Manche Geschichten schaffen es spielend, eine Gegend oder einen gesellschaftlichen Landstrich unvergesslich zu porträtieren.

Josef Pedarnig nennt seine Textsammlung aus mehreren Jahren zusammengetragen schlicht Miniaturen. Damit spielt er schon auf das Hauptthema an: Was kann in einem entlegenen Soziotop ein Thema sein, wenn nicht eine Miniatur, und werden in der Entlegenheit nicht auch große Dinge zu einer Miniatur?

„Dennoch nimmt Italien eine Sonderrolle unter den westeuropäischen Demokratien ein: 60 Regierungen seit 1945 sind ein Rekord …“

Italien ist den meisten deutschsprachigen Bewohnern nördlich der Alpen als Urlaubsland am Mittelmeer ein Begriff mit dem der südländische Lebensstil „La dolce vita“ verbunden wird. Wenn es um Fragen der Gesellschaft, Wirtschaft, Politik & Kultur Italiens der letzten 100 Jahre geht, ist das Allgemeinwissen darüber schon weniger ausgeprägt.

Werbung für Literatur geht oft eigenartige Wege. Da hat beispielsweise ein Verlag die Rechte eines Klassikers, was ist also naheliegender, als einen Zeitgenossen buchstäblich auf den Weg des Klassikers zu schicken.

Im Falle von Heinrich Heine wird das Gesamtwerk von jenem Verlag betreut, der auch den Abenteurer und Anthropologen Achill Moser losgeschickt hat, mit seinem an Afrika geschulten Blick die Alpen im Geiste Heines zu durchwandern. Der Abenteurer hat, um auch ein jüngeres Publikum anzusprechen, seinen zwanzigjährigen Sohn Aaron mit im Gepäck, der einen forschen Schritt hat und nach jedem Kapitel eine SMS an seine Mama schreibt.

Der mit Voltaire befreundete französische Philosoph Claude-Adrien Helvetius bemerkte: „Es ist das Wesen der despotischen Regierungsform, im Menschen die Regung der Leidenschaften abzuschwächen.“

Nach dem Ende des Kalten Krieges war die Hoffnung weit verbreitet, dass Demokratien westlichen Zuschnitts nun weltweit ihren Siegeszug halten würden. Diese Hoffnung ist nun einer ernüchternden Tatsache gewichen:

Zwischen Grönland und Patagonien, zwischen Tuwa und dem Tschad ist klar, wie ein repräsentativer Fotoband auszusehen hat. Zum Unterschied von einer Fahne oder einem Wappen, welche jeweils eine historisch-politische Minimalinformation absondern, ist ein RFB (Repräsentativer Fotoband) absolut ohne historische oder politische Information. Er hat nur eine Aufgabe: schön zu sein.

Im Falle Tirols, das ja in sich ja aus Schönheit besteht, wird ein Fotoband an manchen Stellen oft so schön, dass es auf der Netzhaut schmerzt, ehe das Bild zerschmilzt.

„So sind sie, die Germanisten. Zu Lebzeiten ignorieren sie dich, und dann kriechen sie zu dir und deinem Nachlass ins Grab.“

Angesichts des wunderbaren Schubers, in den Johannes E. Trojers Werkausgabe gesteckt ist, denkt man natürlich an diesen süffisanten Kommentar des Autors, Heimatkundlers, Zeitgeschichtlers und Literaturpädagogen. Vom schlechten Gewissen getrieben, wie die Zeitgenossen Johannes E. Trojer zu Lebzeiten behandelt haben, wenn er etwa mit der Kulturzeitschrift „Thurntaler“ mit einigen Exemplaren nach Innsbruck oder Wien gekommen ist, haben jetzt Fans eine berührend zeitlose Werkausgabe herausgebracht.

Buch-CoverDer Begriff Headhunter stammt aus dem Amerikanischen, wo bekanntlich in jedem Satz Pragmatismus, Romantik und religiöser Touch zusammentreffen. Ein Headhunter macht sich mit weißem Hemd und einer Trappermütze unter der Kopfhaut jeden Tag daran, für Konzerne und andere Geldgeber Personen aufzustöbern, die sein Vermögen und jenes des Auftraggebers vermehren könnten.

Marcus Schmidt geht in seinem Buch mit aller Erfahrung und Vorurteilen vor. Da der Mensch nichts lieber als Vorurteile hat, hat er eben die gängigsten Karriere-Klischees zusammen getragen. Allein schon wegen dieser Zusammenstellung sollte man dieses Berufsstrategie-Buch lesen. So ist es nämlich für einen normalen Menschen durchaus interessant einmal zu lesen, wie so ein Menschenjäger des Systems tickt.

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Zwar besteht in unserem kapitalistischen System alles aus Rechnungen, die offensichtlich eine Wertermittlung voraussetzen, aber dann gibt es doch das große Tabu, dass man den Menschen und sein alltägliches Treiben nicht einer Preisermittlung aussetzen darf.

Jörn Klare sucht verschiedene Stationen auf, an denen offensichtlich der Mensch einen Wert hat und Opfer eines Zahlenspieles ist. Schon das Eingangsbeispiel "Rentabilitätsberechnung" aus dem Konzentrationslager Buchenwald zeigt, dass das Umrechnen von menschlichen Werten in ein Geldsystem ethisch alle Grenzen sprengt.

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Das Dramolett ist für alles, was in Österreich geschieht, die ideale Darstellungsform. Irgendwie klingt es nach Omelett, dabei ist es eher ein dramaturgischer Seufzer, weil der Stoff nicht für einen dramatischen Plot reicht.

Antonio Fian arbeitet sich wöchentlich mit seinen Standard-Dramoletten an Österreich heran und anschließend ab. Zu seufzen gibt es ständig etwas, die Themen liegen quasi auf der Straße.

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Es gibt heutzutage kaum eine Nachrichtensendung oder eine Dokumentation, worin nicht von gestrandeten Menschen aus Afrika die Rede wäre. Zwar wissen wir in Worten alle, dass es sich dabei um Menschen handelt, in der Realität des eingebunkerten Europa jedoch werden alle diese Schicksale zu einer Bedrohung.

Margareth Obexer, die sich vielleicht aus Solidarität zu dem Titel "Wenn gefährliche Hunde lachen" selbst wie ein Hund Maxi nennt, stellt romanfüllend das Schicksal der jungen Helen aus Nigeria vor, die nichts anderes im Sinn hat, als in das Paradies Europa zu gelangen.