skizze dokumentiert das verlogene Bauen in Südtirol und geht voll zur Sache. In der Provinz tun wir meist etwas anderes, als wir mit den Worten sagen, und auch die Dimensionen sind immer irreal, weshalb Kitsch und Klobigkeit die permanenten Begleiter der Architektur eines kulturell abgeschotteten Landes sind.

Von den Erfahrungen mit dieser Streitschrift ausgehend berichtet Wolfgang Raffeiner, was sich sonst so alles an seinem Lebensabend zugetragen hat. Der Sohn ist dem Tod knapp von der Schaufel gesprungen, Alexander Langer hat wie so oft einen unermüdlichen Diskurs über scheinbar wichtige Details der Lebensplanung geführt, Ivan Illich gibt ein paar theologische Gedankensplitter zum besten.

Literarisch gesehen ist Helene Flöss mit ihrer Tapferkeit des Erzählens eine Entdeckung und Gertrud Patterer aus Osttirol wird als großes kulturelles Licht empfunden.

Als Leser staunt man über diese Maßstäbe, manchmal schlägt die Unverhältnismäßigkeit der Proportionen in der Provinz, welche der Autor dem Bauwesen vorwirft, auch in seinen Aufzeichnungen über die Künste in der Provinz zu Buche.

Aber gerade diese nonchalante Verknüpfung von intellektuellen Peanuts mit schollenschweren Gedankenschürfungen macht das Buch interessant. Hier wird hemmungslos zusammengeschrieben, was eben mal dick und mal dünn als Gedanke durch den Kopf rinnt. So nebenher entsteht ein gutes Dokument darüber, wie die Zeitgeschichte beim Endverbraucher angekommen ist.

Und letztlich ist die Einteilung des Lebens in die Abschnitte „Kultur“, „Freundschaften“, „Leid und Unglück“, „Sprache und ihre Probleme“ gar nicht so blöd und erinnert an ein klassisches Lesebuch, bei dem ja auch die Themen wie Jahreszeiten im ewigen Kreislauf abgehandelt werden, bis der Schüler fertig oder erwachsen ist.

Wolfgang Raffeiner, Aus dem späten Leben. Biographie.
Innsbruck: Skarabaeus 2006. 116 Seiten. EUR 12,90. ISBN 3-7082-3202-X.

 

Weiterführende Links:
Skarabäus-Verlag: Wolfgang Raffeiner, Aus dem späten Leben
Literaturhaus: Wolfgang Raffeiner

 

Helmuth Schönauer, 27-01-2006

Bibliographie

AutorIn

Wolfgang Raffeiner

Buchtitel

Aus dem späten Leben

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2006

Verlag

Skarabaeus

Seitenzahl

116

Preis in EUR

EUR 12,90

ISBN

3-7082-3202-X

Kurzbiographie AutorIn

Wolfgang Raffeiner, geb. 1928 in Meran, lebt in Eppan.