Titelbild: platonow die baugrubeEin Dreißigjähriger wird wegen wachsender Kraftschwäche entlassen, er geht nach draußen, um an der Luft besser seine Zukunft zu verstehen.

Andrej Platonow hält sich mit seinem Roman „Die Baugrube“ nicht lange im Arbeitermilieu auf, sondern schreibt gleich einen Schöpfungsbericht des modernen Menschen, der 1931 nicht umsonst das Missfallen Stalins auslöst. Der Roman muss verschwinden und mit ihm verschwindet auch die beste sowjetische Literatur, wie der Nobelpreisträger Joseph Brodsky wehmütig bemerkt.

Titelbild: Jörg Bibow und Heiner Flassbeck, Das Euro-Desaster„In diesem Buch geht es um die konkreten Auswirkungen der Politik der Eurogruppe und der sogenannten Troika auf die Eurokrisenländer. Bis heute haben die meisten Beobachter nicht verstanden, was dort passiert ist und warum der Einbruch der Produktion so gewaltig war. Das liegt daran, dass überwiegend nicht gesehen wird, welch fatale Entwicklung von den Lohnsenkungen ausging, die mit staatlicher Austeritätspolitik kombiniert wurden.“ (9)

Europa scheint aus der wirtschaftlichen Krise und Stagnation nicht herauszukommen. Die Wirtschaftswissenschaftler Jörg Bibow und Heiner Flassbeck zeigen auf, weshalb sich die Verhältnisse in Europa nach der großen Finanzkrise 2008 im Vergleich zu den USA oder Japan nicht nachhaltig verbessert haben und vor allem die südlichen Länder der Euro-Zone immer tiefer in eine Katastrophe zu rutschen drohen.

Titelbild: Andrei Mihailescu, Guter Mann im MittelfeldEine gutgemeinte Einschätzung eines Lebensstils kann letztlich einen schlechten Beigeschmack bekommen, wenn sie wörtlich genommen wird. Der gute Mann im Mittelfeld, der vielleicht als Fußballspieler ein Match drehen und gewinnen kann, wird im politischen Ambiente zur grauen Maus, die nichts anderes im Sinn hat, als zu überleben.

Andrei Mihailescu versucht die Schrecken der Ceausescu-Ära erträglich zu machen, indem er in Form eines Bildungsromans von einem Helden berichtet, der alles überlebt, weil er sich die passende Geschichte dazu erzählt. Dadurch gerät der Leser in einen seltsamen Empfindungsstress. Einerseits muss er die Ungerechtigkeit der rumänischen Diktatur ächten und die Menschenrechte aus dem Gefühlsfundus auspacken, andererseits bewundert er den heldenhaften Mitläufer, der als Überlebenskünstler dem Polizeistaat beinahe poetische Züge abgewinnt.

Paul Jaeg, GlutDruck. Texte der Gruppe SinnenbrandWenn ein Projekt GlutDruck heißt, hört man es zischen und brodeln, da hat man noch nichts gesehen. Und dann dreht man das Buch und am hinteren Cover sieht man vier Künstler springen, musizieren, performen und diskutieren.

Die Gruppe Sinnenbrand setzt sich aus Peter Assmann (Linz), Ferdinand Götz (Bad Ischl), Paul Jaeg (Gosau) und Richard Wall (Engerwitzdorf) zusammen. Ihr Konzept besteht aus dem Verschmelzen von diversen Kunstgattungen zu einem Glutvulkan, der an bemerkenswerten Orten ausbricht.

Titelbild: Gerhard Schweizer, Islam verstehen„Im vorliegenden Buch versuche ich zu zeigen, dass »Islam« für viele Hundert Millionen Gläubige etwas völlig anderes bedeutet als das, was radikale Splittergruppen als den »wahren Glauben« und die einzig richtige Gesellschaftsform propagieren.“ (18)

Gerhard Schweizer setzt sich intensiv sowohl mit dem schwierigen Verhältnis zwischen westlich-christlicher Kultur und dem Islam, als auch mit den verschiedenen unterschiedlichen Facetten im Islam selbst auseinander. Dabei bietet er einen historischen Abriss in der Entwicklung beider Religionen sowie ihrer Beziehungen von der Entstehung des Islam bis in die Gegenwart.

„Aber je länger ich mich mit den alten Griechen und ihrer Kultur beschäftigte, desto überzeugter bin ich, dass sie herausragende Eigenschaften besaßen, die man in dieser Fülle kaum anderswo im Mittelmeerraum oder im Nahen Osten findet.“ (13)

Das Sachbuch zur griechischen Antike versucht die einzigartige Geschichte der alten Griechen über einen Zeitraum von zwei Jahrtausenden, von der minoisch-mykenischen Kultur bis zum Beginn des Oströmischen Reiches darzustellen und die zehn zentralen Eigenschaften aufzuzeigen, die für ihre großen kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen verantwortlich sind, die zur Grundlage des westlichen Denkens werden konnten.

„Wäre es als böses Omen gesehen worden, Erzherzog Ferdinand II. hätte gleich wieder umkehren müssen. Allzu viel ging schief, als der neue Landesfürst am 17. Jänner 1567 in seine zukünftige Residenzstadt Innsbruck einzog.“ (9)

Erzherzog Ferdinand II. spielt in der Tiroler Geschichte eine beachtenswerte Rolle als humanistisch gebildeter Kunstliebhaber mit großer Kunstsammlung sowie als wichtiger Protagonist der Gegenreformation. Berühmt gemacht hat ihn jedoch seine skandalöse Ehe mit der Kaufmannstochter Philippine Welser, für die er Schloss Ambras mit seiner weithin berühmten Kunst- und Wunderkammer errichten ließ.

„Es ist weitaus schwieriger und beschwerlicher, über eine historische Tragödie zu berichten, als sie hervorzurufen oder an ihr teilzunehmen.“ (9) Dieser erste Satz des Partisanen-Buches hat die Kraft eines ganzen Studiums.

Als Milovan Djilas in den 1970er Jahren seine literarischen Lebenserinnerungen über den Krieg der Partisanen vorlegt, muss er dies in englischer Übersetzung im westlichen Ausland tun, zu Hause im Tito-Land ist er nämlich längst in Ungnade gefallen. Das zeigt ja auch das Hauptproblem des Partisanentums: Wer ist ein Echter und wer muss liquidiert werden?

„WIE ENTSTEHT EINE Stadt? In den meisten Reiseführern liest man, Rom sei am 21. April 753 v. Chr. gegründet worden. Eine verdächtig genaue Angabe, die oft ungeprüft übernommen wird – und gedenken nicht die Römer selbst jedes Jahr am 21. April der Gründung ihrer Stadt?“ (5)

Kaum eine Stadt spricht aus so vielen Straßen und Gassen zu ihren Besuchern wie die ewige Stadt Rom. Jeder Spaziergang über die sieben Hügel und durch die zahlreichen Winkel ist gleichsam eine Reise bis in die entfernteste Vergangenheit einer Stadt, die einmal die Geschicke der antiken Welt gelenkt hat.

In historisch bedingten Ausnahmefällen hat der Roman schon einen Roman erzählt, ehe er erscheinen kann.

Joaquim Amat-Piniella hat in realiter ein Leben als Kämpfer im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner hinter sich, eine Flucht nach Frankreich, eine Gefangennahme durch Nazi-Deutschland im besetzten Frankreich, eine Überstellung nach Mauthausen, eine Befreiung durch die US-Truppen und ein Leben als Schriftsteller in der Franko-Diktatur, ehe er 1963 den Roman „K. L. Reich“ in Barcelona herausgibt.